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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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gesehen hatte.
    »Gott hab ihn selig!«, flüsterte ich.
    »Amen!«, sagte Bär leise.
    In der folgenden Nacht schlief ich traumlos und tief. Es mag an meiner völligen Erschöpfung gelegen haben. Vielleicht auch daran, dass ich neben Pietro lag und er den Arm um mich gelegt hatte.
    Seltsam.
    Bär war klüger.
    Sambo war stärker.
    Aber bei Pietro fühlte ich mich geborgen, obwohl er so viele Schwächen hatte.
     
     
     

S GEHT WEITER
    »Da sind wir«, sagte Bär. »Hier bist du fürs Erste besser aufgehoben als irgendwo sonst.«
    »Woher willst gerade du wissen, wo wir sind?«, stichelte Knaller.
    »Der Duft! Für was hältst du mich?«
    Sie hatten mich bis vor das Haus von La Lupa geleitet und nahmen nun Aufstellung, als wollten sie sich vergewissern, dass ich sicher hineingelangte.
    »Die Gefahr ist vorbei«, hätte ich ihnen sagen mögen. »Der Kampf liegt hinter uns. Es ist zu Ende. Ich spüre es.« Aber ich brachte es nicht übers Herz, sie in ihrer eifrigen Fürsorge vor den Kopf zu stoßen. Nicht nach allem, was sie für mich getan hatten.
    »Das ist nicht einfach ein Hurenhaus«, erklärte Bär. »Das ist wahrlich ein Tempel der Aphrodite.«
    »Von wem ?«, fragte Knaller. »Die kenne ich nicht. Aber es wäre mir ein Vergnügen, wenn sie mir einmal zwischenkäme.«
    »Wenig Aussicht«, sagte Bär.
    »Wieso? Ich wär grade dazu aufgelegt. Das heißt: Wenn sie wirklich so saftig ist, wie du behauptest …«
    »Schuster, bleib bei deinem Leisten«, sagte Bär beschwichtigend.
    »Schon verstanden«, kicherte Knaller. »Werd ich also wieder die dicke Babette bespringen. Die stinkt auch nicht schlecht – und sie macht es mir umsonst!«
    Ich konnte nicht sagen, wieso, aber das Wasser stieg mir in die Augen, als ich sie so dastehen sah und ihre Witze reißen hörte. Abschied lag in der Luft, und ich wollte es nicht wahrhaben. Jetzt noch nicht, dachte ich. Wie auch immer – jedenfalls nicht heute!
    Die Spuren der jüngsten Ereignisse waren ihnen allzu deutlich anzusehen. Bär trug noch immer den Verband um den Kopf,Knallers Auge war zugeschwollen, und Zunge präsentierte stolz den Arm in der Schlinge. Sie waren die Helden des Tages gewesen, und bei ihren Kumpanen vom Bettel würde der Ruhm ihrer Taten so rasch nicht vergehen. Wo immer sie auftauchten, wurden sie respektvoll begrüßt, und sie genossen es weidlich.
    »Ich habe euch noch gar nicht richtig gedankt …«, begann ich.
    »Halts Maul!«, schnitt mir Knaller das Wort ab. »Ist dir nicht klar, dass ich an Wichtigeres zu denken habe?«
    »An deine Babette! Lass gut sein«, sagte Bär. »Gehab dich wohl, Kat. Bis bald!«
    »Genieß es richtig!«, krähte Knaller. »Freilich: Die feinen Dämchen wären bestimmt nichts für mich. Aber einen guten Stoß in meinem Namen, das musst du mir versprechen.« Als wüsste ich nicht ganz genau, dass er schon lange Bescheid wusste über mich! Spätestens seitdem er mich als Bettelprinzessin tituliert hatte, konnte es da keinen Zweifel mehr geben. Und dasselbe galt bestimmt auch für Zunge. Mit jener Feinfühligkeit, die ihnen manchmal zu Eigen war, hielten alle drei den Anschein aufrecht – aus Höflichkeit gegen mich, wie ich glaube.
    Knaller schlug mir auf die Schulter. Zunge stieß mich in die Rippen und kniff ein Auge zu. Bär verzog das Gesicht zu einem wissenden Grinsen, als wolle er sagen: Verlass dich auf uns, wir sind deine Freunde!
    Bevor ich an der Glockenschnur zog, drückte ich jeden von ihnen herzhaft an mich.
     
    La Lupa nahm mich auf wie die verlorene Tochter. Sie ruhte auf weichen Kissen in ihrem Empfangszimmer und schickte alle anderen hinaus.
    »Meine Kopfschmerzen«, sagte sie, um die zugezogenen Vorhänge zu erklären. »So etwas habe ich früher nicht gekannt! Aber das soll mich nicht davon abhalten, mit dir zu plaudern. Pfui, wie du schon wieder aussiehst! Kind, du hast einen Hang zum Gossendreck!«
    »Ich habe einiges erlebt …«
    »Seit du dich davongemacht hast, willst du sagen, wie? Sei beruhigt, ich weiß so ziemlich alles darüber, alles, was wichtig ist. Lassen wir das jetzt beiseite! Aber – worauf es ankommt: Der Kaiser hat dich also in meinem Kleid gesehen?«
    »Das hat er, und ich kann nicht sagen, dass es ihm missfallen hätte.«
    La Lupa lachte gequält.
    »Kind«, sagte sie, »du hast einfach kein Talent als Kurtisane … Wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre, ich hätte dafür gesorgt, dass er mich niemals wieder gehen ließ.«
    »Das wollte er auch gar nicht. Und fast hätte

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