Tanz der Aranaea (German Edition)
mich auf ihr zu folgen, und als sie vor mir die Treppe hoch ging, wackelte sie elegant mit dem Hinterteil, gleich einer Hollywood Diva. Dabei sah ich, dass ihr Haar am Hinterkopf zu einem Büschel gefasst war und bei jeder Stufe, die sie in unnachahmlichen Stolz erklomm, lustig hin und her fiel. Wodaabe zeigte mit einem charmanten Kopfnicken auf eine Tür. Vermutlich das Gästezimmer und sie forderte mich mit gespitzten Lippen und einem geschnalzten „ztzt“ auf, das Zimmer zu betreten. Dabei hielt sie beide Arme vor ihrer Brust verschränkt, und schaute mich aus weit aufgerissenen tiefschwarzen Augen ironisch grinsend und sich überlegend fühlend, an. Sie war sehr schlank und fast erreichte sie meine Größe. Der weit in den Nacken zurück gelegte Kopf und ihre schöne schmale lange Nase die durch ihre Kopfhaltung noch etwas verstärkt gegen den Wind zeigte, verlieh ihr eine königliche Grazie. Eine seltsame Rasse, dachte ich mir. Die Hautfarbe war um einiges dunkler gegenüber den Menschen hier in Nordafrika, aber wiederum nicht so schwarz wie bei den Eingeborenen in Schwarzafrika. Die Gesichtsform, Mund und die Nase, waren auch nicht sehr stark von negroidem Einschlag. Eigentlich mehr von europäischer Art. Vermutlich stammte Wodaabe aus einem Volk, das in der Sahelzone, zwischen Nordafrika und Zentralafrika beheimatet ist.
Das Gästezimmer machte wirklich einen gepflegten Eindruck. Ein großartiger Raum mit durchdachter Einteilung. Das gewaltige französische Bett hat Marie-Claire mit geschmackvollen Stoffen belegen lassen, und war in der Mitte des Zimmers so aufgestellt, dass man mühelos jede Wand erreichen konnte. Zur einen Seite befand sich eine nicht schlecht gefüllte Hausbar, ein TV Gerät, und ein Radiogerät. Die gegenüberliegende Wand wurde in ihrem gesamten Ausmaß als Gemälde genutzt. Ich versuchte den Sinn dieses Kunstwerkes zu analysieren. Blitze durchzuckten den schwarzen Himmel, der seltsamerweise sich völlig wolkenlos zeigte und dazu eine Vielzahl von Sternbildern aufwies. Die Blitze schienen aus einem anderen Universum auf die Erde geschleudert zu sein. Ein gewaltiges Gebirgsmassiv überragt von einem Berg mit imposanten Ausmaßen. Einer dieser Blitze schlug ein in dieses urige Gestein. Bei genauer Betrachtung hatte der Künstler in den Berg das Antlitz einer schönen jungen Frau hinein projiziert. Ausgehend von dem Gebirgsmassiv war eine grandiose Landschaft zu sehen, die an einem Flusslauf endete. Ein Fluss ohne Wasser. An einer anderen Stelle war ein Cherub zu sehen, der bis zur Hüfte im Flussbett stand und ein Greller Blitz schlug in das Haupt des Engels ein. Mit vor Schmerzen gezeichnetem Gesicht schien der Cherub sich in Wasser zu verwandeln, dass sich sogleich auch wie von einem Orkan getrieben, wild um ihn herum auftürmte.
Die Bedeutung dieses Gemäldes konnte ich mir beim besten Willen nicht erklären. Bestimmt konnte mir Marie-Claire darüber mehr sagen. Ich beschloss sie nachher dazu befragen.
»Cheliff und Chelia!« Wodaabe sagte es halblaut, und ihre Stimme klang dabei sehr ehrfurchtsvoll. Ich drehte mich um und schaute sie an, während sie heftig mit dem Kopf nickend auf das Gemälde zeigte. Den Namen Cheliff habe ich schon einmal gehört. Sabi Loulou erwähnte einmal diesen Namen in Bezug auf einen Erzengel, und das ich Küssen könne wie er, doch wie küsst ein Erzengel? Chelia dagegen sagte mir gar nichts.
»Mademoiselle Wodaabe, wer ist Chelia? Ist sie die Frau die im Berg da drin hängt und einen Blitz auf den Schädel bekommt? und warum steht da noch einer mit den Füßen im Wasser und kriegt einen Blitz verpasst?«
Als Antwort schüttelte sie nur ihren Kopf, und die Haarbüschel flogen wild hin und her. Sie zeigte zornig mit ihren Finger auf meine verdreckte Kleidung und deutet an, dass ich sie ihr geben solle. Zur Unterstreichung ihres Ärgers, stampfte sie noch mit einem Fuß, auf den Boden. Mehr Konversation war von ihr nicht mehr zu erwarten. Wie eine wild gewordene Buschwespe rauschte sie durch das Zimmer. Ihre Augen waren voll Zorn, als wollte sie mich auffressen. Womit konnte man alle Frauen der Welt rund um den Globus verrückt machen? Indem man sich über die Liebesgefühle lustig machte! Hatte ich zwar nicht und ist auch nicht meine Art, doch bei Cheliff und Chelia hatte ich wohl in das falsche Töpfchen gegriffen.
Wodaabe war nun stinkig auf mich und ich wusste zumindest, dass beide, Cheliff und Chelia, ein Liebespaar waren, und
Weitere Kostenlose Bücher