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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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eisigen Brise entgegen, die Schnee über das Dach wirbelte.
    »Mein rosaroter Plüschengel. Jetzt musst du bloß noch die Flügel in den Wind drehen und dich fallen lassen.« Bevor ich ihm das mit den Plüschflügeln heimzahlen konnte, packte Christopher meine Hände, ließ sich in die Tiefe fallen und riss mich mit sich.
    Ich schrie vor Panik und Überraschung, als Christopher meinen Körper in die richtige Lage drehte, damit der Wind unter meinen noch immer empfindlichen Schwingen hindurchstreichen konnte. Ein paar Meter über dem Boden ließ er mich los, verwandelte sich selbst in einen Engel und manövrierte sich mit einer waghalsigen Drehung hinter meinen Rücken, um mit seinen Händen meine Flügel nach unten zu drücken, damit ich sicher landete. Ich stürzte trotzdem. Ins Rosenbeet. Meine Knie gaben einfach nach.
    »Hättest du mich nicht wenigstens vorwarnen können?«, fragte ich völlig außer Atem.
    »Sag bloß, dir hat dein erster Flug nicht gefallen. Wenn ich dir gesagt hätte, was ich vorhabe, wärst du niemals mit mir aufs Dach geklettert.«
    Ich schwieg – wo er doch so recht hatte.
    Aron nutzte die Gelegenheit, mit mir zu reden, als Nawea den Parcours ablief, während ich mich in der Sporthalle aufwärmte.
    »Gratuliere. Den ersten Flug vergisst man nie.«
    »Ja, ich weiß«, antwortete ich ein wenig verträumt, da ich an Christopher dachte. »Ist er noch hier?«
    »Nein – zumindest nicht offiziell. Aber ein Schüler mehr oder weniger wird ihr nicht auffallen.«
    Mitten im Dehnen hielt ich inne. »Wie meinst du das?«
    »Du hast heute ein Auffangnetz. Alle werden zusehen, wie du über die Slackline balancierst.«
    »Und meine Flügel?«
    »Die lässt du schön bei dir. Was glaubst du wohl, warum ich mir eine Nacht mit ihr um die Ohren geschlagen hab. Sicher nicht, damit du ihr deine Flügel präsentierst. Die hältst du geheim.« Aron legte eine dramatische Pause ein. »Vor allen!«
    »Und warum dann das Flugtraining mitten in der Nacht?«
    Aron grinste. »Um dein Selbstbewusstsein zu stärken – und dir ein paar Streicheleinheiten zu gönnen. Die hattest du dringend nötig. Schließlich will ich nicht, dass du die Beherrschung verlierst und etwas Dummes machst.«
    Tiefe Querfalten erschienen auf Arons Stirn. »Irgendjemand muss Nawea von dem Parcours erzählt haben. Sie sollte nicht noch mehr über dich erfahren, bevor die Prüfungen beginnen.«
    Ich setzte meine Dehnübungen fort und begann über Arons Mutmaßung nachzudenken. Für mich kamen nur zwei Engel in Frage: Obwohl er daran arbeitete, hatte Markus stets ein wenig Angst vor mir. Und auch Susan warf mir noch immer wütende Seitenblicke zu, wenn sie mich mit Aron beim Training oder in der Kantine sah. Warum sie sauer auf mich war, blieb mir ein Rätsel, das ich lösen wollte, sobald Aron mir mehr Freiraum gab.
    Wie beim letzten Mal startete der Parcours vor dem Gelben Haus, endete jedoch nicht nach der Slackline, sondern am anderen Ende des Dachfirsts, wo Christopher mir in der Nacht das Fliegen beigebracht hatte. Zum Glück hatte es am Morgen noch mal geschneit und der Wind unsere Spuren verwischt, wobei der Schnee das Übersdachrennen sicher nicht einfacher machen würde.
    Im Gegensatz zu mir tauchte Nawea nicht in Sportklamotten auf, sondern in einem maßgeschneiderten dunkelgrauen Hosenanzug,der hervorragend zu ihrer Augenfarbe passte – und in Stöckelschuhen. Ich war neugierig, wie sie mit diesen Dingern über die Slackline laufen wollte. Jemanden damit umzubringen wäre einfacher. Plötzlich wurde mir schlecht. Vielleicht war genau das ihre Absicht.
    Nawea warf mir ein freundliches Lächeln zu, als sie meinen entsetzten Blick bemerkte, der an ihren Füßen klebte.
    »Da du ja noch kein richtiger Engel bist, fand ich es nur gerecht, wenn es für mich ein wenig schwieriger ist – abgesehen davon haben Aron und ich eine kleine Wette abgeschlossen.«
    Aron kniff die Lippen zusammen, nachdem er zurückgelächelt hatte. Ihn jetzt nach dem Wetteinsatz zu fragen, konnte ich abhaken. Er übernahm den Starter und flog auf das Schlossdach, von wo er den Parcours am besten überblicken konnte. Während wir auf sein Signal warteten, suchte ich die Reihen ab. Einige Engelschüler trugen Schal und Mütze, so dass ich nur ihre Augen sehen konnte – grüne waren leider nicht dabei.
    Markerschütternde Töne dröhnten vom Dach herüber. Aron blies ein gigantisches Horn. Nawea spurtete los. Ich hinterher, hinüber zum Schloss und durch die

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