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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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Der Teufel hat gewonnen … Und der Baumeister hat sich vom Gerüst gestürzt.«
    Er schien das lustig zu finden, denn er schmunzelte. Mir wurde noch kälter bei dieser Grimasse.
    »Du traust mir nicht«, sagte er unvermittelt. »Das weiß ich sehr genau.«
    »Kann Euch das wundern?«
    »Du hast keinen Grund.«
    »Ich weiß genau, wer mich in den Kerker schicken wollte!«
    »Das war ein Fehler, den ich sehr bald korrigiert habe.«
    »Ihr lügt! Nicht Ihr habt mich davor bewahrt.«
    Seine Augen blitzten auf, aber er beherrschte sich und sprach ganz ruhig. »Du glaubst, es sei Lennart gewesen, der dich unter seinen Schutz genommen hat? Du irrst dich. Dieser Mann ist ein Streber, und damit ist er mir ausgeliefert. Er würde niemals wagen, gegen meinen Willen zu handeln. Weißt du: Es gibt Gründe, weshalb ich ihn in der Hand habe.« Er streckte mir die Faust entgegen,als säße der Mann als winziges Insekt darin. »Ehrgeizig und feige. Das ist eine gute Voraussetzung, um Karriere zu machen. Und es macht viele zum dienstbaren Werkzeug!«
    Seine Einschätzung von Herrn Lennart war nicht so weit von meiner eigenen entfernt, aber sollte ich ihm deshalb auf den Leim gehen? Er versuchte mir Sand in die Augen zu streuen.
    »Aber Anselmus«, sagte ich. »Der hat sich Euch widersetzt, nicht wahr? Ich weiß sehr gut, was mit ihm geschehen ist.«
    Er machte eine wegwerfende Geste. »Das ist ein winziger Fisch. So einer kann mir nicht wirklich lästig werden. Man hat ihn aus der Stadt gewiesen. Der ist weiter weg, als du denkst … und es geht ihm besser, als du glaubst.«
    Ob er wirklich nicht wusste, wo Anselmus steckte? Dann war es klar, dass nicht er diesen Burschen angesetzt hatte, um mich zu ködern! Wie dem auch sei: Ich hatte ein Ziel, und das durfte ich nicht aus den Augen verlieren.
    Ich sagte: »Was wisst Ihr über meinen Vater?«
    Er gab mir einen abschätzenden Blick: »Zuerst beantwortest du eine Frage. Dann erfährst du, wo er ist.«
    Gib Acht!, dachte ich. Wieder einer, der dich aushorcht, anstatt dass du etwas von ihm erfährst. Wird Zeit, dass sich das ändert!
    »Am wichtigsten ist mir, zu hören, wer er ist!«, konterte ich.
    Er stutzte. »Willst du ernsthaft sagen, dass du das nicht weißt? Das glaube ich nicht!« Seltsam, seine Entrüstung wirkte echt.
    »Ich tappe im Dunkeln. Selbst Euch habe ich in Erwägung gezo…«
    »Tod und Teufel! Mach mir nichts vor! Ich durchschaue das Spiel! Du willst mir nur verbergen, wer es ist, der dich schickt!«
    Seine Augen blitzten zornig. Sein Finger zielte auf mich. Er war wieder bei Kräften.
    »Du bist nicht ungeschickt«, wetterte er. »Du gehst herum und tust so, als wüsstest du gar nichts. Dabei stellst du deine Fragen und lockst dein Opfer aus der Reserve. Das ist doch nicht dein eigenes Rezept?! Wer schickt dich vor?«
    »Niemand schickt mich. Ich sage Euch doch, um was es mir geht.«
    »Ah! Ein ahnungsloser Engel! Und dieser bedauernswerte Narr in Melaten?«
    »Der Aussätzige?« Ich erschrak, dass er von dieser Begegnung wusste, ließ es mir aber, glaube ich, nicht anmerken.
    »Was hattest du bei dem zu suchen?«
    »Er wusste nichts«, sagte ich. »Was er geredet hat, waren nur sinnlose Worte. Er war voller Angst …«
    »Angst! Das glaube ich!«
    »Aber doch nicht Angst vor mir!«
    »Du hast ihn gepeinigt und in die Enge getrieben, bis er nicht mehr ein noch aus wusste!« So also sah er das. Ich raffte mich zu einem Gegenangriff auf: »Nichts im Vergleich zu dem, was mit Anselmus geschehen ist!«
    »Lass das jetzt! Was hat der Aussätzige dir getan? Womit hast du ihm gedroht?«
    »Ich habe …«
    »Du selbst hättest ihn nie gefunden! Also sag es schon: Ahasver oder dein Vater? Wer von den beiden hat dich auf ihn angesetzt – und auf mich! Sag schon! Oder stecken sie jetzt unter einer Decke?«
    Demnach konnte ich sowohl Nabor als auch Ahasver von meiner Liste streichen. Und den Aussätzigen auch. Immer vorausgesetzt, Nabor täuschte mich nicht. Aber ich kam fürs Erste nicht dazu, darüber nachzudenken. Er machte einen Schritt auf mich zu.
    »Halt!«, rief ich. »Ich hab ein Messer!«
    Er blieb stehen, etwas unsicher. »Sei kein Narr! Dann sag mir doch, wie du auf ihn gekommen bist.«
    »Es war meine einzige Spur. Ich hatte ihn im Haus seines Bruders gesehen. Herr Lennart wusste, wo ich ihn finden konnte. Er hat mich mitgenommen.«
    Er grübelte jetzt. »Auch den Kaufmann hast du bedrängt«, bohrte er. »Ich weiß es wohl! Du hast schon neulich davon

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