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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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Geschenk.
    Ich blendete den Gedanken aus, wie sich die beiden eng umschlungen in einer türkisblauen Lagune räkelten. Was waren für einen Engel schon fünf Tage?
    Meine Freunde setzten meinem Wartezustand schließlich ein Ende.
    »Entweder du kommst freiwillig mit, oder wir knebeln dich«, drohte Philippe.
    »Wenn’s sein muss, auch noch am Strand«, ergänzte Antonio, sein jüngerer Bruder, der mit seiner schwarzen Mähne und den dunklen Augen aussah wie eine Miniaturausgabe von Philippe.
    »Meinetwegen kannst du auf Chris warten, bis du schwarz wirst, aber wenn wir zusammen an den Strand und in die Berge wollen, wird’s Zeit loszulegen. Ich hab nicht so lange Ferien wie du, und Philippe ist auch nur noch drei Wochen hier«, erklärte Stefano, Emilias fester Freund.
    »Wenn Lucia sich durchsetzt, vielleicht bloß eine«, ergänzte Antonio.
    »Außerdem schwächt das deinen Stand, wenn Chris rausbekommt, dass du ohne ihn nichts mit dir anzufangen weißt. Dann lässt er dich das nächste Mal noch länger warten – schließlich verpasst er ja nichts mit dir.«
    Emilias Sicht der Dinge gab den entscheidenden Anstoß, mich aus meiner Höhle zu locken. Warum sollte ich den Sommer zu Hause verbringen, während Christopher sich wo und mit wem auch immer amüsierte und es nicht einmal für nötig hielt, mir eine Nachricht zu schicken?!
    Ohne allzu große Gewissensbisse genoss ich die Tage mit meinen Freunden – auch wenn ich mir das mit den Tauchgängen und Sommerabenden anders vorgestellt hatte –, bis Philippes Freundin Lucia auftauchte und unseren Strandtagen ein plötzliches Ende bereitete.
    Elegant wie eine Hollywooddiva räkelte sie sich aus ihrem silberfarbenen Cabriolet – das natürlich im Halteverbot stand.Wie ein Sturmbanner flatterten ihre dunkelbraunen Haare mit ihrem luftigen Sommerkleid um die Wette, während sie auf Philippe zusteuerte – oder vielleicht auch auf mich. Die honigfarbenen Augen durchbohrten jedenfalls mich und nicht ihn, als ich nach einem Tauchgang bei unserer Lieblingsklippe an Philippes Seite aus dem Meer tapste – offenbar war ich nicht die Einzige, die so etwas wie Eifersucht kannte. Trotz Badewannentemperatur und sengender Sonne fröstelte ich. Erst recht, als ich sah, mit welcher Hingabe Philippe sie betrachtete. Er schien zum ersten Mal wirklich verliebt zu sein. Hoffentlich empfand sie dasselbe für ihn.
    Da zu Hause weder Christopher noch eine Nachricht auf mich warteten, verschwand auch der Rest meiner guten Laune, die ich in der letzten Woche angesammelt hatte. Als meine Eltern mir dann noch freudestrahlend erklärten, sie hätten mich für die vom Internat angebotene Sprachreise angemeldet, war mir nur noch übel. Ein vierwöchiger Abi-Push-Kurs in Kanada zum Englischlernen war sicher eine gute Idee, aber vier Wochen ohne Christopher? Nicht auszudenken!
    Als Philippe dann ein paar Tage später vor meiner Tür auftauchte und ohne großes Abschiednehmen zu seinem neuen Studentenleben nach Rom aufbrach, kamen mir fast die Tränen.
    »Vergiss nicht, dass du zugesagt hast, mir beim Einrichten zu helfen«, erinnerte Philippe mich an mein Versprechen – um mich aufzumuntern.
    »Das wird Lucia sich wohl kaum nehmen lassen.«
    »Gut möglich. Vielleicht gibt es dann eben schon ein Sofa, auf dem du schlafen kannst. Und eventuell auch noch ein paar andere Möbel. Aber du, eine Woche in Rom, bist fest eingeplant!«, erklärte Philippe, ehe ein Grinsen über sein Gesicht huschte. »Übrigens halten es auch deine Eltern für eine gute Idee, wenn ich dich zum Flughafen fahre und du davor ein paarTage in Rom verbringst – weil du ja so auf alte, verfallene Gemäuer stehst.«
    Ich ahnte, warum meine Eltern damit einverstanden waren – um mich von Christopher abzulenken. Und weil es mir offenbar schwerfiel, Philippe loszulassen, versprach ich ihm, meine letzte Ferienwoche in Rom zu verbringen, bevor ich ihn tapfer, anstatt mit Tränen, mit einem Abschiedskuss entließ.
    Nach dem fünften Happy End in meinem Lieblingsmärchenbuch heulte ich doch noch ein wenig: Mein bester Freund war weg, meine beste Freundin hatte keine Zeit, um neben mir in der Sonne zu liegen, und mein Prinz war anderweitig beschäftigt.
    Meine Tränen trieben mir Bilder von Christopher vor die Augen. Von ihm und Hannah: wie sie sich in seine Arme stürzte und ihn küsste und er seine Flügel um sie legte und sie beschützte.
    Vielleicht lag es an der Mittelmeersonne: Heißer brannte meine Eifersucht niemals zuvor.

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