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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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sanften Berührungen verwandelten sich. Aus dem Spiel wurde Ernst. Um mich aufzuhalten, musste Christopher seine Zurückhaltung aufgeben, mich verprügeln, anstatt zu streicheln.
    »Lynn, treib es nicht zu weit!«, warnte er.
    »Warum? Seit wann hast du Angst, mir weh zu tun?«
    Meine Augen brannten. Ich wusste, dass ich mit dem Feuer spielte, aber umkehren konnte ich jetzt nicht mehr. Er hatte mich in den letzten Wochen stärker verletzt, als der Stock das je tun konnte. Erst als Christophers wutentbrannter Blick mich traf, zuckte ich zurück.
    »Lass mir wenigstens die Feiertage«, bat ich ihn.
    »Das kann ich nicht.« Der Stab war vergessen. An seiner Stelle hielten zwei eiserne Hände meine Schultern gefangen.
    »Weil Aron das so möchte?« Ich zitterte vor Wut und Enttäuschung. »Hat er von dir auch verlangt, Hannah aufzureißen? Sicher hat es dir genauso viel Spaß gemacht, dein Ego zu befriedigen, wie mir zuzusehen, wie ich …, dass ich …« Ich brach ab. Meine Gefühle zu entblößen schmerzte mehr, als ich ertragen konnte. Doch ich wollte nicht länger schwach sein, unfähig, Arons Aufgaben zu erfüllen und einem Racheengel standzuhalten.
    Mein Knie traf Christopher unvorbereitet. Seine Hand griff nach meinem Arm, um mich zurückzuhalten, aber ich war schneller – bereit.
    Christopher erreichte den Abhang nach mir. Ebenso steil wie der Drachenhang fiel die Felskante in die Tiefe. Zum ersten Mal nach meinem Absturz fühlte ich keine Angst. Entweder ich wurde jetzt ein Engel und bekam Flügel, oder Christopher verwandelte sich, um mich vor dem Aufprall zu retten. Egal wie es ausging, ich würde gewinnen und Weihnachten zu Hause verbringen.

Kapitel 24
Gefallen
    I rgendetwas stimmte nicht. Als Markus zu einem Engel wurde, hatte er vor Freude gejuchzt, nicht vor Qual geschrien. Mein Rücken schmerzte, als würde er mit Messern attackiert. Das Fallen nahm kein Ende. Wieder und wieder traf mein Rücken auf etwas Hartes. Ein Felsvorsprung oder vielleicht auch nur ein störrischer Ast. Im Grunde war es egal, was mir den Rücken aufschlitzte. Ich wollte nur eines: dass es endlich vorbei war!
    Christophers Flügel rauschten im Wind. Ich versuchte zu lächeln – schließlich hatte ich gewonnen –, doch ich kam nicht dazu, meinen Sieg zu genießen. Der Schmerz zwischen meinen Schulterblättern breitete sich über meinen gesamten Körper aus und zerriss mich in tausend Stücke. Ein grausam verzerrter Schrei war das Letzte, was ich hörte, bevor es dunkel um mich wurde.
    Pulsierendes Summen durchdrang meinen Kopf, zog meine Schultern entlang und verteilte sich in Bereiche, die sich fremd anfühlten. Noch ehe ich dazu kam, der Melodie und dem sanften Druck auf meinen Lippen genauer nachzuspüren, erreichte mich ein warmer Hauch von Sommergewitter. Doch anstatt mein Herz schneller schlagen zu lassen, drückte er mich zurück in die Ohnmacht.
    Ich fluchte in Gedanken, als ich wieder zu mir kam, um gleich darauf erneut das Bewusstsein zu verlieren. Wie oft Christopher mich lahmlegte – Sturmgewitterduft versprühte nur er –, wusste ich nicht. Ich fühlte mich jedes Mal ein wenig wütender, aberauch stärker, was mir half, ruhig zu bleiben. Mich für immer in die Bewusstlosigkeit zu küssen war aufwendig – dafür standen ihm einfachere Mittel zur Verfügung.
    Meine Wachphasen wurden länger. Doch anstatt zu jubeln, sehnte ich jetzt Christophers Einschlafkuss herbei. Ohne das Auf und Ab der Melodie in meinem Kopf hätte ich den Schmerz kaum ertragen. Das beruhigende Vibrieren, das mich wie eine sanfte Welle durchzog, dämpfte die Empfindungen meines offenbar im Fegefeuer brennenden Körpers. So ließ ich es zu, dass der Klang mich berührte, obwohl ich genau wusste, wem ich mich auslieferte. Der Schmerz würde grenzenlos sein, wenn er wieder von mir fortging, doch das Danach verdrängte ich.
    Ich begann zu träumen – oder vielleicht auch zu halluzinieren. Christophers Hände strichen über mein Gesicht, meine Schultern entlang und weiter über meine Flügel. Seine Augen baten um Verzeihung, sobald er sie berührte, da eine gewaltige Welle aus Energie, warmen Samttönen und Schmerz sie zum Glühen brachte.
    Halte durch , flüsterte er mit einem traurigen Lächeln, bevor er die qualvolle Prozedur wiederholte und mich schließlich in Ohnmacht küsste.
    Der Traum verschwand, ein Albtraum weckte mich. Der höllische Schmerz war weg – genau wie der Duft nach Sommergewitter. Dafür erreichte mich ein anderer, nicht

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