Tanz der Aranaea (German Edition)
nicht. Ich war einmal für zwei Tage in Dresden, im Februar 1945, und da kann man nicht von „kennen “ reden. Ich wollte Harrer nicht zuviel von mir erzählen. Die Sache war auch so schon kompliziert genug für mich.
»Schade, ich dachte, Sie seien mir bekannt, aus früheren Zeiten, als ich noch ein Kind war. Ich lernte damals, 1945, als zehnjähriger Junge, einen Mann kennen, er hieß Franz Wankel. Er hat mir und einigen anderen Kindern geholfen dem Bombenterror der Westmächte zu entkommen. Sie sind es also nicht?«
»Nein, Herr Harrer, ich war und bin nicht Franz Wankel.« Stimmte wieder nicht aber wenn man für wenige Tage aus Francesco Vancelli notgedrungen und nur für kurze Zeit einen Franz Wankel macht, dann durfte man dies getrost auch vergessen. Außerdem war dieser Ostdeutsche Leutnant Harrer nicht mehr der kleine sympathische zehnjährige Junge Rudi Harrer, wie ich ihn im Februar 1945 in Dresden kennen lernte. Er gehört zu einem System, das nicht unbedingt meine absolute Sympathie besaß.
»Übrigens, Herr Vancelli. Oberst Boris Schuka und Khaled Souri glauben ihre Geschichte. Sie sind, seit sie die Leichen von Waschiwilli und Hikmat sowie die von Lefebre gefunden haben, von ihrer Richtigkeit überzeugt.«
»Und Sie, sind Sie davon überzeugt, Herr Harrer?«
»Ich bin es nicht ganz, Herr Vancelli. Sie sind mir nicht unsympathisch Herr Vancelli und vor allen Dingen, haben Sie unverschämtes Glück, dass Sie einem Menschen ähnlich sind, der mir einmal vor langer Zeit, in meiner Kindheit, einiges bedeutete.«
»Darf ich noch um einen Cognac bitten, Herr Leutnant Harrer? Das Hammelfleisch in meinem Couscous war doch reichlich Fett.«
»Selbstverständlich, bedienen Sie sich! Wir haben gestern, nach unserer Unterredung einige Soldaten auf den Djebel Gouraya geschickt, um nach Lefebre zu suchen. Unsere Leute sind auf eine Gruppe bewaffneter Kabylen gestoßen. Zwei von ihnen konnten unschädlich gemacht werden. Ein dritter Kabyle, erhielt einen Streifschuss und konnte flüchten. Die Kabylen wollten eine Leiche aus dem Unterholz ziehen, und wurden dabei von unseren Soldaten gestellt. Der Leichnam Lefebres zeigte am Hals ein Würgemal das von einer Drahtschlinge verursacht wurde. Oberst Schuka, hat daraufhin die Leiche von Lefebre erschossen, wenn Sie wissen, wie es gemeint ist?«
»Voll und ganz weiß ich was Sie meinen, Herr Leutnant!«
»Gut so. Boris Schuka hat den Reisepass Lefebres der russischen Botschaft gegeben und nach Moskau gemeldet, dass er den Mörder von Waschiwilli und Hikmat, liquidiert habe. Die Pistole von Lefebre hat Schuka gleich mitgeliefert, zum Vergleich mit den Patronen, die bei den beiden gefunden wurden.«
»Sehr vernünftig, Leutnant Harrer!«
»Sie haben Oberst Schuka, mächtig in Verlegenheit gebracht, Herr Vancelli. Da kommt so ein Schweizer Alpenöhi daher und macht die Hausaufgabe von Schuka. Moskau wäre bestimmt nicht erfreut gewesen, wenn sie vom tatsächlichen Verlauf erfahren hätten. Sie verstehen?«
»Ich verstehe es und ich habe Verständnis dafür, Leutnant Harrer.«
»Trinken wir noch ein Gläschen?«
»Aber gerne, Herr Vancelli.«
Meine Vermutungen waren richtig. Oberst Schuka wollte keine „merde“ Hochkochen lassen und sein Bericht nach Moskau wird nur die ihm genehme Version beinhalten. Das Janine Knöpfler-Rachmanikoff eine KGB-Agentin mit Sitz in Genf ist, wussten Harrer und Schuka. Ich glaubte aber nicht, dass sie mit Genf gesprochen haben, Schuko wird auf kleiner Flamme seinen Borscht köcheln. Ebenso das Waschiwilli und sein irakischer Kollege in Algier von einem feindlichen Agenten erschossen wurden, werden sie schnell entdeckt haben, aber sie hatten keine Ahnung dass sich die beiden überhaupt in Algier aufhielten.
Eine Lücke im Apparatschik. Oberst Schuka konnte nach Moskau melden, dass er Lefebre, den Mörder von Waschiwilli und Hikmat im Gegenzug liquidiert hat. Dies konnte seiner und seines Assistenten Harrers erhofften Beförderung nur von Vorteil sein. Harrer fragte mich, wie ich nun Algerien schnell und möglichst unauffällig verlassen möchte und ich teilte ihm mit, dass ich mit der Eisenbahn wieder zurück nach Algier fahren werde um dann mit dem Flieger zurück nach Europa zu fliegen. Frau Rachmanikoff-Knöpfler möchte, dass ich für einige Zeit in Ostberlin untertauche. Harrer beglückwünschte mich in diesem Beschluss einige Zeit nicht mehr Aktiv zu sein, und wünschte mir einen schönen Aufenthalt in seiner Heimat
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