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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Lukitsch
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entdeckt. Sie wurden zuvor erschossen.«
    Wutentbrannt und mit bleicher Hautfarbe, verließ Oberst Schuka das Büro. Khaled Souri versuchte ihm zu folgen. Mit meiner erfundenen Geschichte trat ich eine Lawine los im Herzen Schukas. Dies musste erst von ihnen verdaut werden. Zuviel ging anscheinend an seiner Kompetenz vorbei und Harrer verabschiedete sich mit einem dünnen lächeln.
    Der junge Soldat brachte mich wieder zurück in meine Kemenate. Jetzt hatte ich wieder Zeit zum Überlegen, ob meiner erfundenen Geschichte, die mit Ausnahme des von mir liquidierten Lefebre, auch Wasserdicht war. Mir fiel aber nichts ein, was auf eine Lücke stoßen könnte. Janine Knöpfler, geborene Rachmanikoff, in Genf, musste richtig reagieren, sonst platzte die Seifenblase. Möglicherweise überprüften sie diese Richtung nicht, denn wenn Boris Schuka nach Moskau melden sollte, dass die Struktur zwischen der Zentrale in Moskau, und den Außenstellen Schweiz, und Algerien nicht reibungslos funktionierte, dann würden im KGB einige große Köpfe rollen. Der eine oder andere geschasste Häuptling wird sich erfahrungsgemäß irgendwann an Schuka, genüsslich tun, und Schuka, in seinem schon fortgeschrittenen Alter, wird wohl den Lebensabend lieber in seiner Datscha, am Schwarzen Meer verbringen wollen, als in der sibirischen Tundra. Leutnant Harrer im Gegensatz, war noch jung und ehrgeizig. Er hat es in seinem Leben bis zur Außenstelle Algerien gebracht. Ich hielt ihn für so vernünftig, dass er sich keinen Riss in seine Karriereleiter holen möchte. Wenn sie klug waren, dann meldeten sie Moskau, das sie Waschiwilli und Hikmat gerächt haben, indem sie Lefebre bereits zwei Tage nach deren Tod liquidieren konnten. Ich überließ ihnen gerne diesen Vorzug Lefebre getötet zu haben, um dafür den Orden, Held der Sowjetunion , zu erhalten.
    Nach einer Weile öffnete sich die Tür und ein mir bisher unbekannter Mann übergab mir einen blauschwarzen Straßenanzug und einen passenden Rollkragenpullover und verschwand danach wortlos. Ich kleidete mich um und legte mir meinen Marabout von Asissa um den Hals. Die Kleider von Dhabou packte ich zu einem Bündel und legte sie neben die Tür. Eine viertel Stunde später erschien der mir unbekannte Mann erneut und brachte mir ein Tongefäß gefüllt mit Couscous. Dazu eine kleine Karaffe mit Rotwein und eine Schachtel Zigaretten aus Westdeutscher Produktion.
    Wieder nur Warten und nichts als Warten. Zwischendurch auch mal ein kleines Nickerchen aber sonst war weder von außen noch hier im Haus das Geringste zu hören.
     
    Es war bereits Donnerstag der 19. Dezember, und von Harrer, Schuka und Souri keine Spur. Um 16.00 Uhr öffnete sich
    schließlich die Tür und Harrer mit seinem blonden Naturhaar schaute kurz herein und bat mich ihm zu folgen. Wir gingen wieder den gleichen Weg zu seinem Büro, wie gestern zuvor. Dieses Mal waren wir aber alleine in seinem Büro. Kein Oberst Schuka, kein Khaled Souri und auch keine Bewachung in Form von Soldaten. Meine gestrickte Geschichte war also voll angekommen und hat seine Wirkung getan. Neue Lebensgeister wurden in mir wach und gespannt auf Kommendes, sah ich Leutnant Harrer an. Harrer setzte sich in einen Ledersessel, der zur kleinen Sitzgruppe gehörte, welche Schuka und Souri gestern in Beschlag nahmen. Eine Flasche mit echtem französischen Cognac und zwei Gläser standen auf dem kleinen Tisch. 
    »Einen Cognac, Herr Vancelli?« Während Harrer mich bei dieser Frage mit einer Handbewegung zum Sitzen aufforderte, kramte er aus der Brieftasche ein Foto hervor, welches er mit der Aufnahmeseite nach unten, auf den Schreibtisch legte. Ich nahm auf dem zweiten Ledersessel
    platzt und dankend bestätigte ich, dass ich ebenfalls ein Glas mit Cognac trinken wollte.
    »Sie sehen heute wenigstens wieder wie ein zivilisierter Europäer aus, was man gestern von ihnen nicht behaupten konnte.«
    »Die Umstände, es sind die Umstände, die mich so zugerichtet haben. Mehr nicht, Herr Leutnant.«
    »Ja, ja, andere Länder, andere Umstände. Sagen Sie jetzt bloß nicht, dass wir diese Umstände hier eingeführt haben, Herr Vancelli.«
    »Nein, Herr Harrer, Umstände werden hier im Maghreb schon seit zweitausend Jahren von den unterschiedlichsten fremden Kulturen eingeführt, gepflegt und gehätschelt. Übrigens, aus welchem Teil Ostdeutschland kommen Sie?«
    »Aus Dresden! Kennen Sie Dresden Herr Vancelli?«
    »Nein!«
    Stimmte zwar nicht ganz, aber gelogen war es auch

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