Tanz der Dämonen
Vielleicht. Und bis dahin ist Euch ganz egal, was ich tue, nicht wahr? Gut so! Hauptsache, Ihr glaubt nicht, Ihr könntet mir Vorschriften machen!«
»Im Grunde kannst du wohl ganz gut auf dich aufpassen. Meistens jedenfalls. Wenn du nicht gerade verrückt spielst. Aber außerdem weiß ich ja, dass du erprobte Freunde hast. Geh am besten wieder zu Ahasver.«
»Ahasver kennt Ihr also?«
»Natürlich kenne ich ihn. Tu nicht so, als ob du das nicht längst wüsstest.«
»Und die Bettler auch.«
»Das sind keine schlechten Kerle.«
»Ihr wisst sehr viel mehr über mich als ich über Euch.«
»Wir drehen uns im Kreis. Gib Acht: Damit ist jetzt Schluss!«
»Aber eines noch, wartet, das könnt Ihr mir nicht vorenthalten: War es etwa Zufall, dass Ihr mir heute zur Hilfe gekommen seid?«
Er sah mich nachdenklich an. »Natürlich nicht. Ich habe ein Auge auf dich gehabt, seit ich weiß, wer du bist. Das muss dir für jetzt genügen. Aber ich habe dich nicht ständig überwacht. Übrigens verfüge ich über Helfer. So habe ich erfahren, dass der Schwarze Hund dich heute fassen wollte. Hast du nicht gemerkt, dass ich einen Informanten hatte, der ganz in seiner Nähe platziert war? Da war es kein Kunststück, zur rechten Zeit am richtigen Ort zu sein.«
»So einfach ist das alles?«
»Manchmal ja.« Damit erhob er sich. »Bis dann!«, sagte er. »Gib auf dich Acht!«
»Macht es mir vor!«
Er hatte sich bereits abgewandt, aber er drehte sich wieder zu mir um. Unvermittelt mussten wir beide lachen.
»Richtig. Noch was«, sagte er. »Nimm das hier. Deine Freundewerden wissen, wie man damit umgeht. Vielleicht wirst du es mal brauchen.«
Er reichte mir einen Gegenstand, den ich erst nach ratlosem Betrachten erkannte. Ein schweres, hässliches Ding: das Feuerrohr, das dem Schwarzen Hund gehört hatte! Hart und kalt lag es in meiner Hand, gefährlich glänzend und voll schrecklicher Bedeutung. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er auch das an sich genommen hatte. Daran hingen zwei lederne Beutel. Drei Geschenke. Und sie alle hatten bis vor kurzem Männern gehört, die eben noch gelebt hatten. Als ich empört aufblickte, ging er bereits davon. Ein leises metallisches Geräusch war zu hören. Diesen Laut kannte ich gut. Er begleitete ihn, ein feines Klimpern von etwas, das gegen seine Degenscheide schlug. Und ich kannte auch das Ding an seinem Gürtel!
ULDIGUNGSTAG
»Sieh an, wie schön, der verlorene Sohn kehrt von neuem zurück!« Es war Knaller mit seiner krähenden Stimme, der mich auf diese Art begrüßte. Dazu funkelten seine Augen mich vorwurfsvoll an. Bär, der auf einer Decke lag und inständig eine kleine Schnapsflasche streichelte, trug ebenfalls eine abweisende Miene zur Schau. Sie hatten ja Recht! Es war nicht in Ordnung, dass ich mich schon wieder in Gefahr begeben hatte und … Tage verschwunden geblieben war, ohne ihnen Nachricht zu geben. Aber was hätte ich tun können?
»Man kommt, man verschwindet«, sagte Bär. »Das geht schließlich keinen was an.« Er rülpste ausdrucksvoll und reichte Knaller die Flasche.
Ich konnte nichts antworten. Nun, da ich die Entrüstung meiner Freunde spürte, fiel meine krampfhaft bewahrte Haltung in sich zusammen. Es war wie ein Strudel, in dem ich versank. Die Scheune drehte sich um mich, und ein haltloses Schluchzen brach aus mir heraus. Ich taumelte an das Feuer, das sie angezündet hatten, und ließ mich zwischen ihnen zu Boden fallen. Die Bilder des Schreckens stürzten auf mich ein: der Aussätzige auf den Knien; Pater Nabors Augen; der Schwarze Hund, dem das Blut über das Gesicht lief … Mir war, als müsse ich mich festklammern, um nicht davongewirbelt zu werden.
Zuerst wirkten die drei wie erstarrt. Dann legte Zunge seine Arme um mich.
»Schon gut! Ist ja schon gut«, brummte Bär.
Langsam wurde ich ruhiger.
»Bestimmt konntest du ’s nich’ anders machen«, sagte Knaller mürrisch, nichts Kämpferisches mehr im Blick und ohne Vorwurf.
»Erzähl schon«, sagte Bär. »Was ist geschehen?«
Da fasste ich mich wenigstens so weit, dass ich das Wichtigste hervorstoßen konnte: »Ich – ich habe ihn gefunden!«
»Du hast deinen Vater gefunden?«, fragte Bär ungläubig.
»Es ist – der Mann mit der Armbrust. Er heißt Grifone. Ich …«
»Der also! Bist du wirklich sicher? Erzähl mal der Reihe nach!«
Und so berichtete ich das, was sie noch nicht wussten. Missbilligend hörten sie sich an, wie ich alleine zu Pater Nabor gegangen war. Als
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