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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Lukitsch
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und sagte noch, dass sein Chef Schuka nun alles im Griff habe, wobei ich entgegnete: »Schwamm drüber!«
    Lachend quittierte er dies und sagte ebenfalls: »Schwamm drüber.«
    Harrer ließ mich zum Hauptbahnhof bringen. Mein Zug sollte um 20.00 Uhr Bejaia verlassen und die Fahrt nach Algier aufnehmen. Zwei Stunden Zeit hatte ich bis zur Abfahrt. Zeit zum Unterzutauchen oder nach Algier zu fahren und mit dem Flieger zurück nach Europa fliegen. Zwei Stunden die ich irgendwo an irgendeiner Hauswand stehend, verbrachte, einen Tee im schmuddeligen Bahnhofsrestaurant getrunken habe, und wo mich bei einem abgewetzten und schmuddligen Teeglas mit starkem und idiotisch gezuckertem Tee die Erinnerungen wieder einholten, und die mich oft genug bei Nacht nicht schlafen ließen. Erinnerungen an ein längst vergangenes Leben. Irgendwann. Irgendwo.
    Ich hing meinen Gedanken nach, betastete meine verbeulte Blaugeschlagene Nase, und spendete meinem Veilchen über dem linken Auge, Trost.
    Erinnerungen kamen mir, Erinnerungen an Tunis und Dresden, in der Zeit von Mai 1943 bis Februar 1945.
     
    ***
     
    Erinnerungen an Tunis und Dresden, Mai 1943 bis Februar 1945.
     
    Die Armee Rommels war geschlagen. Das Deutsche Afrika Korps befand sich auf breiter Front auf dem Rückmarsch. Die Engländer drückten sie nach Tunesien und dort warteten die Amerikaner. Meine Hoffnungen, nach dem ersten katastrophalen Einsatz mit der Desert Croup in Tobruk, wieder in England meine Arbeit als Journalist aufnehmen zu können, erwiesen sich als Trugschluss. Nachdem Rommel mit seiner Armee bei El Alamein stand, also kurz vor dem englischen Hauptquartier Kairo, hatte die englische Administration in Panik alle Dokumente, Pläne und Akten zum Teil vernichtet oder ins Mutterland verfrachtet. Mein schöner Schweizer Pass befand sich ebenfalls auf der Reise nach London, wie mir später ein Schreibstubenhengst berichtete. Übrigens der gleiche Unhold, der mir schon zuvor die entsprechenden englischen Dokumente auf den anrüchigen Namen John Walker beschert hatte.
    Ich war also immer noch der Zivilist mit englischem Soldbuch und man hielt mich inzwischen als einen der Ihrigen, der statt mit Maschinenpistole, eben mit einer Kamera und Bleistift sowie Papier, durch ihre Reihe geistert.
    Einige Male war ich noch mit Leutnant Walt Baker, Feldwebel Greg Harris, Oberleutnant Benny Moore und Hauptmann Tim Johnson, durch die Libysche Wüste gegurkt und habe hinter den deutschen Kampflinien um mein Leben gezittert. Auf betreiben von Hauptmann Tim Johnson hat man mich zum Feldwebel ernannt. Ich war mir sicher das er es im Nachhinein oft genug bereute, denn ich hielt mich zu keiner Zeit an irgendwelchen militärischen Brimborium.
    Bei jeder sich bietenden Gelegenheit, provozierte ich meine unehrenhafte Entlassung aus dem Militärdienst der Engländer. Es half nichts. Das Deutsche Afrika Korps wurde inzwischen von Tunis ausgehend nach Sizilien gedrückt und ich verlangte nun bei meinem kommandierenden Oberst, die sofortige Entlassung aus diesen Kriegspielereien. Ich erklärte ihm, dass ich mehr als genug für die Sache Englands getan habe und ich wieder zurück nach London wolle, um dort als
     
    Journalist und vor allem als Francesco Vancelli wieder zu arbeiten. Es hat geholfen, zum Teil!
    Im Juni 1943 fuhr ich mit einem Schiff zurück nach London. Es war voll gestopft, mit englischen Verwundeten und deutschen Kriegsgefangenen. In London war man begeistert von meinem Filmmaterial, welches man natürlich nicht veröffentlichen wollte. Es waren gute Dokumente für die englische Archivierungskammer. Meine Entlassung aus der Armee verzögerte sich aber immer wieder mit dem fadenscheinigen Argument, das man meine Schweizer Papiere noch immer nicht ausfindig machen konnte. Viele Male hatte man mich gebeten, nach entsprechenden Bombardierungen der deutschen Städte, mit einem Aufklärungsflugzeuge entsprechende Luft-Aufnahmen der zerstörten Städte zu machen, um den verbündeten Russen zu zeigen, dass dies die Art der Alliierten sei, wie eine zweite Front, die von Stalin immer wieder gefordert wird, auszusehen hatte. Fotoaufnahmen der zerstörten Städte Berlin, Hamburg, Köln und Düsseldorf, und immer wieder die Wohnviertel der Arbeiter, an denen sich Stalin, der Führer des Arbeiter- und Bauernstaates, in Moskau, in seinem Privatkino, anscheinend besonders ergötzte. Jedes Bilddokument, ein neues Karthago, und London bombardiert, fotografiert und filmt.
    Am 13. Februar 1945,

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