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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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streckt ihn zu Boden. So schnell, dass ich nicht einmal »Scheiße!« sagen kann. Eine derbe Hand packt ihn am Kragen und schleift ihn mit einem Ruck nach drinnen. Im selben Augenblick sehe ich mich zwei düsteren Gestalten gegenüber, die mir drohend entgegentreten. Ich erkenne sie sofort: Sie sind aus dem Gefolge des Schwarzen Hundes: der Große und der Hinkende. Und mir schwant, dass diese beiden nicht alleine auf mich gelauert haben. Auch in meinem Rücken drängt jemand durch die Straßentür herein und rückt mir so nahe, dass ich den Geruch von Schweiß und den Schnapsatem spüre. Es ist der Kleine, dem ich bei Mutter Gluck begegnet war. Alles ist die Sache eines Augenblicks. Eben noch habe ich jeden Ausweg offen gehabt, jetzt bin ich von allen Seiten umstellt.
    Dies ist Ernst! Sie haben Waffen in den Händen: Kein Zweifel, dass sie es auf mich abgesehen haben. Was mit Pietro geschehen ist, kann ich nicht erkennen. Jedenfalls interessiert sich keiner von der Bande mehr für ihn. Der Große und der Hinkende stehen mir gegenüber, der eine mit dumpfem Gesichtsausdruck, der andere mit einem hämischen Grinsen. Das Licht einer Türlaterne glänzt auf dem blauen Stahl einer Pike. Ehe ich zur Besinnung komme, teilt sich die Gruppe vor mir und ein Mann im samtenen Wams mit blanken Knöpfen tritt auf mich zu. Mein Blick hebt sich in sein Gesicht: der Schwarze Hund persönlich. Kein frohes Wiedersehen. Seine Augen werden zu schmalen Schlitzen.
    »Sieh an«, lächelt er kalt. »So rasch trifft man sich wieder. Hättest du das gedacht?«
    »Ich habe es gefürchtet«, antworte ich – so ruhig ich kann. »Aber ich hätte gut darauf verzichten können; du siehst noch immer nicht gesund aus.«
    »Und du bist immer noch eine kleine, freche Kröte!«, zischt er, ohne eine Miene zu verziehen. »Aber jetzt ist das Spaßen zu Ende.«
    Das Glitzern in seinen Augen gefällt mir gar nicht. Und die anderen, seine Spießgesellen, brechen in ein bösartiges Gelächter aus. Mit einer leichten Handbewegung gebietet er Ruhe. Seine Rechte,in einem eleganten Handschuh, hebt einen bedrohlich wirkenden Gegenstand: eine Handbüchse mit glosender Lunte, die blanke, runde Mündung schwankt unmittelbar vor meinem Gesicht.
    »Sag mir sofort, wo ich diesen Ahasver finde«, verlangt er.
    »Geh zum Teufel, falls du dem nicht auch zu hässlich bist!«
    Er zuckt nicht mit der Wimper.
    »Eigentlich hatte ich vor, es kurz zu machen«, flüstert er. »Aber wenn ich es mir recht überlege …«
    Kalter Schweiß kribbelt in meinem Rücken, und meine Knie zittern. Hoffentlich sieht es keiner. Wie kann ich diesen Augen und diesem Eisenrohr entkommen?
    Da entsteht Unruhe an meiner Seite. Noch ein Mann drängt sich hinter mir herein. Wohl ein Kerl, der einfach nur in die Weinstube will. Eng wird es in dem muffigen Windfang. Sollte das meine Chance sein?
    Der Fremde scheint nicht zu wissen, wie er sich an uns vorbeiquetschen soll.
    »Was’n Gedränge«, lallt er. »Kannich n-nich’ durch? ’n Christ’nmensch de’ Durscht hat.«
    Nanu! Diesen Zecher erkenne ich, ohne lange hinzusehen: der Mann mit der Armbrust! Mein Herz jubelt. Völlig unvernünftig! Er wird mir diesmal nicht helfen können; er ist angetrunken und taumelt unsicher daher.
    »Ach, Gott, Gevatter«, grunzt er mit einer verächtlichen Handbewegung, »tut doch dat stinkende Ding beiseite!«
    Der Schwarze Hund sieht ihn misstrauisch an und senkt zögernd die Büchse. Der Betrunkene tappt einen Schritt an ihm vorbei, wankt jedoch haltlos und rülpst laut.
    »Verzeiht mir, Gevatter«, brummt er versöhnlich und lehnt sich torkelnd auf die Schulter seines Gegenübers.
    »Der kotzt Euch gleich voll!«, kräht der Hinkende. »So eine Sau!«
    Ich sehe, wie der Schwarze Hund versucht, sich der Umarmung des Betrunkenen zu entziehen. Er wendet angeekelt sein Gesicht ab und zischt: »Fahr zur Hölle! Besoffenes Arschloch …« Dannplötzlich ändert sich sein Ausdruck, seine Züge drücken jetzt fassungsloses Erstaunen aus. Das Nächste, was ich sehe, ist völlig verblüffend: Da ist etwas Schwarzes, das aus seiner Nase strömt, nein, es ist rot – es ist Blut!
    Im selben Augenblick fährt Armbrust blitzschnell herum. Ein blutiger Dolch funkelt in der Luft. Er muss ihn im Ärmel gehabt haben! Er hat ihn zwischen den Rippen des Schwarzen Hundes hervorgezogen. Schon fährt die Klinge in den Hals des Hinkenden. Der bäumt sich auf. Blut spritzt über mich, dass ich angewidert zurückzucke. Armbrust stößt

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