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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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das Thema auf Christopher zurück. »Und wie hast du es angestellt, ihn hinters Licht zu führen?«
    Arons Unterstellung, ich hätte Christopher betrogen, ärgerte mich. »Ich habe ihm einen fairen Kampf angeboten. Er gegen mich – ohne Engelskräfte.«
    »Und Chris hat sich darauf eingelassen, weil er nicht wusste, dass du vorhattest, dich die Klippe hinabzustürzen. Du wiederum hast damit gerechnet, dass er sich in einen Engel verwandeln und dich auffangen würde. Du konntest also gar nicht verlieren.«
    »Ja«, gab ich zu. »Allerdings habe ich gehofft, ich … ich würde …« Ich verstummte. Zuzugeben, dass ich mir gewünscht hatte, ein Engel zu werden, erschien mir plötzlich allzu vermessen. Doch ich brauchte es nicht laut auszusprechen. Aron kannte mich.
    »Eine sehr riskante Art, ein Engel werden zu wollen. Hast du so wenig Vertrauen zu mir?«
    Meine Lippen begannen zu zittern. Ich biss darauf, um sie festzuhalten. Ich hatte nicht nur Aron verletzt, sondern auch meinen Weihnachtswunsch am Abgrund zerschmettert.
    »Ich wollte einfach nur nach Hause«, schluchzte ich. »Es … es wurde immer mehr. Die Schule, das Training, die Slackline und dann auch noch Hannah und … und Christopher.«
    Meine Tränendrüsen schienen heute ein Fest zu feiern. Sobald ich an Christopher dachte, stürzten meine Gefühle von einen Extrem ins andere. In meinem Traum war er bei mir, aber in Wirklichkeit kümmerte es ihn nicht, was aus mir wurde.
    »Du liebst ihn noch immer? Obwohl du es kaum ausgehalten hast, mit ihm und seinen Klauenhänden zu trainieren?«
    »Das … das ist nicht wahr.«
    »O doch. Ihn so zu sehen hat dich abgestoßen. Nicht nur ich konnte erkennen, welchen Ekel du vor Christopher empfindest.«
    »Nein, das ist … ich … ich hatte Angst vor ihm – und vor mir. Davor, selbst ein Monster zu werden«, flüsterte ich.
    »So wie ich eines bin!« Wie auf ein Stichwort öffnete sich die Tür und Christopher trat ein.
    Mein Herz geriet aus den Fugen. Es jubelte und schmerzte zugleich. Am liebsten wäre ich weggerannt, doch mein angeschlagener Körper ließ das nicht zu. Meine Hormone feierten Party, während ich krampfhaft versuchte, meine Gefühle in den Griff zu bekommen, um nicht wieder loszuheulen. Tapfer schluckte ich den Kloß, der mir den Hals zusammenschnürte.
    »Ja«, beantwortete ich Christophers Frage. »Ich habe Angst vor meinem Dämonenerbe, weil ich weiß, dass ich nicht so stark bin wie du. Allein hätte ich niemals zurückgefunden.«
    »Und ohne ihn hätte es sicher noch eine Weile gedauert, aus dir einen Engel zu machen«, mischte Aron sich ein. »Deine Flügel allerdings gleich beim ersten Flug einem Härtetest zu unterziehen war ganz schön einfältig. Ein Wunder, dass Christopher es geschafft hat, sie zusammenzuhalten, damit aus den vielen Bruchstücken wieder zwei Ganze werden konnten.«
    »Sorry, ich … ich kann dir nicht ganz folgen.«
    »Nein? Dann muss ich wohl mal einen Spiegel holen.« Aron grinste wie ein Honigkuchenpferd. »Und wehe, ihr streitet euch, während ich weg bin!«
    Kaum war Aron zur Tür hinaus, bombardierte Christopher mich mit Fragen. »Was war es, das dich geritten hat, über die Kante zu springen? Stolz? Eifersucht? Hast du wirklich geglaubt, Hannah würde mir etwas bedeuten, wo sie doch nur ein Ablenkungsmanöver für Raffael war? Oder war es Eitelkeit? War dir dein Sieg über mich so wichtig?«
    »Ja. Nein. Ich … ich weiß es nicht.« Die ganze Situation überforderte mich – dabei hatte ich doch nur nach Hause gewollt.
    Aron kam mit einem gigantischen, silber umrahmten Spiegel zurück. Noch ehe Christopher mich festhalten konnte, verlor ich die Nerven und vergaß meinen lädierten Körper, als ich mein Spiegelbild sah. Zwei riesige Schwingen, in watteweichen Wolkenflausch gebettet, ragten rechts und links hinter meinem Rücken hervor.
    Panisch setzte ich mich auf und zog die Flügel aus ihrem Schutzmantel. Der Schmerz zerriss mich. Haltsuchend krümmte ich mich zusammen. Die Messer in meinem Rücken begannen zu rotieren, schnitten in mein Fleisch, um die Flügel von meinem Körper zu trennen.
    Christopher war schneller als Aron. Gegen meinen Willen zwang er mich in das Wolkenwattebett. Die Messer bohrten sich tiefer. Meine Spangen aktivierten sich, als ich Christophers Arme umklammerte, um ihn aufzuhalten. Der Schmerz explodierte. Kurz bevor ich losschrie, legte sich Christophers Mund auf meinen. Doch dieses Mal funktionierte sein Betäubungstrick nicht

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