Tanz der Aranaea (German Edition)
des Abzugbügels, in irgendeine Tasche ihres weiten flatternden Gewandes verschwinden.
»Womit wollen Sie bezahlen Monsieur? So wie Sie aussehen, vermute ich ihr Quartier in den unterirdischen Abwasser-kanälen von Bejaia.«
Ihre Körperhaltung wirkte nun etwas entspannter, und sie schien auf eigenartiger Weise irgendwie erleichtert zu sein, als hätte sie schlimmeres als mich erwartet, obwohl ich aussah wie ein Wildschwein im Trüffelrausch. Überall war ich verdreckt von meinem Sturz auf den klitschigen und matschigen Lehmboden, und dazu die Spinnweben die an meinen Kleidern klebten, als ich durch das Kellerfenster des Museums kroch.
»Ich komme aus den Kellerräumen des hiesigen Museums, Madame Marlene, und mein Geld reicht gerade noch, um mir eine kleine Mahlzeit und vielleicht ein einfaches Gemach als Nachtquartier zu leisten.«
Ich überlegte, warum Madame das rechte Augenlid so weit nach oben gezogen hatte, als ich Madame Marlene, zu ihr sagte? Jedenfalls sah es teuflisch sexy aus.
»Ich bin nicht Madame Marlene, wie kommen Sie darauf? Mein Name ist Marie-Claire Hochstätt! Wie ist ihr Name bitte?«
»Vancelli! Francesco Vancelli, ich bin Schweizer, und Journalist auf der Durchreise! Madame, ich möchte mit einem Dampfer von Nordafrika zur Elfenbeinküste schippern.«
Warum lachte Madame? Mein Gott wie sie lachte, und dabei die schönsten Zähnchen zeigte, und ich fühlte eine wachsende Idiotie aus meinem Inneren emporsteigen. Ein Traum von makellosem Weib und ich war verdreckt an Leib und Seele. So war es schon immer bei mir, schon als Kind als ich auf Kirschbäume kletterte und Kirschen stahl um es den wartenden Mädchen die unten an den Bäumen auf die Kirschen warteten, zu geben. Ich sah hinterher schmutzig aus, vom Baumstamm erklettern, und die Gnädigsten in sauberen Gewändern kicherten über meinen verschmutzten Zustand. Und doch tat ich es immer wieder.
Madame lachte noch immer; von wegen ein Journalist auf der Durchreise. Auf einem Stuhl in der Ecke der Küche, saß eine dunkelhäutige junge Frau, mit einer eigenartigen Haartracht. Das schwarze nicht sehr lange, gekräuselte Haar war auf einer Seite streng gescheitelt. Der kürzere Teil der Scheitelseite war fast bis zur Trennlinie sauber rasiert. Der andere Teil der Haarpracht war in der Mitte ihres Kopfes zu einem Büschel zusammen gefasst, und wurde mit einem kleinen schwarzen Band gehalten. In ihrem Gesicht, waren eigenartige Tatauierungen in Form verschiedener Muster zu sehen. Das Kinn zeigte eine kreisförmige Tatauierungen und an beiden Seiten der Nasenflügel waren jeweils drei Symbole zu sehen. Die gut geformte Stirn hatte sie mit einem tatauierten, quaderförmigen Muster „verschönern“ lassen. Die junge Negerin hielt eine Schüssel auf dem Schoß, und putzte mit würdiger Haltung das Gemüse. Sie schien an dem Geschehen das sich um sie herum abspielte, nicht das geringste Interesse zu haben. Sie schnipselte so teilnahmslos an ihrem Gemüse, als würden jeden Tag so abgerissene Penner wie ich, ihre Tür mit dem Fliegengitternetz eintreten, um rückwärts in die Küche zu stürmen.
»Wodaabe! Schau bitte im Restaurant nach ob neue Gäste gekommen sind, und dann zeige Monsieur Vancelli ein Zimmer. Er kann hier über Nacht bleiben! Und Sie Monsieur nehmen erst einmal ein kräftiges Bad. Wodaabe wird ihre Kleider reinigen lassen, und Sie bekommen ihre Elsässer Spezialitäten. Ihre Geschichte möchte ich auch noch hören, lückenlos! d’accord?«
Schwungvoll drehte sie sich dabei um, ging, oder besser beschrieben, sie schwebte aus den Niederungen des Journalisten auf der Durchreise, in die oberen Etagen ihrer edlen Gesinnung, und ich schickte ihr noch eine Bemerkung hinterher, die einem Vollidioten würdig war:
»Einverstanden Madame Marlene...äh…ich meine Marie-Claire. Entschuldigen Sie Madame Hoch...ich… «
Sie war schon nicht mehr zu sehen, und ich würgte noch an ihrem Namen herum. Wodaabe sah mich von oben bis unten hochmütig herablassend an, und tippte sich mit dem Finger an die Stirn. Sie zeigte mir schlicht und einfach den Vogel. Wie rasch doch die unterschiedlichsten Rassen, die es mit den Franzosen zu tun hatten, die Unarten der Franzosen sich aneigneten. Ich dachte, das es Zeit würde um mir Respekt zu
verschaffen. Wer mit Zouzou Zizanie und Sabi Loulou fertig wurde, wie ich, meistens jedenfalls, der wird auch noch mit Marie-Claire und dem jungen Negergemüse fertig.
Die hübsche Wodaabe forderte
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