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Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Titel: Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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gefangengehalten.«
    »Gefangen?«
    Orr schüttelte sorgenvoll den Kopf. »Wir können nichts daran ändern, junger Freund, weder Ihr noch ich. In der Schlacht zwischen Artor und den Sternengöttern haben wir Sterblichen nichts verloren.«
    »Sie führen Krieg gegeneinander?«
    Aber der Fährmann wollte zu diesem Thema nichts mehr sagen, und wieder verfielen sie in Schweigen und lauschten stundenlang – oder waren es Tage? – der Musik des Sternentanzes.
    Später wollte Axis mehr über die heiligen Seen erfahren. »Woher kommen sie? Warum hält man sie für heilig? Besitzen sie wirklich Zauberkraft?«
    Der Charonite rutschte unbehaglich hin und her. »Vor vielen tausend Jahren, lange vor meiner Zeit, haben die Alten Götter, die noch vor den Sternengöttern lebten, ganz Tencendor mit einem Feuersturm überzogen, der mehrere Tage wütete und beinahe alles Leben ausgelöscht hätte. Nur die konnten sich retten, die in den tiefen Höhlen Schutz fanden.
    Der Feuersturm ließ die Seen zurück, und die sollen uns an die Allmacht der Alten Götter und unsere eigene Nichtigkeit gemahnen. Einige sagen nun, die Alten Götter seien nie wieder in den Himmel aufgefahren, sondern hätten sich unter den heiligen Seen zu einem langen Schlaf gebettet.« Orr lächelte. »Aber das vermag ich kaum zu glauben. Noch nie habe ich etwas von ihnen gesehen oder gehört, und ich halte mich schon sehr lange hier unten auf, verhalte mich still und lausche.« Der Lehrling stützte das Kinn auf die Hand. Der Charonite hatte ihm zur Antwort lediglich ein buntes Gemälde gezeigt, aber nicht mehr. Also würde er tiefer in ihn dringen müssen. Er öffnete den Mund, um nach dem Feuersturm zu fragen, aber Orr wechselte bereits das Thema.
    »Nun ist der Moment gekommen, an dem Ihr mir zeigen dürft, wie gut Ihr gelernt habt. Führt uns zum Sternentor.«
    Zum Sternentor? Axis sah auf seinen Ring. Er konzentrierte sich auf das Ziel, und das bestand darin, das Boot zum Sternentor gleiten zu lassen, dem größten Heiligtum der Ikarier.
    Die Sterne gruppierten sich auf dem Reif um, und Axis prägte sich das neue Muster ein. Sobald er die Sternenenergie in Musik übersetzt hatte, summte er die Melodie vor sich hin.
    Der Kahn setzte sich in Bewegung. Sie fuhren durch Tunnel, unter merkwürdigen Brücken hindurch und passierten absonderliche Höhlen. Einige wirkten vollkommen entblößt von allem Leben, in anderen zogen sich die Reste von Städten an einem See entlang. Wieder andere enthielten versteinerte Wälder, und manche lagen in dichtem Nebel, so daß Axis nicht einmal einen Meter weit schauen konnte.
    »Bedenkt«, sagte der Fährmann, »daß das Muster der Wasserwege, die wir befahren, dem Eurer Melodie entspricht.«
    »Wenn ich jetzt auf der Oberwelt wäre«, fragte Axis und summte das Lied in Gedanken weiter, »wie würde ich dann reisen?«
    »Das weiß ich nicht, junger Sonnenflieger. Dieses Abenteuer erwartet Euch noch.«
    Schließlich gelangten sie in eine kleine Höhle, und das Boot hielt gemächlich vor einer Treppe an, deren Stufen aus dem Wasser führten. Axis band den Kahn an einer Steinsäule an.
    »Folgt mir«, forderte der Charonite ihn auf, stieg aus und hüllte sich ganz in seinen Umhang ein.
    Er führte seinen Lehrling durch einen engen Gang, der mählich nach oben führte. Nach einer Weile fiel Axis ein Geräusch auf. Wie das Brausen des Windes. Und vor ihnen ließ sich auch so etwas wie ein pulsierendes blaues Licht erkennen.
    »Was ist das für ein Tosen? Was für ein Licht?« fragte Axis etwas kurzatmig, weil der Fährmann mit beträchtlicher Geschwindigkeit voranschritt.
    »Die Musik und das Licht des Sternentors«, antwortete er. »Und nun kommt endlich.«
    Kurz darauf traten sie in die Kammer des Heiligtums.
    Axis wurde von ebenso viel Ehrfurcht ergriffen wie früher Faraday. Eine solch schöne Halle hatte er noch nie gesehen. Hatte Faraday sich damals gesagt, daß dieser Ort sehr dem Mondsaal im Königspalast zu Karlon ähnelte, erkannte Axis sogleich, daß die ikarische Große Versammlungshalle nach dem Vorbild dieses Ortes angelegt worden war. Ein perfekter kreisrunder Raum, an dessen Wänden sich Säulen und Torbögen reihten – alle geschaffen aus einem milchigen weißen Stein, stellten sie nackte Vogelmenschen dar. Doch die Figuren hielten meist den Kopf gesenkt und hatten die Arme vor der Brust verschränkt. Lediglich die Schwingen hielten sie ausgestreckt, und deren Enden berührten sich, um die Torbögen zu bilden. Auf

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