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Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Titel: Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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verschwand ein zweites Kind, und kurz darauf ein weiteres. Irgendwann fiel jemandem auf, daß alle drei über Zauberkräfte verfügt hatten. Und in der nächsten Versammlung beschuldigte dann jemand Wolfstern des Kindsmordes.«
    Veremund schwieg für einen Moment, und man sah ihm an, wie schwer ihm das Weiterreden fiel. »Wolfstern war sich seiner Macht sehr wohl bewußt und erwiderte, es handele sich dabei nicht um Mord, sondern um notwendige Versuche. Die Geheimnisse des Sternentors müssten endlich gelüftet werden. Er fragte in die Runde, was denn wohl geschehen würde, wenn eines Tages eine andere Rasse durch das Sternentor in unsere Welt einfallen würde. Nicht auszudenken, wenn jemand anderer auf einer anderen Welt vor ihm die Mysterien des Tors enträtseln würde.«
    Axis wurde bei der bloßen Vorstellung schwindlig. Wolfsterns Methoden mochten zwar abstoßend gewesen sein, aber seine Sorge konnte man wohl kaum als bloße Versponnenheit abtun, wie seine Zeitgenossen das getan hatten. Der Krieger wollte sich schon dazu äußern, aber Veremund erzählte bereits weiter.
    »Wolfstern meinte auch, es sei nur eine Frage der Zeit, bis einer der Hinausgeschickten tatsächlich zurückkehre. Meine Lieben, Ihr müßt verstehen, daß Wolfstern nicht nur der Krallenfürst, sondern auch überaus mächtig war. So zeigte er nicht nur kein Bedauern über die drei Kinder, die er durch das Sternentor geschickt hatte, sondern legte auch eine Liste mit den Namen weiterer Jugendlicher vor, alle mit Zauberkräften versehen, die er nacheinander durch das Tor schicken wollte, bis endlich einer von ihnen den Weg zurück gefunden hätte.«
    Der Krieger fühlte Übelkeit in sich aufsteigen, als er an den Sohn denken mußte, der in Aschures Leib heranwuchs. Wie hätte er sich wohl gefühlt, wenn er damals in der Versammlung gesessen und Wolfstern den Namen seines Sohnes als fünften, sechsten oder siebenundzwanzigsten auf der Liste vorgelesen hätte? Wie hätte er es wohl aufgenommen, seinen Sohn dem Wahnsinn des Krallenfürsten opfern zu müssen?
    »Wie ich schon sagte, verfügte der Fürst über ungeheure Macht, und zu jener Zeit wagte niemand, ihm offen entgegenzutreten. Vermutlich hofften die betroffenen Eltern, daß eines der Kinder es schaffen würden, die vor dem ihren auf der Liste standen.«
    »Ich fasse es einfach nicht«, flüsterte der Sternenmann. »Die Eltern haben zugelassen, daß ihre Kinder in den sicheren Tod geschickt wurden? Wie haben sie das nur fertiggebracht? Wie viele waren es?«
    »Wolfstern hat weitere zweihundertundsieben Kinder durch das Sternentor geschickt«, antwortete der Hagere. »Der älteste von ihnen war sechzehn, die jüngsten drei oder vier. Er hat sogar seine eigene Nichte, die Tochter seines Bruders auf die Liste gesetzt.« Veremund mußte sich zwingen fortzufahren: »Ja, Wolfstern hat nicht einmal davor zurückgeschreckt, seine eigene Gemahlin, die gerade hochschwanger war, durch das Tor zu stoßen.«
    Der Krieger verlor alle Farbe, bis er so weiß war wie sein Adler. »Warum hat er das getan?«
    »Weil seine Forschungen ihn zu der Vermutung verleiteten, der Körper seiner Frau würde für das Ungeborene wie eine Art Schutzhülle wirken. Er wußte, daß sie ein außergewöhnlich zauberisch begabtes Kind erwarteten, und in seiner Not klammerte er sich an die Hoffnung, daß ein Ungeborenes da Erfolg haben würde, wo die über zweihundert anderen gescheitert waren. Der Tod hielt furchtbare Ernte unter den Ikariern. Die Eltern weinten, schrien und klagten, aber immer noch fürchteten sie Wolfstern und brachten ihm ihre Kinder, sobald er es von ihnen verlangte.«
    »Da habt Ihr auch einen der Gründe dafür«, wandte Morgenstern mit rauher Stimme ein, »warum die Ikarier heute so verschlossen sind, wenn der Name Wolfstern fällt. Unsere Vorfahren haben den Kindsmörder nicht aufgehalten, und so ging uns eine ganze Generation von Zauberern verloren.«
    Veremund war froh, nicht mehr allzu viel zu berichten zu haben: »Wolfstern hat den Ikariern mit seiner fixen Idee schweren Schaden zugefügt. Viele starben, und die, die übrig blieben, waren seelisch und geistig völlig zerrüttet. Manch einer hat sich nach dem Verlust seines Sohnes oder seiner Tochter von einem hohen Felsen gestürzt, weil er den Schmerz nicht mehr ertragen konnte.«
    »Und konnte Wolfstern das Geheimnis lüften? Haben all diese Opfer irgend etwas gebracht?« Axis’ Stimme klang spröde, weil ihm bewußt geworden war, daß auch er von

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