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Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Titel: Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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Wolfstern so sehr fürchtet. Ich muß unbedingt wissen, warum er zurückgekehrt ist.«
    »Ich würde krank werden, wenn ich die ganze Geschichte erzählen müßte«, klagte Morgenstern. »Veremund, würdet Ihr das bitte für mich übernehmen?«
    Der Hagere nickte. »Wolfsterns Geschichte gehört zur verlorenen Welt, junger Freund, die vor viertausend Jahren untergegangen ist. Er war einer der erstaunlichsten ikarischen Zauberer, der in außergewöhnlich jungen Jahren, nämlich schon mit einundneunzig, den Krallenthron von Tencendor bestieg.«
    Er schüttelte den Kopf, und Ogden nahm den Faden auf: »Natürlich entstanden viele Gerüchte, weil ein solch junger Mann die Herrschaft übernommen hatte. Schließlich war sein Vater selbst noch nicht alt und bei bester Gesundheit gewesen, erst etwas über zweihundert Jahre. Ihm hätten also noch ein paar Jahrhunderte bevorgestanden, aber …«
    Als auch der kleine Dicke nicht weiterkonnte, zwang sich schließlich Morgenstern: »Eines Nachmittags fiel sein Vater einfach vom Himmel. Man konnte nicht feststellen, wem der Pfeil gehörte, der aus seiner Brust ragte.«
    »Also fragte man sich, ob es sich hier um einen Mord oder um einen Unfall handelte«, übernahm Veremund wieder. »Leider fand man darauf keine Antwort. Wolfstern jedenfalls hatte ein Alibi. Zur fraglichen Zeit befand er sich mit mehreren Geschwaderführern in einer Besprechung. Aber viele munkelten, daß er den Mord an seinem Vater wenn schon nicht ausgeführt, so doch zumindest geplant habe. Dieser Vermutung haben sich seit damals alle wesentlichen Historiker angeschlossen.«
    »Der junge Zauberer wollte unbedingt selbst auf den Thron«, ergänzte Jack und blickte hinaus auf die Urqharthügel, damit niemand seine Miene sehen konnte.
    »Ja, es drängte ihn mit aller Macht danach«, fuhr Veremund etwas säuerlich fort, weil der Schweinehirt ihn unterbrochen hatte. »Wolfstern hatte immer schon, selbst als Kind, als er noch keine Flügel hatte, das Sternentor fasziniert. Damals wurde es unter den Ikariern noch häufiger als Ausguck genutzt, obwohl das nur einem Fürst oder seinem erklärten Thronfolger gestattet war. Das Tor zu durchschreiten brachte den sicheren Tod. Der junge Wolfstern verbrachte Stunden, mitunter Tage vor dem Tor und schaute unentwegt hindurch. Er war ganz besessen von der Vorstellung, daß sich im Universum noch andere Welten befinden.«
    Axis sah überrascht auf. Andere Welten? Das hatte er noch nie erwogen. Doch jetzt hatte der Mönch ihn neugierig gemacht.
    »Ja, ganz recht«, fuhr Veremund fort. »Wolfstern ging davon aus, daß jede Sonne ähnlich wie bei uns von einem Planeten umkreist werde. Und da sich durch das Sternentor unzählige Sonnen erkennen lassen, nahm er auch eine gleich große Menge von Planeten an.«
    »Verrückt!« murmelte Sternenströmer.
    »Jahrelang lebte Wolfstern in dieser Vorstellung, und mit einem Mal wurde er Thronfolger. Nun besaß er endlich ungehinderten Zugang zum Sternentor. Die Ikarier erörterten damals schon seit längerem die Möglichkeit, durch das Tor zu steigen und unbeschadet wieder zurückzukehren.« Veremund lachte leise. »Aber wer wollte dies als erster wagen? Eines Tages trat Wolfstern vor die Versammlung und bat um die Zustimmung, ein ikarisches Kind, am besten eines mit der Gabe der Zauberer, hindurchschicken zu dürfen. Er führte an, es sei doch vernünftiger, gegebenenfalls lieber ein Kind zu opfern als einen fertig ausgebildeten Zauberer.«
    Veremunds Zuhörer auf dem Turm schwiegen jetzt ebenso entsetzt wie in jenen Tagen die Versammlung der Vogelmenschen verstummt war.
    »Die Ikarier weigerten sich natürlich, wie man ja verstehen kann, eines ihrer Kinder für ein solches Experiment herzugeben«, setzte Veremund seine Geschichte nun ernst und leise fort. Alles Lachen war aus seinem Gesicht verschwunden. »Aber Wolfstern kam nicht mehr gegen seine Besessenheit an, und vielleicht stand er zu jener Zeit an der Schwelle zum Wahnsinn. Er war wild entschlossen, durch das Sternentor zu gehen und andere Welten zu erforschen, aber natürlich wollte er auch gern wieder nach Tencendor zurückkehren. Deswegen mußte er unbedingt herausfinden, ob eine Rückkehr überhaupt möglich wäre.
    Eines Tages flog ein ikarischer Knabe, gerade vierzehn Jahre alt, hindurch und kehrte nie zurück. Er wurde in einer großen Feier betrauert, und man nahm an, er habe einen Krampf im Flügel erlitten, der für ihn tödliche Folgen gehabt habe. Wenige Wochen später

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