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Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Titel: Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
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herauszupicken. Die Debatte hatte vor siebzehnhundert Jahren ihr vorläufiges Ende gefunden, als ein Zauberer versucht hatte, nach der Macht des gesamten Sternentanzes zu greifen – er war auf gräßliche Weise gestorben und vollständig ausgelöscht worden. Seitdem hatte es niemand mehr gewagt. Doch in gewissen Kreisen fragte man sich immer noch, ob es nicht doch eines Tages möglich sein könnte.
    Axis lernte so rasch, weil er die bemerkenswerte Fähigkeit besaß, sich schon nach dem ersten Hören jedes Lied einprägen zu können. Normalerweise mußte ein Zauberlehrling eine Melodie zwanzigmal oder mehr vernehmen, ehe er sie einsetzen konnte. Diese besondere Gabe des jungen Mannes gehörte zu den vielen Dingen, die Morgenstern und Sternenströmer immer wieder aufs Neue verblüfften.
    »Hört gut zu«, forderte die Großmutter ihn jetzt auf, und trug Axis die Lieder vor, die im besonderen Maße dazu geeignet waren, mit dem Element Wasser und allem, was mit ihm zusammenhing, zu arbeiten. Vor jeder einzelnen Melodie flüsterte Morgenstern ihm den ureigenen Zweck zu.
    Der Vater beobachtete seinen Sohn dabei. Axis hatte bereits so gut wie alles gelernt, was es über die Lieder der drei anderen Elemente zu wissen gab, und bei jedem einzelnen gleichermaßen sein besonderes Talent unter Beweis gestellt. Würde ihm das bei den Wasserliedern ebenso gehen?
    Nach einer Stunde wußte Sternenströmer die Antwort. Nicht eine Melodie, die Morgenstern ihm vorsang, entging dem jungen Mann. Er wiederholte sie sofort fehlerfrei und verstand sich auch darauf, sie in der rechten Art zu betonen. Axis mußte den Sternengöttern ein Wohlgefallen sein, dachte der Vater, wenn sie ihn so gesegnet hatten.
    In der Lehrzeit lernten die Zauberschüler zuerst nur die Melodien der Lieder. Erst im nächsten Schritt versuchten sie sich dann darin, auch die Macht der Sterne für ihre Zwecke zu nutzen. Für einen angehenden Zauberer wäre es fatal, schon beim ersten Singen eines Lieds gleich dessen besondere Macht einzusetzen. Aber Axis unterlief nicht der kleinste Fehler und auch bei den seltenen Gelegenheiten, da seine Lehrer ihn nach der Macht der Sterne greifen ließen, bewies der junge Mann seine Fähigkeit, die Energie des jeweiligen Lieds einzudämmen.
    Endlich ließ die Großmutter ihn erschöpft los.
    »Das reicht«, erklärte sie, »Ihr habt für heute genug gelernt. Morgen machen wir weiter.«
    »Wie viele Lieder sind es denn noch?« fragte der Krieger, als er die Augen wieder öffnete.
    »Achtunddreißig.«
    »Heute habt Ihr mir vierzehn beigebracht.« Axis stand auf und streckte sich. »Insgesamt also zweiundfünfzig. Das erscheint mir nicht zu viel.«
    Jedes Lied diente nur einem Vorhaben, und bislang hatten die Zauberer in zehntausendjähriger Forschung nur eine begrenzte Anzahl von Melodien finden können. Daß dadurch seine Zauberkraft eingeschränkt war, enttäuschte Axis und empörte ihn. Was sollte der ganze Zauberunterricht, wenn sich kein Lied für die Aufgabe fand, nach deren Lösung er strebte? Bislang hatten ihm weder Sternenströmer noch Morgenstern etwas beibringen können, das ihm geeignet erschien, damit Gorgrael und sein Skrälingheer zu vernichten.
    Beinahe entmutigt wandte er sich an seinen Vater. »Haben die Ikarier denn keine Lieder, die ihnen auch im Krieg nützlich sein können?«
    »Vielleicht kannten die Ikarier ja einmal Kriegslieder.« Der Zorn des Sternenströmers war verraucht, und jetzt legte er seinem Sohn liebevoll die Hand auf die Schulter. »Aber wenn es sie wirklich einmal gegeben haben sollte, so sind sie im Lauf der letzten tausend Jahre verloren gegangen. Vielleicht sogar noch früher. Möglicherweise erwiesen sich diese Melodien als zu gefährlich. Oder als zu mächtig. Vor langer Zeit waren die Vogelmenschen ein kriegerisches Volk und konnten Waffen herstellen, die sich der Sternenenergie bedienten.«
    »Wie zum Beispiel den Wolfen«, bemerkte Rabenhorst grimmig. Er stand in der Tür und ärgerte sich über Dornfeder, weil er Aschure so leichtsinnig den Bogen versprochen hatte, wenn sie damit ein Ziel zu treffen vermöge. Was für ein Trottel! Allerdings hätte auch der Krallenfürst der Ebenenläuferin niemals zugetraut, den Wolfen überhaupt spannen zu können, ganz zu schweigen davon, damit überhaupt etwas zu treffen. Eine Woche besaß Aschure den Bogen nun schon, und er begleitete sie überall hin. Jeden Tag übte sie sich im Bogenschießen und verbrachte danach viele Stunden in der Kammer des

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