Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Titel: Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
Vom Netzwerk:
anzusetzen und dann den Pfeil aufzulegen hatte. Er zog die Sehne mit dem Pfeil an. »Laßt mich Euch helfen –«
    »Nein«, entgegnete Aschure und entfernte sich ein Stück von ihm. »Laßt es mich erst allein versuchen. Sagt mir nur, worauf ich zielen soll.«
    Dornfeder lächelte nachsichtig. »Zielt hoch, auf irgendeine der Kugeln an der Decke. Wenn Ihr eine davon trefft, schenke ich Euch den Wolfen als Zeichen ikarischer Bewunderung und fertige dazu mit meinen eigenen Händen einen passenden Köcher an.«
    Aschure betrachtete die Zielscheiben unter der Decke, hob den Bogen und spannte die Sehne.
    Dornfeder beobachtete sie dabei, als sie entdecken mußte, welch außerordentliche Körperkraft der Wolfen erforderte. Aschure bog die Schultern zurück, ihre Arme verkrampften sich, und ihre Hände zitterten so sehr, daß der Staffelführer schon glaubte, sie würde den Bogen wieder absetzen oder den Pfeil in einer der Matten landen lassen. Er wollte ihr zu Hilfe kommen, aber sie wies ihn mit dem Ellenbogen zurück. »Nein, ich möchte es allein versuchen«, flüsterte sie, und Dornfeder zog sich mit einem Stirnrunzeln zurück. Wenn die junge Frau nun blindlings den Pfeil von der Sehne schnellen ließ und womöglich einen aus seiner Truppe verletzte? Die leichten Lederpanzer boten keinerlei Schutz gegen einen ikarischen Pfeil.
    Aber Aschure beherrschte ihren Körper und den Bogen, auch wenn man ihr die große Anstrengung deutlich ansehen konnte. Allmählich verschwand das Zittern aus ihren Fingern, und sie richtete sich gerade auf. Die junge Frau atmete tief ein, spannte die Sehne bis zum Anschlag, hob den Bogen an ihr Gesicht und fixierte am Pfeilschaft entlang das Ziel.
    Der Staffelführer riß erstaunt die Augen auf. Woher nahm diese Frau die Stärke, diesen Wolfen zu beherrschen? Sie war doch nicht einmal Ikarierin!
    Aschure war jetzt so angespannt wie der Bogen und schoß den Pfeil ab, so wie sie es vorhin bei Dornfeder gesehen hatte.
    Alle Vogelmenschen verfolgten gebannt den Flug des Pfeils.
    Er flog gerade und hoch und landete in einem goldenen Ball von der Größe eines Menschenkopfes. Doch Aschure hatte schon all ihre Kräfte darauf verwendet, die Sehne anzuspannen, zu zielen und den Pfeil abzuschießen, da konnte sie ihm nicht mehr die Wucht verleihen, daß er so fest wie der von Dornfeder eindrang. Der Pfeil hing für einen Moment an der Kugel, löste sich dann jedoch und landete wieder auf dem Boden.
    »Ich habe getroffen!« rief die junge Frau, senkte den Bogen und wandte sich an den Staffelführer, der mit völlig fassungsloser Miene dastand. »Ich habe getroffen, und der Pfeil ist wenigstens für einen Moment hängengeblieben!« lachte Aschure. »Darf ich den Wolfen jetzt behalten?«
    Sie drehte sich zu den aufgeregten Gesichtern der Soldaten um und sah dann wieder Dornfeder an: »Nun?«
    Der Staffelführer konnte erst jetzt die Menschenfrau ansehen. Wenn er es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, hätte er niemals geglaubt, daß Aschure zu so etwas fähig sein sollte. Nicht nur verblüffte ihn der Umstand, daß sie den Bogen zu spannen vermocht hatte, nein, sie hatte auch noch das von ihr anvisierte Ziel getroffen! Ein ikarischer Rekrut brauchte in der Regel mehrere Wochen ausdauernden Übens, ehe er seinen Pfeil auch nur in die Nähe des Ziels lenken konnte. Und den Vogelmenschen lag das Bogenschießen doch im Blut. Hatte Aschure nur einen Glückstreffer gelandet?
    Dornfeder warf einen Blick auf den prachtvollen Wolfen, den Aschure jetzt besitzergreifend an sich preßte. Diese Waffe war eine der wertvollsten und ehrwürdigsten im Arsenal der Luftarmada. Wie konnte er ihn ihr leichtfertig versprechen?
    Aschure verging das Lachen, als sie beobachtete, welche Gefühle sich auf der Miene des Staffelführers widerspiegelten – übrigens die gleichen Gefühle, die sich auch auf den Gesichtern der anderen elf Ikarier zeigten. Die junge Ebenenbewohnerin bekam das Gefühl, der Pfeil, den sie ins Ziel geschossen habe, läge ihr jetzt schwer im Magen.
    Kurz entschlossen trat sie zu Dornfeder und zog noch einen Pfeil aus seinem Köcher. Er zuckte leicht zusammen, als ihre Hand dabei über die weichen roten Federn an seinem Nacken strich.
    »Kein Trick und kein Zufall«, erklärte sie dem Vogelmenschen mit gefährlich verdunkelten Augen. »Wenn ich jetzt danebenschieße, gebe ich Euch den Bogen zurück. Aber falls ich noch mal treffe, gebt Ihr mir zusätzlich zu dem Wolfen den Köcher, den Ihr auf dem Rücken

Weitere Kostenlose Bücher