Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
Vom Netzwerk:
ihr Zimmer und beneble sie selbst, wenn du mir danach hilfst, die Gerüchte zu entkräften, dass ich scharf auf sie wäre.«
    Die Vorstellung, wie Paul Nawea in Rauch hüllte, wirkte Wunder. Meine Anspannung löste sich in einem Lachflash auf. Zehn Minuten – mindestens – gackerte ich wie ein aufgedrehtes Huhn. Der Eintrag in Naweas Notizpad war gebucht. Akribisch hielt sie fest, wie der zukünftige Racheengel sich vor Lachen wegschmiss.
    Aron warf mir einen beschwörenden Blick zu, was wenig half. Mein Frust musste raus. Immer noch besser, sie sah mich lachend als wütend. Denn das war ich. Nicht nur wegen Naweas Dauerbeobachtung. Aron hatte mir verboten, Christopher zu sehen. Zwei Racheengel unter einem Dach würden dem Rat nicht gefallen – zu viel Macht außerhalb seiner Kontrolle. Zumal es sich noch nicht herumgesprochen hatte, dass Christopher mit mir trainierte und wir nicht gerade racheengeltypisch aufeinander reagierten. Vielleicht war es gar nicht so verkehrt, dass Christopher sich vor den Weihnachtsferien um Hannah anstatt um mich gekümmert hatte, um Raffael zu täuschen – auch wenn es mir schwerfiel, das zuzugeben.
    Naweas Ungeduld wuchs. Sämtliche kritischen Fächer wie Mentaltraining mit Kassandra Klar oder Slacklining vermied Aron. Meine Schwächen sollten verborgen bleiben. Alle: Christopher, meine Höhenangst, meine Wut und meine lädierten Flügel. Er steckte mich sogar in den drögen Geschichtsunterricht von Herrn Alto, wo ich eher durch Gähnattacken auffiel als durch einen dämonischen Ausraster. Denn darauf wartete sie. Dass Aron mich über die Kante trieb, damit ich die Kontrolleverlor, wie es das Dressurprogramm für Racheengel vorsah.
    Arons Unterrichtsmethoden gefielen Nawea nicht. Die kritischen Bemerkungen häuften sich. Schließlich herrschte sie Ekin an, als er mir mit seinem Owoostock nur einen blauen Fleck verpasste, anstatt mein Knie zu zertrümmern.
    »So soll ein Racheengel aus ihr werden? Mit Streicheleinheiten? Der Rat wird keinen Engel akzeptieren, der die Flucht ergreift, sobald ihm etwas Dämonisches begegnet. Bevor ich gehe, will ich sehen, ob sie wenigstens schwindelfrei ist.«
    Aron lächelte gelassen, doch mich täuschte er damit nicht. Die Slackline zwischen dem Schlossdach und dem Burgwall hatte er nicht umsonst abmontieren lassen, ehe Nawea im Schloss aufgetaucht war.
    »Ich habe gehört, dass du einen Parcours aufgebaut hattest«, begann Nawea hinterhältig. »Deshalb schlage ich einen Wettkampf vor: sie gegen mich!«
    Aron bemühte sich, seine Nervosität zu verbergen, bejubelte ihren Vorschlag als ausgezeichnete Idee , zögerte die Umsetzung jedoch hinaus. »Bis morgen wird alles vorbereitet sein.«
    »Geht das nicht schneller?!«
    »Leider nicht. Wir haben hier nur eine Slackline. Eine zweite muss ich erst besorgen.« Aron log, ohne mit der Wimper zu zucken. Offenbar wollte er mir noch ein wenig Zeit verschaffen. Dass meine Nervosität zunehmen würde, je länger ich darüber nachdenken konnte, wie ich über dieses dünne Seil balancieren sollte, hatte er wohl übersehen.
    Aufgewühlt lag ich in meinem Bett und bibberte vor mich hin. Flügel hin oder her. Ich hatte Angst. Was nützten diese rosafarbenen Dinger, wenn ich nicht wusste, wie ich sie benutzen konnte. Gedankenverloren starrte ich auf mein frisch beschneites Dachfenster und wünschte mir, zu Hause bei meinen Eltern zu sein.
    Eine schattenhafte Gestalt huschte vorbei, Schneeflocken wirbelten auf. Vor Schreck zog ich die Decke über den Kopf. Nawea! Bestimmt beobachtete sie mich – allerdings würde sie wohl kaum an mein Fenster klopfen, wenn sie mich ausspionieren wollte. Vorsichtig lugte ich unter meiner Bettdecke hervor und blickte in die schönsten Augen der Welt.
    Mit einem Schmunzeln zog Christopher mich auf das schneebedeckte Dach. Es verschwand, als er bemerkte, wie sehr ich zitterte.
    »Halt mich fest«, flehte ich und suchte die Wärme, die er im Überfluss besaß. Erst als Christopher sicher war, dass ich es schaffte, eine Minute ohne ihn auszuhalten, kletterte er in meine Kammer, um mir etwas zum Überziehen zu holen.
    »Auch wenn es nur von außen wärmt, ich kann dich leider nicht im Arm halten, während du deinen ersten Flugversuch unternimmst.«
    »Jetzt? Mitten in der Nacht?«
    »Aron hätte mich wohl kaum zu dir gelassen und dir erlaubt, deine Flügel zu beanspruchen, wenn es nicht eilig wäre. Er hat Nawea überzeugt, dass auch ein frisch geschlüpftes Racheengelküken seinen

Weitere Kostenlose Bücher