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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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du bist auch nicht die Einzige, die nervös ist.« Die Tür öffnete sich zur zweiten Runde, was unser Gespräch beendete.
    Unsere Schule war die letzte, die aufgerufen wurde. Paul und Sebastian spielten die Helden. Die anderen versuchten, es ihnen gleichzutun. Als die Gestalt mit der Schnabelmaske mich auswählte, zeigte ich weniger Mut.
    Ein seltsames Gefühl überkam mich, kurz bevor ich ihr durch die Tür folgte. Auf der Schwelle bemerkte ich, warum. Der Raum war mit Engelsmagie versiegelt. Feine Nadelstiche durchbohrten meine Haut – ich war froh, dass keine Blitze aufzuckten. Entschlossen drückte ich die Schultern durch, hob meinen Kopf und setzte ein Lächeln auf – schließlich stand ich unter Beobachtung.
    Mehr als hundert Engel thronten auf einem aus dunklem Holz geschnitzten zweireihigen Gestühl, das sich unter den in goldene Rahmen gefassten Gemälden an der Wand entlangzog. Das Prunk-Highlight des Saals jedoch war das – natürlich mit Engelsmotiven verzierte – 3-D-Schnitzwerk an der Decke. Jeder, der diesen goldglitzernden Saal betrat und dem nicht vor Angst die Knie zitterten, gehörte entweder zu den geladenen Gästen auf dem Holzgestühl, oder er saß am Ende des Raums auf oder neben dem erhöhten Thron.
    Sieben Stufen führten zu dem Podest, auf dem der Doge neben seinen zehn Ratsmitgliedern residierte. Wie alle trug auch er eine weiße Maske und einen langen Mantel. Seiner war allerdings nicht schwarz, sondern leuchtend rot. Unten am Saum war er mit einem Material eingefasst, das ich nicht kannte. Ich tippte auf einen mit Engelsmagie gewobenen Stoff, da er nicht nur seine Farbe, sondern auch die Intensität der Farbe verändern konnte – wie Christophers Flügel. Sekunden später kämpfte ich gegen meinen Würgereiz. Was, wenn der Stoff tatsächlich aus Engelsflügeln bestand?
    Mein Gewürge fiel auf. Nicht nur meine Mitschüler, die am Fuß des Podests auf uns warteten, starrten mich an. Dunkle, helle, blaue oder braune Augen – jade- oder smaragdgrüne entdeckte ich keine –, verborgen unter Masken, beobachteten, wie ich als Letzte den weitläufigen Saal durchschritt.
    Ich ließ mir meine Furcht nicht anmerken, starrte stur geradeaus auf den Rücken von Hannes, kämpfte gegen meine Übelkeit und blieb erst stehen, als auch Hannes anhielt. Einzeln mussten wir uns vorstellen. Ich fasste mich kurz, nannte meinen Namen und den Ort, wo ich geboren wurde – über mein Ableben gab es ja nichts zu berichten –, und reihte mich in die Schlange vor dem Podest ein. Der Mann, der uns geholt hatte, trat vor und begrüßte uns, bevor er den Ablauf der Prüfungen erklärte.
    »Wie immer wird jedem Prüfling ein Mitschüler zugeteilt. Als zukünftige Schutzengel müssen die Prüflinge ihre Fähigkeit unter Beweis stellen, ihren Protegé sicher durch die gestellten Aufgaben führen zu können. Hier nun die Namen der ersten Gruppe. Andy und Carla sind ein Team. Marie bekommt Maurice zugeteilt, und Bens Protegé ist Markus. Tretet zu zweit nach vorn.«
    Markus zögerte. Sicher hatte er gehofft, mit Erika in eine Gruppe zu kommen, aber dem Entschluss des Rats musste ersich natürlich fügen. Begleitet von einem der Schnabelmaskenträger verließ er den Saal durch eine kleine, neben dem Podest verborgene Pforte.
    Trotz Auswahlprozedur blieb ich die Attraktion des Tages. Das Interesse an meiner Person ging mir langsam auf die Nerven. Selbst als ein Mitglied des Rats aufstand und das Wort ergriff, starrten alle nur auf mich.
    »Meine lieben Freunde. Sicher habt ihr bemerkt, dass wir heute nicht nur Schutzengel unter uns haben.«
    Mein Herz setzte aus. Einmal. Zweimal. Ich kannte den Engel. Wie ein Brandeisen hatte diese sonore Stimme sich mir eingeprägt.
    Aron und Christopher hatten seinen Einfluss offenbar unterschätzt. Sanctifer war Mitglied des Rats der Engel!
    Mein Körper stand kurz vor der Rebellion. Ich wusste, was mir bevorstand, und schaffte es dennoch, ruhig weiterzuatmen, meine Hände locker an der Seite herabbaumeln zu lassen – und zu lächeln. Sanctifers Triumph sollte nicht schon hier beginnen. Noch war Aron mein Tutor.
    »Deshalb wird aus den verbleibenden Schülern eine Sechserund eine Achtergruppe gebildet.«
    Nicht nur ich rechnete nach, wie das mit zwölf Schülern funktionieren sollte.
    »Um aufzustocken, haben wir zwei zukünftige Mitschüler des Hauses, die erst seit ein paar Tagen in unserer Welt leben, ausgewählt. Bitte seid nett zu ihnen.«
    Auf ein Zeichen hin öffnete sich

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