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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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Leiter wurde herabgelassen.
    Verdammt, dachte ich, ich möchte einmal wieder in einem Haus sein, das so ist wie alle anderen, einfach ein Haus, in dem man wohnt, ohne Miete, Zeche oder Dienste irgendwelcher Art zu bezahlen, wo ich nur so zur Tür hineinzugehen und auf nichts sonst zu achten hätte. Aber was das betraf: In letzter Zeit kümmerte sich eigentlich niemand auch nur einen Deut um das, was ich mir wünschte.
    Wir kletterten die Leiter hinauf, schritten über einen verwahrlosten Flur und stiegen eine Treppe wieder hinab. Jetzt waren wir in einem regelrechten Soldatenlager. Strohschütten. Schwerter und Rüstungsteile an den Wänden. Bierkannen. Und eine ausgehängte Tür als Tisch, an dem gerade eine Würfelpartie im Gange war.
    »Du warst lange weg«, sagte einer der drei Haudegen, die in diesem Raum kampierten.
    »Unser Freund hat es mir nicht gerade leicht gemacht.« Grifonezeigte hinter sich, wo ein wehleidiges Stöhnen erkennen ließ, dass es diesem Osman immer noch nicht gut ging. Grifone grinste zufrieden. »Mach es dir bequem«, sagte er zu mir. »Wir sind zu Hause.« Dann blickte er seine Gefährten an und sagte: »Sperrt nicht die Münder auf. Das ist – also gut: Das ist mein Sohn. Habt ihr verstanden? Und übrigens gelten jetzt wieder schärfere Regeln. An den Eingang unten kommt eine Wache. Rau, du bist der Erste.«
    Ohne Widerrede gehorchte der Mann. Es gab ein Abendessen, das nicht viel üppiger war, als ich es bei Ahasver oder bei meinen Bettlerfreunden bekommen hatte. Der Mann, den wir vom Berlich abgeholt hatten, hockte in einem Winkel und winselte vor sich hin. Die anderen behandelten ihn mit leichtem Spott, sahen sich aber vor, nicht zu weit zu gehen, was gut erklärlich war: Selbst in geduckter Stellung füllte er mit seinem gewaltigen Körper die Ecke des Raumes, in der er saß, ungefähr so wie ein prall gefüllter Sack.
    Grifone wohnte in einer gesonderten Kammer, aber auch dort gab es kein Bett, sondern nur Stroh. In diese Klause zogen wir uns nach dem Essen zurück.
    Grifone schloss die Tür und streckte sich auf sein Lager, ohne sich auszukleiden. Den Degen behielt er stets in Reichweite, und seine Armbrust lehnte an der Wand.
    »Das alles mag dir seltsam vorkommen«, sagte er, »aber du wirst dich daran gewöhnen.«
    »Ich habe Schlimmeres erlebt.«
    »Wir wohnen einmal in Schlössern und einmal in Kaschemmen. Und meistens haben wir überhaupt kein Dach über dem Kopf. Verstehst du? So ist das Soldatenleben.«
    Also zu den Landsknechten hatte es mich verschlagen. Ich hatte es längst begriffen, aber dies war das erste Wort, mit dem er es mir bestätigte. Würde ich jetzt endlich mehr über ihn erfahren?
    »Kriegsleute«, sagte ich. »Habt Ihr daher …«
    »Meine Narbe? Verlass dich drauf!«
    Bin ich denn aus Glas?, dachte ich. Jeder kann mich durchschauen!
    Grifone setzte sich auf und nestelte an einer ledernen Satteltasche. »Magst du einen Apfel?«
    »Ja, danke. Gehört Ihr zur kaiserlichen Truppe?«
    »So kann man es sagen. Was hast denn du gedacht?«
    »Man könnte euch ebenso gut für Räuber halten.«
    Er lachte rau. »Manchmal ist der Unterschied nicht groß! Aber die Burschen da draußen solltest du nicht unterschätzen! Ich kann mich auf jeden von ihnen blind verlassen, und jeder hat besondere Fähigkeiten.«
    »Dieser Osman, ist er ein Türke?«
    »Von Herkunft, ja, aus Bosnien. Er ist auf einem Schlachtfeld geboren. Dort wird noch lange nicht Frieden sein.«
    »Und wie …?«
    »Er hat die Seite gewechselt. So geht es manchem. Ist jetzt nicht weniger christlich als mancher andre …«
    Es klopfte an der Tür.
    »Komm schon rein!«
    Osman zwängte sich in die Kammer. Er musste sich bücken, um nicht an die Decke zu stoßen.
    »Und?«, fragte Grifone. »Was ist los?«
    »Es tut mir Leid, Hauptmann … Das ist es.«
    »Schon gut.«
    »Ich habe getrunken, weil es schmerzt.«
    Er deutete auf seine Wange, und ich sah, dass sie geschwollen und blaurot verfärbt war.
    Grifone knurrte unwillig: »Morgen holen wir den Zahnbrecher.«
    »Oh, nein! Es geht schon besser!«
    »Wir werden sehen. Hier, nimm einen Schluck, aber nicht mehr.«
    Er holte eine Flasche Wein aus seiner Tasche, und sie tranken. Mich lud keiner ein. Grifone sagte: »Und jetzt setz dich hin, und halt den Mund – oder verschwinde. Ich erzähle gerade, wie ich zu meiner Verwundung gekommen bin.«
    »Ich bin schon still«, seufzte Osman.
    Grifone brummte vor sich hin. Er lehnte sich zurück und spuckte die

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