Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
nach Zecherach suchen. Belial und Magariz, wenn ich den fünften Wächter nicht aufzuspüren vermag, können wir gleich von hier abziehen und Gorgrael ganz Tencendor kampflos überlassen. Alle fünf Wächter sind vonnöten, wenn Axis den Zerstörer besiegen will.«
»Dann beabsichtigt Ihr sicher, den See von neuem zu fluten«, bemerkte Reinald von seinem bequemen Sessel am Feuer her.
Belial und der Fürst sahen ihn verblüfft an.
»Ganz richtig«, nickte Jack. »Wenn der See sich wieder mit Wasser füllt, dürfte Sigholt nahezu uneinnehmbar sein. Außer vielleicht für Gorgrael. Aber selbst der Zerstörer würde zögern, vor die Tore der Festung zu ziehen.« Wenn er überhaupt so weit kommen würde. »Ich habe mir jedenfalls überlegt, daß ein wiedergefüllter See Zecherach zurückbringen könnte.«
»Aber sicher seid Ihr Euch da nicht?« fragte Magariz.
Der Wächter wirkte mit einem Mal niedergeschlagen und erschöpft. »Nein, ganz und gar nicht. Zecherach war mit diesem See verbunden, aber nicht mit ihm vereint. Vielleicht ist sie woanders hin gezogen, so wie die anderen Wächter auch ihre Gewässer verlassen haben. Wenn man das Wasser aus diesem See abgelassen hat – und ich vermute, einer der schurkischen Herzöge von Ichtar steckte dahinter –, dann hätte sie das sicher getroffen, aber noch lange nicht umgebracht. Am ehesten hätte sie vor lauter Kummer den Lebenssee wieder und wieder umwandert, aber ihre Lebenskraft wäre davon nicht ernstlich betroffen gewesen. Doch leider habe ich noch keine Spur von ihr entdeckt.«
Nun sprach keiner mehr ein Wort, bis Arne in seiner üblichen zupackenden Art plötzlich fragte: »Und wie wollt Ihr den See wieder füllen?«
Belial lächelte. Auf Arne und seine praktische Denkweise war stets Verlaß.
»Ich habe in den vergangenen drei Wochen Berechnungen angestellt und glaube jetzt, daß so etwas möglich ist«, lächelte der Wächter. »Hinter Sigholt verläuft eine schmale Rinne, die ein paar Meilen entfernt in den Urqharthügeln endet. Sie ist heute mit Sträuchern und Unkraut überwachsen, aber ich glaube, daß sie einst eine Art Zufluß war.
Die Rinne endet in einer kleinen Höhle, und in ihr befindet sich eine Felswand. Doch die sieht zu regelmäßig aus, um natürlichen Ursprungs zu sein. Wahrscheinlich wurde mit den Steinen die Quelle verschlossen, die einst den See speiste. Wenn wir die Brocken abtragen, wird das Wasser wieder in den See fließen.«
»Ist das denn möglich?« rief Belial. »Glaubt Ihr wirklich, wir können die Quelle wieder freilegen?«
»Nun, Ihr habt dreitausend Mann unter Eurem Befehl. Wenn die dafür nicht ausreichen, dann vermag das wohl niemand. Leider reicht es nicht, einfach den Sand in der Höhle abzutragen. Wir müssen auch die Rinne von allem Geröll befreien, das von den Hügelhängen gefallen ist, seit das Wasser dort nicht mehr strömt. Und natürlich müssen wir auch rings um Sigholt alles beiseite räumen.« »Was meint Ihr damit?« wollte Belial wissen.
Jack stellte sich vor das Feuer. »Bei Sigholt befindet sich eine Senke, die sich im Lauf der Zeit mit Geröll und Steinen angefüllt hat. Ich glaube, das Wasser kam früher durch die Rinne, teilte sich kurz vor der Festung, umströmte sie von zwei Seiten – und bildete so einen natürlichen Burggraben –, bis es sich in den See ergoß. Wenn das Wasser die Festung ringsum umgibt, dürfte sie uneinnehmbar sein.« Vor allem, wenn die Burg wieder mit der Quelle ihrer eigenen Magie verbunden ist, dachte der Wächter. Dann wird Sigholt wieder leben.
»Also gut, Jack«, erklärte der Leutnant, »dann brechen wir morgen mit einigen unserer besten Ingenieure auf und untersuchen Rinne und Höhle. Magariz, Ihr macht Euch mit ein paar Männern ein Bild vom Zustand des Burggrabens. Bis zum morgigen Abend sollten wir eigentlich wissen, ob sich der See wieder füllen läßt und unser Stützpunkt uneinnehmbar wird.«
Und in Gedanken fügte Belial hinzu: Ob wir nun diese Quelle freilegen, den See auffüllen und diese Zecherach wiederfinden oder nicht, auf jeden Fall bleiben die Soldaten beschäftigt, und das hält sie von Müßiggang und dummen Gedanken ab.
Die Männer bekamen mehr als genug zu tun. Belial ließ fünfhundert Mann in der Festung zurück, auch wenn Jack ihm erklärte, eine solch starke Garnison sei nun wirklich nicht nötig. Die restlichen zweieinhalbtausend arbeiteten ununterbrochen daran, Quelle, Rinne und Graben freizulegen. Drei mal fünfhundert Soldaten
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