Tanz der Liebenden
erholt hatten.“ Sie lehnte sich gegen die Anrichte. „Mein Partner und ich sind nicht mehr aneinander gewöhnt. Außerdem habe ich drei Monate nicht mehr getanzt, ich bin nicht mehr in Form – was endlose Trainingsstunden und Proben bedeutete. Ich hatte also wirklich keine Zeit, mir Gedanken um ein Projekt zu machen, das ich in gute Hände gegeben habe. Ich war auch nicht davon ausgegangen, dass zu einem so frühen Punkt schon irgendwelche Fragen auftauchen, vor allem nicht, nachdem wir die Dinge vor kurzem erst ausführlich besprochen haben. Ich hoffe, das reicht dir als Erklärung.“
„Ja, das reicht. Kann ich ein Messer haben?“
„Wozu?“
„Du hast kein Gewehr, also werde ich mir die Kehle aufschlitzen.“
„Warte lieber damit, bis du bei dir zu Hause bist. Meine Mutter wird über Blutflecken in der Küche nicht begeistert sein.“
„Und dein Vater sieht es wohl kaum gerne, wenn seine Tochter auf dem Küchentisch Sex hat.“
„Kann ich nicht sagen. Das Thema wurde nie zwischen uns angeschnitten.“
„Ich hatte nicht vor, dich so zu packen.“
„So.“ Sie bot ihm ihr Glas an. „Wie wolltest du mich denn sonst packen?“
„Lass es.“ Er nahm und trank. „Du merkst doch selbst, wie kompliziert das Ganze wird. Der Job, du, ich, Sex.“
„Ich habe ein ausgeprägtes Organisationstalent und bin sehr gut im Zuordnen und Einteilen. Manche halten das für meine größte Stärke, andere behaupten, es nervt.“
„Das kann ich mir vorstellen.“ Er gab ihr das Glas zurück. „Kate.“
Sie lächelte. „Brody.“
Er lachte leise, steckte die Hände wieder in die Taschen und begann im Raum auf- und abzutigern. „Ich hab vieles in meinem Leben verbockt. Mit Connie, meiner Frau, und Jack. Und ich habe alles darangesetzt, dass sich das ändert. Jack ist gerade mal sechs. Ich bin alles, was er hat. Das wird immer das Wichtigste für mich sein.“
„Wenn es nicht so wäre, würde ich wesentlich weniger von dir halten. Dann würde ich mich wohl auch nicht so zu dir hingezogen fühlen.“
Er drehte sich um und studierte ihr Gesicht. „Ich werde nicht schlau aus dir.“
„Vielleicht solltest du deinen Terminkalender so planen, dass dir Zeit bleibt, über dieses Problem nachzudenken.“
„Vielleicht sollten wir uns einfach ein Zimmer in irgendeinem Motel buchen und einen Nachmittag lang so tun, als gäbe es keine Probleme.“
Er war überrascht, dass sie lachte. „Das ist eine Alternative. Ich persönlich würde gern beides tun. Aber für den Moment werde ich es dir überlassen, welche der beiden Möglichkeiten wir zuerst in Angriff nehmen.“
„Vielleicht sollten wir …“ Er sah auf die Küchenuhr und fluchte leise. „Ich muss Jack abholen. Komm morgen Mittag zur Baustelle. Dann gebe ich dir zum Lunch ein Sandwich aus, und du kannst dir ansehen, wie weit wir gekommen sind.“
„Ja, gern.“ Sie neigte leicht den Kopf. „Willst du mir nicht einen Abschiedskuss geben?“
„Lieber nicht. Dein Vater hat vielleicht doch ein Gewehr im Haus, und du weißt nur nichts davon.“
Nein, Spencer Kimball war nicht dabei, ein Gewehr zu laden. Kate fand ihn in seinem Musikzimmer, wo er über den Unterrichtsplänen für das laufende Semester saß. Allerdings starrte er jetzt schon zehn Minuten lang auf die gleiche Seite, ohne auch nur ein Wort verstanden zu haben.
Sie stellte einen dampfenden Kaffeebecher neben ihn hin, schlang von die Arme um seinen Hals und legte ihr Kinn auf seine Schulter. „Hi.“
„Hi. Danke.“
Sie schmiegte ihre Wange an seine und sah zum Fenster hinaus in den hübschen Garten. Sie würde ihre Mutter bitten, ihr bei der Planung des Gartens an der Schule zu helfen. „Brody befürchtet, du könntest ihn erschießen.“
„Ich habe keine Waffe.“
„Das habe ich ihm auch gesagt. Ich sagte ebenfalls, mein Vater wisse, dass ich Männer küsse. Das weißt du doch, oder, Daddy?“
Sie nannte ihn nur dann Daddy, wenn sie sich bei ihm einschmeicheln wollte. Sie beide wussten das.
„Es ist etwas ganz anderes, wenn man verstandesmäßig etwas weiß, als wenn man mitten in ein …“ Spencer knirschte mit den Zähnen. „Er hatte seine Hände an deinen … Er hat mein kleines Mädchen angefasst.“
„Dein kleines Mädchen hat seine Hände auch dazu benutzt, um ihn anzufassen.“ Sie kam herum und setzte sich auf seinen Schoß.
„Ich glaube nicht, dass die Küche der geeignete Ort ist, um …“ Ja, um was eigentlich?
„Du hast natürlich Recht.“ Sie klang jetzt
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