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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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Bestimmung ins Auge fiel. Da war ein großer Schankraum, der sich eigentlich nicht sehr von anderen unterschied. Er war gerammelt voll mit männlichen Gästen, manche in vornehmer Kleidung, die in unterschiedlichen Sprachen und Mundarten aufeinander einredeten. Aber auch das war nichts Besonderes. Alle Kneipen und Spelunken waren in diesen Tagen von vielerlei Gästen überlaufen, die ganze Stadt brauste vor Leben wie ein Bienenstock. Allerdings war hier vielleicht doch etwas anderes zu spüren, eine spezielle Unruhe, die sich in lauten Scherzworten und prahlerischen Gesten kundtat. Kommen und Gehen. Reichlich Bier und Wein. Aufbrandendes Gelächter. Hier und da eine anzügliche Geste, wie man sie in besseren Gasthäusern kaum zu sehen bekam.
    Erst bei genauerem Hinsehen erkannte ich einige Frauen zwischen den Kavalieren. Sie näherten sich den Männern mitunerwarteter Selbstsicherheit. Aus der Nähe fiel ihre Schminke auf, auch das Aufreizende ihrer Bewegungen und die Freizügigkeit, mit der sie ihren Körper entblößten.
    Als ich mich von der ersten Verwirrung erholt hatte, gewann ich langsam einen besseren Überblick. Da stand hinter einem wuchtigen Tresen ein Mann mit einem schwammigen Gesicht und Hängebacken, dessen Augen alles wahrzunehmen schienen, was im Raum geschah. Hin und wieder gab er einen Wink an die Schankknechte oder sprach mit einem der G�ste. Die Frauen im Raum beachtete er gar nicht. Uns begrüßte er mit einem langen Blick und einer Handbewegung, die uns bedeutete, den rückwärtigen Teil des Erdgeschosses aufzusuchen.
    »Der Hurenwirt«, sagte Grifone. »Ein beinahe ehrbares Gewerbe. Er hat dies Haus in Pacht. Und verdient nicht übel.«
    Es war eines von den Gesichtern, die ich auf Anhieb nicht mochte.
    Grifone schob mich in einen Winkel, der dem allgemeinen Trubel etwas entzogen war.
    »Warte hier auf mich!«, sagte er. »Und lass dich auf nichts ein. Am besten tust du, als wärst du blöd. Gib dir etwas Mühe. Es wird nicht lange dauern.«
    Ich sah, wie er leise mit den Schankknechten sprach, die uns bereits erspäht hatten, und ein Nicken des Einverständnisses mit einer der Frauen wechselte. Wahrscheinlich hatte er allen gesagt, dass man mich in Ruhe lassen möge, weil ich zu ihm gehörte. Es war keine Frage, dass ihn hier jeder zu kennen schien.
    Er blinzelte mir noch einmal zu und verschwand ohne weitere Erklärung durch einen Gang, der sich im Hintergrund des Raumes öffnete.
    Ein Schankknecht mit geschorenem Kopf brachte mir einen Krug leichtes Bier. Ich übersah sein anzügliches Grinsen. Allerdings überlegte ich, was genau Grifone wohl über mich gesagt hatte.
    Überhaupt: Was sollte alles dies bedeuten? Klar war, dass er keine Absicht hatte, mir auch nur einen Teil seiner Karten aufzudecken.Aber das mochte sein, wie es wollte: Ich war auf keinen Fall bereit, mich in einer Wirtschaft voll geiler Kerle und lockerer Weiber einfach abhängen zu lassen, als wäre ich ein überzähliger Packesel. Schon jetzt fiel ich auf. Eine der Frauen, nicht die, mit der Grifone gesprochen hatte, steuerte unternehmungslustig auf mich zu. Zwar rief ihr die Kollegin, bei der er seine Anweisungen hinterlassen hatte, etwas zu, aber sie zuckte nur die Schultern und streckte ihre Zunge heraus. Dann wandte sie sich zu mir und schenkte mir ein verständnisinniges Lächeln. Unter ihrer Schminke war sie zweifellos zehn Jahre älter, als ich zuerst gedacht hatte. Aber nicht das war es, was sie mir so unangenehm machte. Es war vielmehr die Mischung aus Aufdringlichkeit und Unterwürfigkeit, die sie zur Schau trug. Außerdem hatte sie zu viel getrunken. Und wie würde es enden, wenn sie mir so nahe kam, wie sie es offenbar beabsichtigte? Jedenfalls zog ich es vor, ihr auszuweichen, als sie mit fast entblößtem Busen heranrückte.
    Grifone, was zu viel ist, ist zu viel! Kurz entschlossen kehrte ich der Schankstube den Rücken und folgte ihm einfach nach – durch jenen Gang, in dem er verschwunden war.
    Ein taumelnder Schritt hinter mir und ein schmerzhafter Griff an meiner Schulter ließen mich herumfahren. Das aufdringliche Weib war mir gefolgt! Es warf mir die Arme um den Hals und versuchte mir die Zunge in den Mund zu schieben. Nacktes Entsetzen! Und dann: Musste sie – so wie sie sich an mich herandrängte – nicht jeden Augenblick spüren, wen sie vor sich hatte? Bestimmt würde sie ein großes Lamento anstimmen, und ich wäre bloßgestellt vor all diesem Volk!
    Aber dann ließ sie ebenso plötzlich von

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