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Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Titel: Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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nein, Drachen hatten viel zu lebhafte Farben und waren außerdem viel zu groß. Das wenige Grau würde dafür nicht ausreichen.
    Was dann? Der Zerstörer lief unzufrieden um seinen ehemaligen Skräbold herum, und seine langen Klauen klackten ärgerlich auf dem Boden.
    »Gorgrael«, ertönte hinter ihm die wohlvertraute Stimme.
    »Lieber Mann!« rief der Zerstörer erfreut. Nach so kurzer Zeit ein weiterer Besuch. Er durfte sich wahrlich gesegnet fühlen.
    Der Dunkle Mann trat aus einer dunklen Ecke, in die das schwache Licht des Feuers nicht reichte. Seine schwarzverhüllte Gestalt mit der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze ließ sich kaum von den Schatten unterscheiden.
    »Aha, Ihr befindet Euch in einer Schöpfungsphase.« 
    »Ja«, antwortete Gorgrael und zeigte auf den grauen Matsch vor sich. »Das war einer der Skräbolde. Er hat versagt. Eigentlich wollte ich seine Überreste ja an die Krähen verfüttern, aber dann sagte ich mir –«
    »Daß es doch eigentlich Verschwendung sei, solch gute Grundsubstanz zu verschwenden«, beendete der Dunkle den Satz für ihn.
    »Ganz recht«, beeilte sich Gorgrael zu erwidern. Er konnte kaum den Triumph in seiner Stimme verbergen. 
    »Und was möchtet Ihr gern daraus schaffen, mein Freund?« fragte der Finstere. »Welches neue Wesen soll zu guter letzt hieraus entstehen?«
    Gorgrael wußte es noch nicht so recht. Wütend starrte er auf die Masse, so als sei sie schuld an seiner Phantasielosigkeit.
    »Ein geflügelter Dämon vielleicht«, schlug sein Mentor vor und ließ die behandschuhten Hände in den Ärmeln seines Umhangs verschwinden.
    »Ja, ein geflügelter Dämon«, wiederholte der Zerstörer. Das hörte sich doch gut an.
    »Mit einem Leib wie ein Riese«, fuhr Lieber Mann fort.
    »Mit dem Leib eines Riesen, ja, ja, das klingt auch gut.«
    »Mit langen Zähnen.«
    »Was soll das denn für ein Ungeheuer sein, Dunkler Mann?«
    Der Finstere neigte den Kopf zur Seite und sah seinen Schützling voller Liebe, aber auch mit einer Spur Enttäuschung an. »Könnt Ihr das denn nicht erraten, Gorgrael?« Der Zerstörer schüttelte beschämt und verärgert das unförmige Haupt.
    »Denkt Euch noch Drachenkrallen hinzu.«
    Vage Erinnerungen an frühe Alpträume kamen Gorgrael in den Sinn … »mit tödlichen Augen!«
    Sein Besucher lächelte unter der Kapuze. »Und mit seinem Schrei ruft er Verzweiflung und Verzagen hervor.«
    »Ein Greif!« schrie sein Schützling voller Freude.
    Beide warteten gespannt, ob ihr Zauber wirkte. Der Greif sollte in jedem Klima leben können. Nicht nur hier oben im Schnee und Eis von Gorgraels Heimat, sondern auch in den wärmeren Gefilden des südlichen Achar. Er mußte auf den thermischen Winden über dem Gralsee reiten und gleichzeitig ins Zentrum von Axis’ Macht vordringen können. Eine Kreatur sollte hier entstehen, die treu, mutig und nur einem Ziel verpflichtet wäre.
    »Du wirst meine Vorhut sein«, freute sich der Zerstörer schon. »Mein Herold. Allein mir sollst du gehören, und im Moment ihres Todes sollen die Soldaten des Sternenmannes deinen Schrei hören, um in Verzweiflung und Verzagen zu vergehen.«
    Die Erschaffung dieses Wesens hatte die beiden viel Anstrengung gekostet. Wenn man das Lied der Erwekkung mit Hilfe der Dunklen Musik sang, erwarteten einen Schwierigkeiten und Gefahr. Die Energie des Todestanzes war durch Gorgrael und Dunkler Mann geströmt, als sie die Melodie gesummt hatten. Doch Lieber Mann war ein wahrer Meister seines Fachs und bändigte die Schwarze Musik, als sie sich ihrer Beschwörung zu entziehen und aus ihren Körpern in den Raum zu entladen drohte.
    Sie hatten das Lied gesungen und warteten jetzt darauf, daß die graue Masse sich verfestigte, sich erwärmte und bewegte. Als die Weise sich dem Ende näherte, war Gorgrael im Zustand der Ekstase zur Feuerstelle gelaufen, hatte mitten in die abgebrannte Glut gegriffen und zwei glühende Kohlestücke herausgerissen. Ohne auf sein eigenes brennendes Fleisch zu achten, hatte er sie zu dem zuckenden grauen Etwas auf dem Boden getragen und tief hineingedrückt. Als er die Finger wieder herauszog, erreichte das Lied sein Ende, und Lieber Mann zog sich mit Gorgrael in sichere Entfernung zurück.
    »Nun müssen wir warten, mein Lieber«, erklärte er seinem Zögling.
    Die Masse verfärbte sich dunkel und veränderte ihr Aussehen. Gorgrael sah nur einen schwarzen Hügel, der anwuchs und alles Licht im Raum verschluckte. Tief in dem Gebilde glühten

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