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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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den Augen und schienen angestrengt Kräfte zu sammeln.
    »Ich – ich habe dasselbe Recht wie du …«, stammelte Grifone. Seine Zunge schien schwer zu sein wie von Trunkenheit.
    Ich wage nicht, mir auszumalen, wie dieser Streit ausgegangen wäre, wenn er sich weiter hätte entwickeln können. Doch es kam nicht dazu. Schritte polterten auf der Treppe. Zur Tür herein, durch die vor kurzer Zeit erst der Magus hinausgegangen war, stürzte ein weiterer Mann aus Grifones Truppe. Ein knochiger Kerl, den sie Lüns nannten. Kurz hielt er inne, als er seinen am Boden liegenden Kameraden sah, der noch nicht wieder zu sich gekommen war, dann entdeckte er seinen Anführer und rief: »Hauptmann! Es sind Bewaffnete ums Haus! Sie wollen uns angreifen!«
    Grifone fuhr herum, augenblicklich wieder im Besitz aller Kräfte, und herrschte ihn an: »Was sagst du? Verdammt! Wo ist Osman?«
    »An der Eingangstür! Und die anderen …«
    »Dann schnell! Ich komme! Aber du«, hiermit wandte er sich an Ahasver, »du bleibst hier, hörst du? Und auf das da gibst du Acht! Wir werden später klären, was daraus wird. Rau, pass auf ihn auf!«
    »Schlagt ihr euch nur die Köpfe ein«, murmelte der Alte. »Das hier wird mir keiner je wieder abnehmen!«
     
     
     

ELAGERUNG
    Ich eilte Grifone nach, die Treppe hinunter. Das Haus war dunkel und still. Dann jählings ein Knall: ein Büchsenschuss! Wir hatten vielleicht den halben Weg zurückgelegt.
    »Schnell, Lüns!«, stieß Grifone hervor. »Ich muss wissen …«
    Der Landsknecht führte uns durch die Halle zur Straßenfront. Dort stand Osmans massige Gestalt in Deckung eines Mauerpfeilers. Die Fenster waren im oberen Teil mit Schlagläden verschlossen, unten jedoch standen sie offen und boten einen freien Ausblick. Eisige Luft zog herein, und das Mondlicht glitzerte in den Butzenscheiben.
    Es roch nach Pulver. Osman hielt eine rauchende Donnerbüchse in der Hand.
    »Bleib in Deckung«, sagte Grifone zu mir. »Du hättest nicht mitkommen sollen. Hierher. An die Seite!«
    Er spähte hinter der Mauerkante hervor auf die Gasse hinaus, und ich tat es ihm gleich.
    Es war längst tiefe Nacht, aber der Schnee leuchtete geisterhaft. Die Gasse schien ausgestorben. In keinem der Fenster, die wir von hier aus sehen konnten, brannte Licht. Nirgends eine Bewegung.
    »Da drüben«, flüsterte Osman. »Da liegt er. Ich habe ihn erwischt, als er mit der Armbrust auf mich zielte.«
    Das Wort Armbrust ließ mich frösteln. Oder war es die kalte Luft? Unwillkürlich war ich ein Stück von Grifone abgerückt. Dabei knirschte es unter meinen Stiefelsohlen wie Glassplitter, und ich entdeckte den Bolzen, der durch eine Scheibe geschlagen war und in der vertäfelten Fensterleibung steckte.
    Denk an etwas anderes! Wie ist die Truppe reingekommen? Oben durch das Fenster, nachdem Ahasver zu uns in die Schatzkammer hinabgestiegen war? Wahrscheinlich hier unten eingebrochen!
    Ich richtete den Blick wieder nach draußen. Neben der Tormauer lag eine menschliche Gestalt.
    »Es sind acht oder zehn«, zischte Grifone durch die Zähne.
    »Mindestens«, antwortete Osman ebenso leise. »Eher noch ein paar mehr.«
    Woher wussten sie das? Ich bemerkte nirgends ein Lebenszeichen.
    Osman fragte: »Dieser seltsame Vogel, der vorhin hinausgegangen ist … Wer war das?«
    »Erzähl ich dir später.«
    »Ob er etwas mit denen da draußen zu tun hat?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Er ging wie ein Schlafwandler …«
    »Ich weiß es nicht! Vergiss ihn! Wo ist der Böhme?«
    »Hinten am Küchenfenster. Bewacht den Hof.«
    »Gut so. Wir tun gar nichts! Wenn die glauben, sie könnten uns herauslocken, haben sie sich getäuscht.«
    Osman nickte. Lüns nahm einen Platz neben der verrammelten Haustür ein.
    »Ich habe gegen eine Grundregel der Kriegskunst verstoßen«, sagte Grifone. »Lass dich niemals überraschen! Ich habe nicht gedacht, dass es heute schon losgehen würde.«
    »Kriegskunst? Sind wir denn im Krieg?«
    »Hast du das noch nicht gemerkt?«
    Wir begaben uns nach oben, und im Vorbeigehen nickte er dem, den sie den Böhmen nannten, aufmunternd zu.
    Mein Blick fiel durch das Treppenfenster in den Hof. Dort hatte ich Grifones Pferd entdeckt, als ich zum ersten Mal in diesem Haus war.
    Im Dachzimmer stand das Fenster noch immer offen. Ahasver hatte sich in den Winkel einer Sitzbank zurückgezogen. Rau stand kampfbereit, aber etwas ratlos an der Treppe.
    »Wir sollten prüfen, wie es mit dem Weg über die Dächer ist«, sagte Grifone.

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