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Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Titel: Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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neun Jungen werden sich nämlich ebenfalls fortpflanzen, mein Freund. Alle sind weiblich und werden bereits schwanger geboren.«
    Der Dunkle sagte sich, daß er alles wohlbedacht hatte. Seine kleine Zugabe würde die neun Jungen ebenfalls gebären lassen, aber danach würde damit erst einmal Schluß sein. Dachte er. Doch darin sollte er sich irren.
    »Sie wird Euren Zwecken hervorragend dienen. Die Greifin ist treu wie der beste Jagdhund«, lächelte Lieber Mann. »Aber bei weitem todbringender.«
    Gorgrael streichelte das Geschöpf immer noch. Doch dann richtete er sich wieder auf und trat zu seinem Stuhl am Feuer. »Komm!« forderte er die Kreatur auf, schnippte mit den Fingern und setzte sich.
    Die Greifin erhob sich sofort, watschelte zum Kamin und legte sich ihrem Herrn zu Füßen. Der Zerstörer drehte sich mit leuchtenden Augen zu seinem Mentor um. »Wollt Ihr Euch nicht für einen Moment zu mir setzen?« fragte er und deutete auf den freien zweiten Stuhl. »Aber nur kurz, denn ich werde bald andernorts erwartet.« Der Dunkle ließ sich ihm gegenüber nieder und winkte ungehalten ins Feuer. Sofort loderten die Flammen wieder auf.
    Wo mußte Lieber Mann denn noch hin? fragte sich Gorgrael. Er hatte nie herausgefunden, wo der Dunkle lebte und wie er dort lebte. Er wußte nicht einmal, wohin sein Mentor verschwand, wenn er ihn verließ. Löste er sich etwa einfach in Luft auf, bis er wieder gebraucht wurde?
    Der Dunkle grunzte belustigt. »Oh, aber ich habe ein Heim, Gorgrael. Und ich habe immer viel zu tun. Aufgaben zu erledigen und Lieder zu singen.«
    »Habt Ihr in der letzten Zeit etwas von Axis gehört? Wie geht es meinem Bruder?«
    »Ich habe schon seit längerem nichts mehr von ihm gesehen oder gehört«, antwortete Lieber Mann nach kurzem Zögern. »Fast könnte man meinen, er sei vom Erdboden verschwunden.«
    »Er ist tot?« entfuhr es dem Zerstörer, und die Vorstellung verschaffte ihm keinerlei Befriedigung. Viel lieber hätte er mit dem Sternenmann gekämpft und ihn in Stükke gerissen.
    Der Dunkle lachte. »Nein, er lebt noch. Seinen Tod hätte ich sonst gespürt, wie Ihr übrigens auch. Aber ich habe andere Neuigkeiten für Euch. Über Bornheld … und Faraday.«
    Gorgrael richtete sich kerzengerade auf. »Welche denn?«
    »Bornheld ist der neue König«, sagte der Dunkle nachdenklich. »Angeblich soll Priam dem Wahnsinn verfallen und an ihm zugrunde gegangen sein. Wenn Bornheld nun auf dem Thron sitzt, wird Faraday Königin sein. Damit dürfte sie für Euch ein noch appetitlicherer Happen sein als vorher.«
    »Ja, viel appetitlicher«, seufzte der Zerstörer, und seine Gedanken wanderten zu der jungen Frau, die so tief im Süden saß. Und jetzt war sie Königin.

27 D IE L UFTARMADA LANDET

    Die letzten Ikarier, die nach Sigholt fliegen sollten, verließen den Krallenturm am drittletzten Tag des Totlaubmondes. Die Staffeln und Geschwader der Luftarmada waren schon seit zehn Tagen fort und vermutlich längst in der alten Festung eingetroffen. Seitdem brachen täglich einzelne kleine Gruppen von Zauberern dorthin auf.
    In der letzten dieser Gruppen befanden sich Morgenstern und Sternenströmer. Rabenhorst hingegen wollte den Krallenturm nicht verlassen, um sich in eine unbekannte Welt zu begeben. Erst wenn Axis Tencendor zurückgewonnen hatte, wollte die Mehrheit der Vogelmenschen sich ihm anschließen. Als der Krallenfürst nun auf dem Balkon stand und zusah, wie sein Bruder und seine Mutter über den südlichen Eisdachalpen entschwanden, überkam ihn tiefe Niedergeschlagenheit. Das Schicksal der Ikarier war ihm aus den Händen genommen worden. Welches Schicksal erwartete die Vogelmenschen nun? Standen sie am Beginn der langersehnten Rückkehr in ihre alte Heimat, oder würde ihre Reise unweigerlich in die Vernichtung ihres ganzen Volkes führen?
    »Bei den Sternen«, murmelte Rabenhorst, während der Wind sein schwarzes Nackengefieder zerzauste. »Axis, zerstört bei Euren Schlachten gegen Bornheld und Gorgrael nicht die Hoffnungen der Ikarier. Ihr habt versprochen, uns nach Tencendor zurückzuführen. Haltet Euer Wort!«
    Niemandem, der sich vom Krallenturm abstieß, war die Bedeutung ihres Fluges nach Süden entgangen. Zum ersten Mal seit tausend Jahren würden die Ikarier wieder nach Tencendor gelangen und sich nicht länger, wie gewohnt, auf die Eisdachalpen oder Awarinheim beschränken. Keiner glaubte, daß ihn ein einfacher Weg erwartete, und jeder wußte, daß ihr Volk Opfer bringen mußte.

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