Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03

Titel: Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Douglass
Vom Netzwerk:
nie mehr hinüber.«
    »Wie? Was?« entfuhr es dem völlig verwirrten Magariz. »Aber was soll ich ihr denn antworten?«
    »Laßt Euer Herz sprechen«, forderte Jack ihn energisch auf. »Aber was immer Ihr sagen wollt, beeilt Euch damit!«
    Der Fürst trat noch einmal auf die Brücke zu, und diese fragte ihn zum letzten Mal: »Seid Ihr aufrichtig?«
    Magariz zögerte einen Moment, und antwortete dann: »Ja, das bin ich.«
    »Dann überquert mich, edler Fürst, damit ich feststellen kann, ob Ihr auch die Wahrheit sprecht.«
    Der Mann stellte einen Fuß auf die Brücke, tat einen Schritt, blieb stehen und rechnete wohl damit, jeden Moment wie ein Stein in die Tiefe zu stürzen. Aber als nichts dergleichen geschah, wagte er einen zweiten Schritt und einen dritten.
    »Ihr habt die Wahrheit gesprochen, Fürst«, teilte die Brücke ihm dann mit. »Seid in meinem Herzen willkommen.« Und ehe Magariz sich versah, war er schon auf der anderen Seite.
    Er drehte sich um und sah, daß alle auf der anderen Seite ihn gebannt anstarrten. Magariz schritt nun fest aus und kehrte zu ihnen zurück. »Die Brücke hat mich ja einfach so wieder hinüber gelassen«, stellte er erstaunt fest.
    »Ja«, erklärte Jack, »sie stellt diese Frage nur beim ersten Mal. Jetzt kennt sie Euch. Bei jeder Begegnung wird die Brücke Euch begrüßen, aber Euch nie mehr prüfen wollen. Außer wenn sie den Eindruck gewinnt, daß Ihr verderbt und unaufrichtig geworden seid. Seht Euch also vor!«
    Der Wächter trat nun selbst vor die Brücke und stellte einen Fuß auf den Stein. Sie stellte ihm nicht die Frage, und er schritt voran.
    »Willkommen Jack«, begrüßte die Stimme ihn nun freundlich. »Viele Jahre sind vergangen, seid Ihr zum letzten Mal über meinen Rücken gewandelt seid.«
    »Ich grüße Euch auch, liebes Herz«, sagte der Wächter sanft. »Es wärmt mir die Seele zu sehen, wie das Wasser wieder fließt.«
    »Lange Zeit war ich sehr traurig«, entgegnete die Brücke, »doch nun bin ich wieder glücklich.«
    Später, nachdem die Brücke jeden einzelnen aus Belials Truppe befragt hatte, stand der Leutnant mit Jack im Burghof und sah ihn an:
    »Nun? Was ist mit Zecherach?«
    Der Wächter schüttelte traurig den Kopf. »Vielleicht muß der See erst ganz gefüllt sein, ehe sie wieder erscheinen kann.«
    Der See stieg während der nächsten Tage immer mehr an, doch die Wächterin ließ sich nicht blicken. Nachdem Jack sechs Tage lang vom Burgturm aus das Land erkundet hatte, schloß er sich in sein Gemach ein und ließ sich fast eine Woche lang nicht mehr blicken. Als er dann wieder herunterkam, sah er vor lauter Gram abgehärmt aus. Nun brauchte er nicht länger zu warten. Zecherach war unwiederbringlich verloren … es sei denn, er könnte die Zauber brechen, die sie banden.

12 »I CH FÜHRE EUCH ZURÜCK NACH T ENCENDOR !«

    Bei der Versammlungshalle des Krallenturms handelte es sich um einen riesigen Saal mit Dutzenden von ansteigenden Sitzreihen aus goldgeädertem weißem Marmor, die eine kreisrunde Fläche aus durchscheinendem und sehr kostbarem goldenen Marmor umgaben, in dem sich violette Adern zeigten. Hellgoldene und blaue Kissen lagen auf den Sitzbänken verstreut, und die untersten Reihen waren den Ältesten, den Zauberern und der Familie des Krallenfürsten vorbehalten. Sie unterschieden sich schon durch ihre Kissen von den anderen: dunkelrote für die Ältesten, türkisblaue für die Zauberer und königsviolette für die Herrscherfamilie. Auf den obersten siebzehn Bankreihen fanden traditionell die Mitglieder der Luftarmada Platz. Diese waren nicht mit Kissen ausgestattet, wie es sich für die harten Luftkämpfermuskeln ziemte.
    Zwischen den Plätzen ragten riesige Säulen auf und trugen das Kuppeldach der Versammlungshalle. Sie stellten männliche und weibliche Gestalten dar, mit weit ausgebreiteten Armen und Flügeln, die Augen vor Staunen freudig geweitet und den Mund geöffnet wie zu stillem Gesang. Die ikarischen Künstler hatten diese Figuren vergoldet und emailliert, sie mit goldenen Halsbändern geschmückt und Augen als Edelsteine benutzt. Jedes Haar auf dem Kopf und jede Feder an den Flügeln war einzeln aus Gold und Silber nachgebildet, genauso wie auch die Muskeln der nackten Körper sorgfältig herausgearbeitet und mit Elfenbein belegt waren, um die Hautfarbe so echt wie möglich darzustellen. Fünf dieser Gestalten bildeten jeweils eine Säule und trugen aufeinanderstellend das Kuppeldach, das vollständig mit bronzenen

Weitere Kostenlose Bücher