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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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war aufmerksam geworden und hatte dem Majordomus einen Wink gegeben. Den hatte ich ganz vergessen. Er gehorchte unmittelbar und drängte mich und damit auch Grifone beiseite, so dass wir uns in einer Nische des Saales befanden, wo man uns nicht unmittelbar beobachten konnte.
    »Was soll der Unfug?«, schnarrte der Höfling. »Es war nicht ausgemacht, dass du hierher kommst!« Er und Grifone starrten sich an wie zwei Basilisken, die sich gegenseitig mit tödlichen Blicken umbringen wollten.
    »Und was macht sie hier?!«, fauchte Grifone.
    »Der Kaiser hat es gewünscht!«
    »Ach ja, der Kaiser. Das weiß ich besser! Wer hat es ihm eingeblasen? Du bist das gewesen! Was versprichst du dir davon?«
    »Was er von mir weiß, enthält keine Gefahr. Für niemanden vonuns. Aber vielleicht möchtest du gerne, dass ich ihm einiges mehr sage?«
    »Du willst mir drohen? Ist es das, worauf du es angelegt hast? Darum also hast du diese Scharade eingefädelt! Du glaubst, du könntest mich auf diese Art in Schach halten. Und meine Tochter hier bei euch als Geisel, damit ich den Mund halten muss!«
    »Es wäre dir wohl kaum recht, wenn der Kaiser erführe, was bei dem, was uns betrifft, deine wirkliche Rolle war – und noch ist!«
    »Soll er es durch dich erfahren? Und deine Rolle, verehrter Graf? Was ist mit dir selbst?«
    Ich stand wie vor den Kopf geschlagen. Worum es ging, konnte ich höchstens ahnen. Was mich jedoch am meisten irritierte, war der gleichzeitig vertraute und hasserfüllte Ton, in dem sie miteinander redeten.
    »Greif nicht auf mich zurück«, zischte der Graf. »Du täuschst dich! Bei mir ist das etwas anderes … Ich hab meinen Frieden mit dem Kaiser gemacht und bin ihm unentbehrlich. Aber du, überleg dir gut, ob du dich in Gefahr bringen willst« – ein schneller Seitenblick auf mich – »oder sie !«
    »O ja!«, gab Grifone zurück. »Bei dir ist es also etwas anderes! Und ich weiß auch, warum! Wie konnte ich das bloß so lange verkennen! Ich bin ein Narr gewesen, was für ein Narr! Erst vor ein paar Wochen habe ich es begriffen, nur durch eine Kleinigkeit! Es ist mir wie Schuppen von den Augen gefallen: Du bist es, der uns damals verraten hat! Von Anfang an! Du hattest dich gut abgesichert – auf beiden Seiten! Verschlagene Natter! Und jetzt glaubst du, in Sicherheit zu sein! Aber du bist derjenige, der sich täuscht. Ich habe dem Kaiser meine Fehler eingestanden! Er weiß längst alles, was du ihm zutragen willst! Und ich leiste ihm ebenfalls Dienste, auf die er nicht verzichten kann!«
    »Meinst du etwa die Fehler, die du gerade in den letzten Tagen auf dein Haupt lädst?«, keuchte der Graf. »Wer hat gestern aus dem Hinterhalt auf mich geschossen? Du zielst nicht mehr so gut wiefrüher! Deine gute Zeit ist vorbei! Es geht dir genau wie deiner alten Armbrust! Aber was du vorhast, ist nur zu durchsichtig: erst Arckenberg und die beiden Arndt; der alte Ahasver hat Nabor aus dem Weg geräumt und musste dann selber dran glauben. Den Schwarzen Hund hast du ganz nebenbei auch noch erledigt. So ist das also, Grifone: Bleibe nur noch ich !«
    Ich hörte diese Worte mit Verwirrung und Schrecken.
    »Demnach sorgst du dich um deine Person, niemand anders als den Grafen Eglof!«
    Der Höfling, dessen Namen ich zum ersten Mal gehört hatte, wich zurück. Dabei griff er zum Degen.
    »Was ist?«, keuchte Grifone. »Willst du, dass wir es ausfechten? Gleich hier und jetzt? Mir kann es nur recht sein!«
    Beide standen sich wie sprungbereite Raubkatzen gegenüber, geduckt und die Hand an der Waffe. Für einen Augenblick fürchtete ich, sie würden mit dem nächsten Herzschlag übereinander herfallen. Dann jedoch ertönte eine raue Stimme in meinem Rücken, die zugleich geringschätzig und einschüchternd wirkte: »Aber Ihr Herren, Ihr werdet doch das Bankett des Kaisers nicht mit Blut besudeln?«
    Die Wirkung war erstaunlich. Die Kampfhähne entspannten sich, allerdings ohne sich aus den Augen zu lassen. Der Mann, der gesprochen hatte, stand in der Tür zum Vorzimmer, halb vom Schatten verborgen, eine kräftige, drohende Gestalt, und schüttelte missbilligend den Kopf. Dabei blitzte es an seinem Ohrläppchen auf, und da wusste ich, dass die Versammlung der Geier nun vollzählig war. Würde ich diese Schurken denn niemals loswerden?
    »Ferrand«, rief Graf Eglof mit einem nervösen Lachen. »Ihr kommt zur rechten Zeit, sonst wäre vielleicht noch eine Dummheit geschehen.«
    Dieser Mann, den ich anfangs »Ohrring«

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