Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
Verlust Ichtars ein genaueres Studium der Prophezeiung nötig mache.«
Der Bruderführer schlug mit den geballten Fäusten gegen den Kaminsims und brachte die Gegenstände darauf zu einem feinen Klingen. »Dafür hat Priam den Tod verdient!« zürnte Jayme und drehte sich wütend zu seinen beiden Beratern um. »Hat der König denn den Verstand verloren? Überhaupt nur an ein Bündnis mit den Unaussprechlichen zu denken, bedeutet schon Hochverrat!«
Moryson und Gilbert standen nach diesem Ausbruch wie betäubt da. Der Ältere warf einen unsicheren Seitenblick auf den Jüngeren und legte seinem Freund dann wieder die Hand auf die Schulter.
»Priam war immer schon ein schwankendes Rohr im Wind«, sagte er beruhigend. »Da wundert es doch kaum, wenn er in einer solchen Krise sogar am Undenkbaren Halt zu finden versucht.«
Jayme schüttelte die Hand ab und schritt wieder wütend auf und ab. »Priam ist das Haupt Achars!« schrie er. »Dürfen wir es da zulassen, daß er es zurück unter das Joch der Unaussprechlichen führt?«
Gilbert lächelte leise. »Worauf willst du hinaus, Bruderführer?«
»Ich frage mich gerade, ob wir, ob ganz Achar nicht besser mit einem Herrscher bedient wäre, an dessen Festigkeit und Grundsätzen kein Zweifel aufkommen kann?«
Eine ganze Weile schwiegen alle im Gemach. Und Jayme schien über seine eigenen Worte erschrocken zu sein.
»Bruderführer«, begann Moryson dann leise, »es wäre sicher von Vorteil, wenn Bornheld über das ganze Ausmaß dieser Entwicklung ausführliche Kenntnis erhielte. Noch besser wäre es, wenn er hier erschiene. Natürlich nur, um Priam Halt zu geben.«
»Der Herzog ist ein erfahrener Führer und General«, entgegnete Jayme nachdenklich. »Ebenso sind seine Treue zum Seneschall und sein Haß auf die Unaussprechlichen allen wohlbekannt. Darüber hinaus wurde er bereits offiziell zum Thronfolger bestimmt. Ich bin mir daher sicher, daß es ihn entsetzen würde, wenn er von Priams merkwürdigen neuesten Gedanken erführe.«
»Seinem geplanten Hochverrat an Achar«, bemerkte Moryson unsicher.
»Seinem geplanten Verrat an allem, wofür der Seneschall steht«, entgegnete der Bruderführer hart. »Wir dürfen nicht zulassen, daß die Unaussprechlichen nach Achar zurückkehren. Gilbert!«
Der junge Mönch sprang sofort auf.
»Ich halte es für angebracht, daß du dich auf eine Reise in den Norden begibst. Und zwar mit dem nächsten dorthin abrückenden Troß.«
Gilbert lächelte breit und verbeugte sich. Die Dinge entwickeln sich ganz in seinem Sinne und versprachen große Vorteile für ihn.
»Bornheld soll erfahren, in welche Richtung sich die Gedanken Seiner Majestät gegenwärtig bewegen«, erklärte der Bruderführer. »Wir sehen uns in einer höchst verwundbaren Lage, jetzt da die Mehrzahl der Axtschwinger entweder tot ist oder diesem Verräter Axis hinterherläuft. Nur eine Kohorte steht noch bereit, um die wahre Lehre und die Personen des Seneschalls zu schützen.«
Seit tausend Jahren hatte sich die Kirche militärisch nicht mehr so schwach fühlen müssen. Dieser Gedanke sollte Jayme in der nächsten Zeit vordringlich beschäftigen. Er würde alles, was in seiner Macht stand, unternehmen, um das Überleben des Seneschalls sicherzustellen. »Was immer wir jetzt unternehmen, das Wohl des Seneschalls muß dabei im Vordergrund stehen.«
»Zum Lob Artors und zum Segen Achars«, bemerkte Moryson immer noch leise.
»Natürlich«, gab Jayme kurz angebunden zurück, »das habe ich doch damit gemeint. Furche tief, Furche weit, Moryson.«
9 B LUTROTE S ONNE
»Versucht nicht, mich auf so plumpe Weise anzugreifen. Ihr büßt dabei Eure Deckung zu sehr ein. So brauche ich nur Euer Handgelenk und Euren Ellenbogen zu packen und hart herumzudrehen, schon könnt Ihr den Arm nicht mehr gebrauchen.«
Dornfeder stieß einen schrillen Schmerzensschrei aus, ließ den Wehrstab mit den Eisenspitzen fallen und fuhr sich mit der freien Hand an den Arm, den Axis wie in einem Schraubstock festhielt. Der Krieger trat dem Staffelführer ganz gelassen ein Bein weg, und dieser krachte höchst unelegant auf den Boden.
Seit über zwei Wochen trainierte der Sternenmann täglich mit den einzelnen Staffeln der Luftarmada und lernte auf diese Weise die Offiziere und Soldaten kennen. Axis kam während des Drills zu der Erkenntnis, daß die Ikarier sich gegenüber seinen Bemühungen ebenso bockig wie dünnhäutig verhielten. Aber der Krieger spürte auch, daß sie das Zeug zu einer
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