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Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Titel: Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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zwei rote Punkte. Von Zeit zu Zeit ging ein Ruck durch den Berg, und unmittelbar darauf wuchs er auf das Doppelte seiner vorherigen Größe an. Bald mußten der Dunkle Mann und der Zerstörer sich bis an die Wand zurückziehen, um nicht von der wachsenden Masse erdrückt zu werden.
    »Irgend etwas ist schiefgegangen«, zischte Gorgrael schließlich. »Wir haben nicht das richtige Lied angestimmt. Ein paar Noten vergessen oder eine Strophe zu wenig gesungen. Vermutlich auch nicht genug Energie hineinfließen lassen.«
    »Nur Geduld, junger Freund!« ermahnte Lieber Mann ihn streng. »Das war schon immer Euer größter Fehler, Ihr könnt einfach nicht abwarten.«
    Gorgrael steckte die Kritik ein, und sein verzerrtes Gesicht verzog sich zu einer nachdenklichen Miene. Er fragte sich, ob er nicht langsam genug Macht besäße und es dringend an der Zeit wäre, sich dem Dunklen gegenüber zu behaupten.
    »Ah!« rief sein Mentor jetzt. »Er wird geboren!«
    Der kurze Anflug einer Rebellion war schon vergessen, als der Zerstörer aufgeregt hinschaute. Die schwarze Masse hatte nun die Größe eines Felsbrockens, und es schien, als habe sich eine Membrane darüber gespannt. Darunter regte sich etwas, das sich aus diesem Gefängnis befreien wollte.
    Im nächsten Moment riß die Haut ein Stück auf, und wenig später spaltete sie sich in ihrer gesamten Länge. Ein schmaler Schädel schob sich aus der Membranenspalte, und zwei glühende Augen blickten sich mordlustig um. Das Wesen blinzelte, sah an sich hinab, öffnete dann den Schnabel und stieß über seine gelungene Geburt einen Triumphschrei aus.
    Die Kreatur besaß den Kopf eines großen Adlers.
    Gorgrael heulte vor Vergnügen. Sie hatten alles richtig gemacht!
    Der Greif senkte das Haupt und zog und zerrte an der Membrane. Nachdem sein Schnabel drei- oder viermal auf die Haut eingehackt hatte, war das Wesen frei. Es trat aus dem Klumpen, betrachtete den Dunklen und den Zerstörer neugierig und sank dann vor letzterem nieder. Sein Schädel ruhte demütig auf den Vorderpranken.
    Gorgrael beugte sich vor und strich seinem Geschöpf über die braunen Kopffedern. Der Greif schloß selig die Augen und grunzte zufrieden. Er hatte seinen Herrn gleich erkannt. Der Zerstörer tastete nun den Rest der Kreatur ab. Aus den Schulterblättern und dem Rückgrat wuchsen zwei Flügel, die mit den gleichen glänzend braunen Federn wie denen auf dem Schädel bedeckt waren. Doch ansonsten hatte der Greif bis auf die Federn nur wenig mit einem Vogel gemein. Der muskulöse Leib erinnerte an den einer Raubkatze und wies ein kurzes hellbraunes Fell auf. Die Haare wuchsen so dicht, daß die Krallen einer anderen Kreatur oder der Pfeil eines Feindes sie nicht durchdringen konnten. An seinem Ende wedelte ein langer, buschiger Schwanz. Der Körper ruhte auf kurzen, aber sehr muskulösen Beinen, die in schweren Pranken ausliefen. Bei jedem Streicheln seines Herrn fuhr der Greif die Krallen aus und wieder ein.
    Trotz seiner Zuneigung sah man ihm die tödliche Gefährlichkeit deutlich an.
    Lieber Mann zeigte sich ebenfalls mit ihrem Geschöpf zufrieden, und er fand auch Anerkennung für seinen Schützling. Gorgrael hatte wirklich hart gearbeitet, um eine neue Armee zusammenzubekommen. Der Dunkle wußte auch, daß die Skrälinge und die Eiswürmer unter dem Befehl der Skräbolde sich nun alle Mühe geben würden, den Zerstörer nicht ein weiteres Mal zu enttäuschen. Gorgrael sammelte sein Heer südlich und westlich von Hsingard. Nicht mehr lange, und er würde seine neue Offensive beginnen können.
    Lieber Mann war der Tod nichts Fremdes, und er freute sich schon auf die Gemetzel und die Massaker, die die neue Invasion mit sich bringen würde.
    Sie verliehen ihm höchste Befriedigung.
    »Mein lieber Freund, ich habe noch eine kleine Besonderheit in das Lied der Erweckung hineingewoben. Ein wenig zusätzliche Bedeutung hineingelegt, als wir die Kraft entzündeten und in die gewünschte Richtung lenkten. Gorgrael, Euer Greif ist ein Weibchen. Tastet einmal ihren Bauch ab.«
    Der Zerstörer schob beide Klauenhände unter den Leib der Kreatur, befühlte ihn und zog die Stirn in krause Falten.
    »Mein Lieber, Eure Greifin steht kurz davor, neun Junge zur Welt zu bringen. Exakte Nachbildungen ihrer selbst. In einem Tag, vermutlich schon etwas früher, stehen Euch zehn dieser Wesen zur Verfügung. Und in einigen Wochen habt Ihr dann eine ganze Armee unter Eurem Befehl, mit der es kein Gegner aufnehmen kann. Die

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