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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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nichts Gutes. Schlucken sollst du.«
    Sie schimpfte schon wieder mit mir. Also ging es bergauf.
     
    »Du hast die Nacht geschlafen und den Tag«, sagte Sambo. »Du schläfst ziemlich viel die letzte Zeit, aber das ist gut. Jetzt ist es Abend. Du warst zwischen Leben und Tod. Das Fieber hat in dir gewütet.«
    »Jetzt bin ich schwach.«
    »Das war zu erwarten. Es wird sich bessern.«
    »Was hast du mir zu trinken gegeben?«
    »Ich kenne ein, zwei Mittel …«
    »Schon gut. Ich will es gar nicht wissen.«
    Er grinste. »Nichts, was du fürchten müsstest.«
    Es war ähnlich gewesen wie das Fieber in der Nacht bei Herrn Lennart. Nur viel schlimmer. Als ob etwas in mir einfach zusammengebrochen wäre. Meine Hände waren schwer wie Blei, und die Erschöpfung tat weh.
    »Es riecht seltsam«, sagte ich. »Hast du etwas verbrannt?«
    »Wenn es so war, dann ist auch das zu deinem Besten.«
    Ich wusste mehr darüber, als er glaubte, aber ich schwieg. Er sagte stets von sich, er sei ein Christenmensch. Das mochte so sein. Aber manchmal, wenn er sich unbeobachtet wähnte, holte er etwas unter seinem Hemd hervor. Ich hatte es einmal gesehen, alser glaubte, ich schliefe. Es war eine seltsame kleine Figur, wohl aus blank poliertem schwarzen Holz. Und dann murmelte er seltsame Worte, und manchmal verbrannte er irgendein Pulver. Das war es. Daher kannte ich den Geruch. Ich dachte: Was soll es? Er ist ein guter Mensch.
    Und dann kamen alle meine Erinnerungen wieder. »Ahasver ist tot, nicht wahr?«
    Er sah mich an und schwieg.
    »Du brauchst mich nicht zu belügen«, fuhr ich fort. »Ich weiß es. Ich erinnere mich jetzt.«
    Die Bilder standen wieder vor meinen Augen. Das schwarze Wasser. Das Feuer. Das Eis. Ich wollte nicht daran denken. Ich schob das alles von mir weg.
    »Erzähle mir etwas. Erzähl von deinem Vater, der König war.«
    »Ist eine lange Geschichte. Besser ein anderes Mal …«
    »War er wirklich ein Christ?«
    »Nein. War er nicht. Das habe ich neulich nur so gesagt.«
    »Aber du bist Christ.«
    »Ich bin in Rom gewesen. Dort ist es Mode geworden, dass die Herren der hohen Geistlichkeit schwarze Diener im Gefolge haben.«
    Ich dachte nach, ob das eine ausreichende Antwort auf meine Frage sei.
    »Und da bist du Christ geworden?«
    »Das war ich schon vorher. Ich bin immer derselbe gewesen. Immer das, was mich am Leben hielt.«
    »Dann bist du in Wirklichkeit ein Heide, Sambo.«
    Er grinste. »Kat«, sagte er. »Was ist ein Heide?«
    »Einer, der nicht an Gott glaubt.«
    »Ich glaube aber.«
    »Und an deinen schwarzen Götzen, den du vor uns versteckst.«
    »Das ist was anderes.«
    »Und wieso?«
    »Er kann Dinge, die euer Gott nicht kann …«
    »Wenn dich der Inquisitor hören würde! Gott kann alles.«
    »Tötet dein Gott für dich einen Mann, den du hasst?«
    »Pfui, Sambo! So etwas darfst du nicht einmal denken.«
    »Nein? Als ich bei den Soldaten des Papstes war, hat ein Priester für die Kanonen des Heiligen Vaters gebetet!«
    »Das ist auch was anderes.«
    »Ha. Es hat aber nichts genützt!«
    »Sambo! Du lästerst. Wenn ich nicht wüsste, dass du ein guter Mensch bist …«
    »Ich spreche mit eurem Gott über die Dinge, die ihn betreffen, und ich spreche mit …«
    »Gott hat verboten, dass du andere Götter neben ihm hast.«
    »Seltsam. Mein kleiner schwarzer Götze, wie du ihn nennst, also der hat nichts dagegen.«
    »Er ist ein Teufel, sage ich dir!«
    »Sieh an. Hat Euer Gott nicht selbst den Teufel um Rat gefragt, als er sich in den Kopf gesetzt hat, den Hiob zu quälen?«
    »Das ist wieder etwas anderes, und du verstehst alles falsch!«
    Sambo hob den Finger und verkündete triumphierend, als habe er damit alles entschieden: »Außerdem ist mein Götze nicht männlich, sondern weiblich!«
    Ich gab es auf. Wie soll man einem solchen Menschen den Kopf zurechtsetzen, wenn er einem gerade das Leben gerettet hat – und höchstwahrscheinlich unter Anrufung eben jenes Bildwerks, das man ihm ausreden müsste! Ich hielt es für besser, fürs Erste das Gespräch in andere Bahnen zu lenken.
    »Und Ahasver?«, fragte ich. »Dem bist du in Rom begegnet?«
    Falls ich ihn gekränkt haben sollte, so hatte er das gleich wieder vergessen, denn er antwortete mit unbefangener Miene: »Nein. Das war in Venedig, der Stadt auf dem Wasser. Als ich Ahasver traf, waren alle Götter sehr weit weg von mir. Da hatte ich einen Herrn, der mich sehr schlecht behandelte. Ahasver war wie ein neuer Vater zu mir. Weißt du: Er ist nicht

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