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Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Titel: Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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sank er spiralförmig hinab, der grünen und blauen Erde entgegen.
    Allmählich wurde ihm bewußt, daß er sich irgendwo hinwenden, jemandem begegnen mußte. Er zwang sich aus seiner Hochstimmung und suchte den Boden unter sich ab. Das Funkeln des Sees und das silberne Glitzern einer Burg fielen ihm ins Auge, und er flog in einem weiten Bogen darauf zu. Ein begeisterter Schrei entrang sich seiner Kehle.
    Jeder konnte den Schrei des Adlers hören und verfolgen, wie er sich schräg legte und auf Axis zu trieb. Der Krieger lachte voller Freude, streckte den linken Arm aus und pfiff noch einmal.
    In einem Wirbel aus weißen und silbernen Federn ließ der König der Lüfte sich auf den Arm nieder und rang einen kurzen Moment darum, sein Gleichgewicht zu halten.
    Der Sternenströmer sah das Tier verwundert an. Noch nie hatte es jemand vermocht, einen Schneeadler zu zähmen. Und dieser Vogel wies auch noch die anderthalbfache Größe eines herkömmlichen Schneeadlers auf. Nur mit seinem weißen und silbernen Gefieder und schwarzen Augen, Schnabel und Krallen glich er seinen Artgenossen.
    »Axis?« fragte Morgenstern schließlich, als sie ihre
    Sprache wiedergefunden hatte.
    »Dies sind meine Himmelsaugen, meine Flügel und
    meine Stimme«, erklärte der Krieger, ohne daß ihn die
    anderen im mindesten verstanden. »Der Adler ist ein
    Geschenk aus den Tiefen der Unterwelt.«
    Alle sahen sich an und staunten.

31 D IE G ESCHICHTE VON W OLFSTERN

    Nachdem der Adler sich auf den Zinnen niedergelassen hatte, bat Axis die anderen darum, ihn mit Sternenströmer und Morgenstern alleinzulassen, weil er sich dringend allein mit ihnen unterhalten müsse. Als alle sich zum Gehen wandten, strich er Aschure kurz über die Wange, eine Geste, die keinem entging.
    »Versammelt die Kommandeure und die Offiziere heute nachmittag auf dem Burghof«, befahl der Krieger Belial, »damit ich mich an sie alle wenden kann. Arne, auf ein Wort.«
    Der alte Gefährte kehrte zu ihm zurück, hörte, was Axis zu sagen hatte, und nickte zur Bestätigung. Bald hielten sich nur noch die drei ikarischen Zauberer auf dem Turm auf.
    »Welche Geheimnisse habt Ihr nun von den Charoniten erfahren?« fragte Sternenströmer gleich.
    »Sehr viele, Vater, doch bei den meisten mußte ich versprechen, sie niemals zu verraten.«
    Der Zauberer verzog verächtlich den Mund. »Sind sie denn gar so furchtbar?«
    »Nein, im Gegenteil, aber ich habe nun einmal mein Wort gegeben und werde es halten.« Er kraulte den Adler unter dem Kinn. »Aber was ich Euch zu sagen habe, ist darum um so furchtbarer.«
    Morgenstern trat zu ihm. »Was habt Ihr denn in Erfahrung gebracht?«
    Ihr Enkel seufzte, und den beiden Ikariern fiel auf, wie abgespannt er um die Augen wirkte. »Im Krallenturm habt Ihr doch die Möglichkeit erwogen, ein anderer Sonnenflieger habe, aus welchen Gründen auch immer, sowohl mich als auch Gorgrael in jungen Jahren unterrichtet.«
    Seine Großmutter nickte. »Ja, ich erinnere mich.«
    »Ich glaube, ich weiß jetzt, um wen es sich dabei handelt.«
    Die beiden starrten ihn angespannt an.
    »Wolfstern. Er ist durch das Sternentor zurückgekommen.«
    Sternenströmer und Morgenstern erbleichten, und es verschlug ihnen die Sprache. Die alte Ikarierin schüttelte langsam den Kopf. Von allen Zaubererfürsten mußte es ausgerechnet Wolfstern sein, der zurückgekehrt war. Womit hatten die Vogelmenschen das verdient?
    Schritte ertönten auf der Treppe, und die Ikarier fuhren erschreckt zusammen.
    »Keine Angst«, beruhigte der Krieger sie, »ich habe Arne gebeten, die Wächter zu uns heraufzuschicken. Vielleicht wissen sie ja etwas darüber, warum Wolfstern zurückgekehrt ist oder was er beabsichtigt.«
    »Axis, was ist denn passiert?« fragte Veremund auch schon, der sofort gespürt hatte, welche Anspannung über der kleinen Gruppe lag.
    Rasch teilte der Sternenmann den Wächtern mit, was er über den uralten Zauberer erfahren hatte.
    »Wolfstern also«, murmelte Veremund. »Wißt Ihr das mit Bestimmtheit? Wie könnt Ihr Euch da so sicher sein?«
    Axis berichtete nun allen, wie er in der Halle des Sternentors entdeckt habe, daß es sich bei der Statue dieses Zauberers nur um eine Illusion handelte. Und wie der Fährmann – der Krieger nannte ihnen nicht seinen Namen – daraus geschlossen habe, daß Wolfstern zurückgekehrt sein müsse. Danach sah er seine Großmutter an. »Höchste Zeit, daß Ihr mir endlich die Geschichte dieses Mannes erzählt, und auch, warum Ihr

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