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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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teuflischen Kasten und auch den Magus an sich vorbeizulassen. Als dieser in seine Nähe kam, lächelte der Gaukler grimmig. »Was Euch betrifft, werter Freund, so weiß ich noch immer nicht, wie ich Euch nennen darf. Magister Agrippa? Wär Euch das recht? Oder möchtet Ihr diesen Namen nicht hören?«
    »Ich würde es vorziehen, wenn Ihr Magister Cornelius sagen würdet.«
    »Wenn Ihr es so wünscht. Bitte geht voraus, und vergesst nicht, dass ich meine Waffe schon in der Hand habe.«
    So stiegen wir alle die Treppe empor, die wir vor kurzem mitso viel Spannung und Ungewissheit und – was mich angeht – voll banger Erwartungen heruntergekommen waren. Ahasver und ich bildeten den Schluss. Als keiner uns sehen konnte, legte er mir die Hand auf die Schulter und blinzelte mir zu. Wieder eine Geste, aus der ich nichts zu machen wusste.
    Es ist alles nicht wahr!, dachte ich. Nichts davon ist wahr. Ich werde gleich aufwachen und den Kopf schütteln über diesen neuen, verrückten Traum!
    Aber als ich über die Schwelle in das Dachzimmer trat, stolperte ich, und der Schmerz im Fuß war nur allzu wirklich.
    »Dorthin«, sagte Ahasver kurzatmig, »mitten auf den Tisch. So ist es gut.« Offenbar hatte das Treppensteigen ihm zu schaffen gemacht.
    Grifone gehorchte mit gerunzelter Stirn.
    Sein Gefolgsmann Leng lag neben der Tür ausgestreckt am Boden, den Kopf in einer dunklen Blutlache.
    »Lass den da wegschaffen!«, befahl Ahasver. »Er ist nur ohnmächtig.«
    Grifone gab Rau einen Wink. Dieser beugte sich kopfschüttelnd über seinen Kumpan und schleifte ihn davon.
    »Aber er soll in Sichtweite bleiben!«, kommandierte Ahasver. Rau kehrte zurück, ohne dass Grifone die Worte zu wiederholen brauchte.
    »Jetzt tretet zurück«, ließ sich der Alte vernehmen. »Ich werde das Ding öffnen.«
    »Lasst ihn gewähren!« Das war jetzt die Stimme des Magus. »Er ist wohl der einzige von uns, der damit Bescheid weiß.« Und als der Alte ihn düster anblickte, fügte er unbeeindruckt hinzu: »Ich werde Euch sogar die Schlüssel geben, die in meinem Besitz sind.«
    Ahasver setzte ein breites Grinsen auf. »Ich brauche keine Schlüssel!« Ein höhnisches Lachen entfuhr ihm. »Das mit den Schlüsseln ist nichts als Blenderei. Haben wirklich alle daran geglaubt? Hätte ich uns denn selbst den Zugriff versperren sollen, nur weil vielleicht einer der Schlüssel inzwischen verloren gegangen wäre?Glaubst du etwa, du könntest mich hindern, indem du mir eines von den Dingern da verweigerst? Junge! Dass ich nicht lache!«
    Damit trat er an die Schatulle heran.
    »Bleibt, wo ihr seid!« Er schickte einen drohenden Blick in die Runde. »Wer immer von euch versuchen wollte, das hier ohne meine Hilfe zu öffnen, würde den Inhalt zerstören!«
    Er streut ihnen Sand in die Augen, dachte ich. Aber sicher war ich mir dessen nicht.
    Ahasver beugte sich über den Kasten, überlegte kurz und tat dann etwas Ähnliches wie Grifone an der geheimen Tür. Er verschob offenbar einige Hebel, die im Schmuckwerk der Ornamente verborgen waren, und betätigte eine unsichtbare Feder. Was er dann im Einzelnen tat, konnten wir alle nicht sehen, weil er es mit dem Zipfel seines Mantels verdeckte.
    Als er sich aufrichtete, war der Deckel hochgeklappt.
    »Hört zu«, sagte er mit der lauten Stimme eines Schauspielers, der um seine Wirkung wusste. »Lasst euch nicht einfallen – keiner von euch –, eine falsche Bewegung zu machen! Hier drin ist eine Feder, die sendet Euch den Tod.« Damit hielt er uns den goldenen Skorpion entgegen, den er von der Schatulle abgenommen hatte. »Da hinüber!«, befahl er. »Alle zusammen.«
    »Wir sind viele«, sagte Grifone. »Du bist allein. Und ob das Ding da wirklich noch etwas wert ist?«
    »Willst du derjenige sein, der es auf die Probe stellt?«
    Darauf wusste keiner etwas zu erwidern, und alle folgten.
    »Das Buch ist mein«, sagte Ahasver. »Was sonst noch da ist, mögt ihr euch teilen, aber das Buch schlagt euch aus dem Kopf!«
    Damit griff er noch einmal in den Kasten und hob mit leuchtenden Augen einen dunklen Gegenstand heraus. Das Buch!
    Wie will er damit wegkommen?, dachte ich. Will er mich wieder als Geisel benutzen? Wer wird sich dadurch zurückhalten lassen? Er kann doch unmöglich alle töten. Und mindestens zwei in diesem Raum sind genauso fest entschlossen wie er, dieses teuflische Ding an sich zu bringen!
    Ich sollte nie erfahren, was der Alte sich zurechtgelegt hatte, denn ehe er überhaupt irgendetwas tun konnte,

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