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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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Friedland!« So stellte ihn der Majordomus vor. »Mit Eurer Erlaubnis … auf Befehl des Kaisers zu Euren Diensten bestellt.« Der Baron war jung und wirkte eigentlich nicht wie ein mit allen Wassern gewaschener Experte des höfischen Parketts. Eher schien er eifrig bemüht, seine Jugend hinter einem nicht besonders dichten Bart und seine Unsicherheit hinter übertrieben korrekten Manieren zu verbergen. Sein Gesicht war klar geschnitten, wirkte aber etwas weich. Gleichwohl, er gefiel mir nicht schlecht. Und die wachsende Verlegenheit, mit der er auf meinen forschenden Blick reagierte, bereitete mir heimlich ein diebisches Vergnügen.
    »Ist es Euer Gnaden recht, dass ich Euch in den Saal führe?« Dabei leuchteten seine blauen Augen mich mit einer solchen Hingabe an, dass ich fast erschrak, und ich fühlte, wie ich errötete, nicht nur an den Wangen, sondern von den Schläfen bis zu den Schultern. Er bemerkte es und wurde wahrhaftig ebenfalls rot.
    »Ich bitte Euch«, stammelte ich.
    Gerade in diesem Augenblick schaute der Kaiser herüber, als wolle er sich vergewissern, dass ich wohl betreut oder vielleicht auch, dass ich in sicherem Gewahrsam sei – und ihm keine Probleme bereiten würde.
    Am liebsten wäre ich ganz weit weg gewesen.
    Der Ärger oder die Gespanntheit, die ich in der Miene des Kaisers erkannte, mag gar nichts mit mir zu tun gehabt haben. Als Nächstes hatte er nämlich einen Mann zu begrüßen, der durch die lässige Eleganz seiner Kleidung und durch die unbefangene Selbstgewissheit seiner Haltung beeindruckte.
    »Der Gesandte des Königs von Frankreich«, erklärte der Baron mit leiser Stimme neben mir. Es wäre mir lieb gewesen, mich jetzt unter seinem respektvollen Schutz in den Hintergrund des Saaleszurückzuziehen. Aber da war der Majordomus, dessen Nähe mir immer unangenehmer wurde, schon wieder herangetreten. Ob der Kaiser diesen Mann noch außerdem zu mir befohlen hatte, um sicherzustellen, dass ich nichts tat, was für ihn eine unerfreuliche Situation heraufbeschwören konnte? Andererseits: Wie konnte es denn für einen Mann wie den Kaiser überhaupt unerfreuliche Situationen geben?
    »Eure Majestät erweisen mir eine große Ehre«, hörte ich den fremden Diplomaten sagen, auf Französisch natürlich, das der Kaiser ja am besten beherrschte, wogegen ich den Sinn erraten musste. Die Antwort lautete, wie der Baron mir hilfreich übersetzte: »Es ist nur das, Exzellenz, was Eurem Rang und Eurem Auftrag zukommt.« Der Franzose verneigte sich höflich. Sie trennten sich mit dem Hinweis, dass sie im weiteren Verlauf des Abends noch ausführlicher zusammenkommen würden.
    »Darum wird es heute gehen«, raunte der Majordomus in meinem Nacken. »Es sind wichtige Fragen zu klären, die ein großes Forum nicht vertragen. Ihr seid Euch doch bewusst, dass über alles, was Ihr hört, Stillschweigen gewahrt werden muss? Politische Entscheidungen von höchster Tragweite stehen auf dem Spiel …«
    Ich hatte auf der Zunge, ihm zu antworten: Ja. Und es wäre mehr als peinlich, wenn ein täppisches Entlein wie ich seinen Schnabel nicht halten könnte … Aber ich brachte es nicht heraus, und dann wurde mir klar, dass er gar keine Antwort erwartete.
    Stattdessen ließ er sich herab, mir ein paar kurze Erklärungen hinzuwerfen, damit ich den Ernst der Situation auch richtig verstünde: »Die Atmosphäre zwischen Seiner Majestät und dem König von Frankreich hat sich keineswegs entspannt. König Franz lässt keine Gelegenheit aus, dem Kaiser Schwierigkeiten zu machen. Er schreckt vor nichts zurück. Verbündet sich nicht nur mit dem Papst, sondern auch mit dem Türken! Burgund hat er ja nun sicher, aber der Verlust von Mailand tut ihm weh. Ha! Die Schlappe von Pavia und die Schmach seiner Gefangenschaft – das sind Erniedrigungen, die er nicht so leicht verwinden wird. Dennoch muss ihmSeine Majestät gewisse Zugeständnisse abringen. Die Frage ist: ob König Heinrich von England auf die Dauer stillhält?«
    Heinrich VI I I. von England war ein Oheim Kaiser Karls V. Das hatte ich einmal gehört. Aber mehr wusste ich nicht. Der Majordomus schien vorauszusetzen, dass ich mehr von diesen Dingen verstünde, als es tatsächlich der Fall war. Im Übrigen kam er nicht dazu, mir weitere Perlen seiner Kenntnisse hinzustreuen, denn wiederum erschien ein neuer Gast.
    »Der Abgesandte der Republik Venedig«, flüsterte der Baron. »Die Venezianer sind überall, sie haben ihre Finger in jedem Spiel …«
    Ich sah einen

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