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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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mir ab, wie sie mich angefallen hatte. Eine junge Frau hatte sich zwischen uns geworfen. Sie war nicht weniger leicht geschürzt, aber was sie zu bieten hatte, konnte sich wahrhaftig sehen lassen.
    »Hau ab, du betrunkene Kuh!«, zischte sie. Ihre Augen blitzten. Ich erkannte Rosanna.
    Die andere Frau duckte sich feige und machte sich hastig davon.
    »Was tust denn du hier?«, fragte meine Freundin. »Du musst den Verstand verloren haben!«
    »Es – es war nicht meine Idee«, stotterte ich.
    »Ach, wirklich? Hat er dich vielleicht hergeschleppt? Dieser alte Bock?«
    »Ahasver? O nein. Ahasver ist tot …«
    »So«, konstatierte sie ungerührt. »Und wer ist es dann gewesen?«
    »Äh. Mein Vater.«
    »Wie reizend! Wohl ein Familienfest.«
    »Er wollte nicht …«
    »Er muss ein Idiot sein«, begann sie, wurde aber unterbrochen. Ein Mann trat dicht an sie heran. Über seine Absichten konnte man kaum im Zweifel sein.
    »Was für ein hübsches Paar!«, kicherte er. »Komm her, meine Kleine! Endlich habe ich dich mal ganz für mich.« Trotz der Dunkelheit des Korridors erkannte ich den Schankknecht mit dem geschorenen Kopf. Meine Anwesenheit schien ihn gar nicht zu stören. »Geh zur Seite, Junge!«, befahl er, ohne den Blick von Rosannas Brüsten zu lösen. »Dann kannst du zugucken und lernst was fürs Leben.«
    Aber er hatte sich in Rosanna verschätzt.
    »Übernimm dich nicht!«, zischte sie spöttisch, und wie durch Zauberei war ein blankes Messer in ihrer Hand. Mit einer raschen Bewegung führte sie die Klinge an die Kehle des Mannes, und dann beobachtete sie interessiert, wie er in der Bewegung erstarrte und seine Augen aus den Höhlen quollen.
    »Nicht wahr?«, gurrte sie. »Du wolltest sagen, dass du ein altes Schwein bist und dass du jetzt schleunigst verschwinden wirst.«
    Er taumelte rückwärts und murmelte: »Verdammte Hexe!« Dann verdrückte er sich noch rascher als vorher die betrunkene Dirne.
    »Siehst du jetzt, wie man mit denen reden muss?«, fragte Rosanna.
    »Danke«, brachte ich heraus.
    Sie machte »Pffft!« und steckte das Messer am Rücken in ihrenGürtel. Dann sagte sie: »Damals, als ich dich kennen lernte, warst du ein ahnungsloses Häschen und hattest kein Messer. Hast du etwa immer noch keins?«
    »Doch – doch.«
    »Und wo ist es?«
    »In – meinem Stiefel.«
    Sie zog eine Schnute. »Schön. Da wird es dir besonders nützlich sein!«
    »Du hast wahrscheinlich Recht«, sagte ich und fasste mich wieder. »Aber auf diese Art gehörst du jetzt einem ziemlich vornehmen Orden an.«
    »Ich? Was für ein Orden?«
    »Dem Orden derer, denen die arme kleine Kat ihr Leben verdankt. Hat ’nen beachtlichen Zuwachs an Mitgliedern in letzter Zeit!«
    »Das Leben? In diesem Fall wohl kaum. Aber vielleicht die Unschuld, wer weiß …«
    Während wir uns weiter in den Gang zurückzogen, erschien unvermittelt ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Ihre Zähne blitzten im Licht eines Kerzenleuchters.
    »Keine Sorge!«, sagte sie. »Auch du wirst es noch lernen. Vorausgesetzt, dass du lange genug lebst! Aber jetzt solltest du zusehen, dass du deinen Nichtsnutz von Vater aufgabelst und schnellstens mit ihm verschwindest. Gib auf dich Acht!«
    »Und du?«, fragte ich ziemlich töricht. »Was tust du hier?«
    Sie lachte. »Ein Mädchen muss sehen, dass es vorwärts kommt. Aber du kannst mir ruhig glauben, dass ich in dieser Kaschemme nicht alt werde. Das hier ist nur ein Sprungbrett für mich. Scheißladen! Ich habe schon ein weitaus besseres Angebot.«
    Damit ließ sie mich stehen, und ich schaute ratlos nach Grifone aus. Wo konnte er sein? An einer Biegung des Korridors stieß ich auf einen weiteren Durchgang, und dort sah ich jetzt seinen Rücken, leicht gebeugt, weil er offenbar hören wollte, was ein kleiner, vierschrötiger Hausknecht sagte.
    »Es ist der dritte Raum«, hörte ich. Gerade in diesem Augenblicktrat nämlich im Schankraum eine fast völlige Stille ein. »Drei von uns hat er blutig geschlagen«, erklärte der Knecht. Um diese Worte zu unterstreichen, hielt er sich den Kopf. »Er droht, dass er die Einrichtung zu Feuerholz macht.« Mit einer Salve von Gelächter brach der Trubel im Schankraum wieder los, und ich verstand nichts weiter. Jedenfalls hatten mich die beiden nicht bemerkt. Ich hielt mich still und beobachtete, wie eine Zimmertür geöffnet wurde. Drinnen richtete sich ein kräftiger Mann fast unbekleidet aus einem Sessel auf und schwankte Grifone entgegen, Trunkenheit im Blick. Immerhin

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