Tanz der Sterne - Unter dem Weltenbaum 03
ergab sich dem Lied, das sie ganz erfüllte.
Als sie die Melodie aus ihrem Innern immer deutlicher hörte, öffnete sie die Augen wieder.
Sternenströmer stand ein Stück von ihr entfernt, streckte ihr seine Hand entgegen und lächelte. Langsam bogen sich zwei seiner Finger und bedeuteten ihr einmal, zweimal, dreimal, zu ihm zu kommen. Aschure schwankte noch, als ihr inneres Lied ihm antwortete.
Ein Zweig knackte.
Die junge Frau drehte den Kopf. Die Musik in ihrem Blut ertönte nun so laut, daß sie das Lied des Erdbaums nicht mehr hören konnte.
Nah und doch so fern näherte sich noch jemand durch den Nebel.
Axis.
»Aschure!« drang Sternenströmers Stimme in ihr betäubtes Bewußtsein. Sie blinzelte, und Tränen traten in ihre Augen, als sie die Verärgerung und Anspannung aus seinem Ruf heraushörte. »Aschure! Kommt zu mir! Euer ganzer Leib ruft nach mir. Nach mir, Aschure! Gehorcht ihm. Kommt jetzt!«
Aber nun durchdrang sie ein neues, ein tiefes und sanftes Lied, vermischte sich mit dem ihren, und sie erkannte, daß dieses von Axis stammte.
Die junge Frau stöhnte, ballte die Fäuste und wußte, sie mußte sich für einen von beiden entscheiden. Es war furchtbar.
Der Nebel hatte die beiden Männern umhüllt. Sternenströmer und Axis, die beide gleich weit von ihr entfernt standen, wirkten darin wie geistergleiche Wesen. Jeder von ihnen winkte und versuchte, sie zu sich hinzulocken.
Ohne einen klaren Gedanken fassen zu können, bewegte sich Aschure auf Sternenströmer zu. Triumph erschien auf seiner Miene, und er streckte verlangend die Hände nach ihr aus.
»Tut mir leid«, flüsterte sie, ging an ihm vorbei und gesellte sich zu Axis.
Hinter sich hörte sie Sternenströmers Aufschrei.
Axis glaubte, das Herz würde ihm zerspringen vor Stolz und Verlangen, als Aschure Sternenströmer stehenließ und mit niedergeschlagenen Lidern auf ihn zu kam.
Sein ganzer Körper vibrierte unter jedem seiner Herzschläge, und sein Blut rauschte so heiß und kräftig wie die wilde, schrille Flötenmusik.
»Tanzt mit mir«, flüsterte er, als Aschure ihn ansah. Und dann achteten sie nicht mehr darauf, ob Sternenströmer ihnen noch zusah.
Nun lag sie da, schwer und warm auf seinem Körper und schlief. Die beiden ruhten unter großen Farnen und fühlten sich unter dieser grünen Decke sicher und geborgen.
Axis rührte sich sacht und hielt dann den Atem an, als Aschure im Schlaf murmelte. Doch dann entspannte er sich, als sie wieder tiefer in ihre Träume hineinglitt.
Ob sie von ihm träumte? Er wußte, daß er von nun an in vielen Nächten von ihr träumen würde. Keine Frau hatte jemals solche Gefühle in ihm geweckt. Aschure hatte ihn hinauf in die Sterne geschickt, bis sein ganzes Lichtfeld von den Myriaden Himmelskörpern ausgefüllt war, die an ihm vorbeirasten und ihn in ihren verrückten Tanz über den Himmel mitrissen – bis seine Seele sich von allem löste, was sie hielt, und frei und ungebunden über das Firmament wirbelte. Wunder und Wahn, Überschwenglichkeit und Schmerz verschlangen ihn zu gleichen Teilen. Er hatte dieser Frau alles gegeben, konnte einfach nichts vor ihr zurückhalten.
Vielleicht lag das an ihrer Jungfräulichkeit, vielleicht an dieser besonderen Nacht, vielleicht aber auch an dem Wein, von dem sie beide getrunken hatten. Woher sollte Axis das wissen? Gut möglich aber auch, weil er heute zum ersten Mal seit Abschluß seiner Zaubererausbildung mit einer Frau geschlafen hatte.
Langsam strichen seine Finger über ihren Arm. Wie lange würde sein Körper sich erholen müssen, ehe er sie wieder so lieben könnte? Seine Hand fuhr jetzt über ihren Rücken, und seine Berührungen wurden sanfter. Axis erinnerte sich, wie er sich an ihr festgehalten hatte, als er sich im wogenden Auf und Ab des Sternentanzes verloren hatte. Er spürte jetzt die harten Narben, die sich auf der ganzen Länge ihres Rückens erhoben. Nur auf dem Rückgrat fühlte sich die Haut noch weich an. Warum? Welch grausamer Teufel hatte Hagen geritten, ihr solche Wunden zuzufügen?
»Aschure«, sagte er leise und wünschte, er könne sie immer in den Armen halten und vor allen weiteren Verletzungen beschützen. Der Krieger beugte sich über sie und streichelte sie, bis sie erwachte.
Langsam schlug sie die Augen auf und blickte in seine. »Axis, haben wir …« Die junge Frau wußte nicht so recht, wie sie sich ausdrücken sollte.
»Ob wir Beltide zusammen gefeiert haben? Erinnert Ihr Euch denn nicht?«
Aschure
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