Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
lachte etwas verlegen und errötete. »Ja, doch, ich erinnere mich.«
Axis lächelte und küßte sie dann ganz sacht, um ihr Gedächtnis aufzufrischen. Seine Hand wanderte ihren Leib hinunter.
»Und sagt mir, Aschure, hättet Ihr als junges Mädchen in Smyrdon je geglaubt, einmal Eure Jungfräulichkeit auf dem harten Boden Awarinheims durch einen ikarischen Zauberer zu verlieren?«
Diesmal zögerte sie nicht mit ihrer Antwort: »Ich habe mir schon als Mädchen geschworen, mich niemals einem geringeren als einem Helden hinzugeben, Axis Sonnenflieger. Daß ich diesen Zauberer auch noch sehr liebe, versüßt mir die zurückliegende Nacht um so mehr.«
Axis’ Hand erstarrte. »Ihr dürft … mich nicht lieben«, stammelte er. »Ich kann nicht … ich … Faraday …« Seine Stimme erstarb. Zum ersten Mal in dieser Nacht war ihm die junge Edle in den Sinn gekommen, und er wurde sofort von Schuldgefühlen gepackt.
Aschure zuckte zurück, als sie den Ausdruck auf seinem Gesicht sah. »Ich weiß, Axis«, flüsterte sie. »Das ist mir bekannt. Und ich habe auch gar nicht erwartet, von Euch ebenfalls geliebt zu werden.«
Nun erstarrte der Krieger wieder. Wen hatte er in dieser Nacht mehr betrogen, Faraday oder Aschure? Er beugte sich wieder über sie, küßte sie erneut, strebte mit seinem ganzen Verlangen ihr entgegen und ließ sich von der Lust davontragen. Die Nacht war noch jung und Faraday weit fort.
Keiner von beiden ahnte, daß der Prophet, der allein vor seinem Feuer saß, laut lachte, als er den Mann und die Frau im Farn sah. Er war zufrieden, sehr zufrieden. Aschure hatte der Weissagung in dieser Nacht sehr gedient.
16 V ERSCHIEDENE W EGE
Aschure, die wieder ihre awarische Tracht trug, räumte ihr edles Gewand sorgfältig in den Rucksack. Die vergangene Nacht erschien ihr wie ein Traum. Nur die Muskeln, die sich bei jeder Bewegung schmerzlich meldeten, bewiesen ihr das Gegenteil.
»Rivkah, wo wollt Ihr jetzt hin?« fragte sie.
»Zurück nach Achar. Habt Ihr Lust, mich zu begleiten? Oder wollt Ihr lieber wieder mit den Ikariern in den Krallenturm?«
Aschure zögerte. »Ich …«
»Ich weiß, was letzte Nacht geschehen ist«, nickte Axis’ Mutter ihr freundlich zu. »Schließlich habe ich mit eigenen Augen gesehen, wie Sternenströmer und Axis Euch in den Wald gefolgt sind. Und natürlich entging mir auch nicht, wie Sternenströmer allein wieder herauskam.«
Die junge Frau beschäftigte sich lieber wieder damit, ihre Sachen zu sortieren. Dann meinte sie: »Es wäre wohl keinem damit gedient, in den Krallenturm zurückzukehren … Sternenströmer würde … nun ja …«
»Ganz recht, das wäre unmöglich. Das verstehe ich sehr gut. Möchtet Ihr dann vielleicht Axis folgen?«
»Das ist erst recht ausgeschlossen, Rivkah! Nein, ich dachte, ich könnte mit Euch gehen. Diese Prophezeiung macht mich noch ganz krank, und ich möchte Axis nicht im Weg stehen. Am besten lasse ich das, was letzte Nacht passiert ist, hier zurück und vergesse es. Und zwar so rasch wie möglich.«
Rivkah nickte. Sie wußte, daß Aschure nur noch von hier fort wollte, ehe Axis ihr die Seele zerreißen konnte. So wie Sternenströmer es bei ihr getan hatte. Sterbliche Frauen gehörten nicht an die Seite von ikarischen Zauberern.
Der Krieger hielt mit mehreren Geschwaderführern eine Besprechung ab. Diejenigen unter den Vogelmenschen, die nicht zu zügellos dem Beltidenwein zugesprochen hatten, trafen bereits Vorbereitungen für die Rückkehr zum Krallenturm. Die Luft war angefüllt mit dem Geraschel von Federn, Flügelschlägen und Abschiedsrufen.
»Uns liegen neue Berichte von Sigholt vor, Kommandant«, meldete Weitsicht.
Axis drehte sich sofort zu ihm um und sah sie an. Er hatte drei Trupps auf Fernaufklärungsmission ausgeschickt, die Ichtar und die Urqharthügel überfliegen sollten, und wartete dringend auf Nachrichten über Bornheld und Belial. »Und?« fragte er kurz angebunden.
Der Offizier zog eine seiner schwarzen Augenbrauen hoch. Für einen Mann, der Gerüchten zufolge sein erstes Beltiden-Fest wirklich genossen haben sollte, wirkte Axis heute morgen sonderbar gereizt und unleidlich.
»Belial geht es gut, und er hat sich mit seiner Truppe in der Festung eingerichtet. Sigholt dürfte im Moment sicher sein. Euer Leutnant legt bereits Versorgungswege ins nördliche Ichtar an. Offensichtlich haben sie in der Festung genügend Vorräte für Monate gefunden. Bevor wir zu ihm stoßen, will Belial das Gebiet rund um
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