Tanz der Verführung
vorfinden …
Ihre Wangen glühten. Sie erhob sich von dem Stuhl, den sie neben das Fenster gestellt hatte, um noch ein wenig die Nachmittagssonne zu genießen, eilte zum Bett und versteckte das Blatt unter ihrem Kissen.
Als sie gerade ihren Ärmel zurechtgezogen hatte, ging die Tür auf. Fane trat ein, doch auf seinem Gesicht lag nicht mehr als kühle Höflichkeit. Keine Spur mehr von der Glut in seinen Augen, die sie am Morgen noch hatte erkennen können, als er sie verlassen hatte.
Er warf die Tür hinter sich zu. »Wie geht es Euch, Weib?« Seine Stimme verriet eine merkwürdige Entschlossenheit.
»Gut.«
»Euer Gesicht ist gerötet.« Er durchmaß den Raum mit seinen Blicken und schien nach etwas zu suchen, das ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, dann sah er sie wieder an. »Womit habt Ihr Euch gerade beschäftigt?«
Niemals würde sie ihm verraten, dass sie soeben noch über seinen feurigen Worten Tränen vergossen hatte. Darum zeigte sie auf den Holzstuhl, der im Sonnenlicht stand, und sagte: »Ich bin in der Sonne gesessen, und dabei ist mir warm geworden.«
»Habt Ihr etwa den Außenhof beobachtet?«, fragte er grinsend.
»Ich habe keine große Auswahl, wie ich meinen Tag verbringe.« Ihre Stimme wurde ärgerlich, doch sie wich seinem Blick nicht aus. »Bringt Ihr Nachrichten von Rudd?«
Als sie das Aufflackern in Fanes Augen bemerkte, durchströmte Erleichterung sie. Er hatte ihren Bruder noch nicht gefasst, Rudd konnte also immer noch beweisen, dass er unschuldig war.
Fane drehte sich auf dem Absatz um und ging zu seiner Holzkiste. Er kniete sich nieder, riss den Deckel auf und wühlte darin herum, warf einen Ledergürtel zur Seite und klapperte mit ein paar Münzen.
Hufschläge waren im Außenhof zu hören. Zahlreiche Reiter verließen die Burg. Doch noch bevor Rexana zum Fenster eilen und hinabsehen konnte, flog ein zusammengerolltes Pergament aus der Kiste und rollte über den Boden auf sie zu.
War das die Liste mit den Verrätern?
Rexana stürzte sich darauf, riss das Dokument an sich und löste die Lederbänder, die es zusammenhielten. Sie konnte gerade eine gekritzelte Handschrift erkennen, da hatte Fane auch schon ihr Handgelenk gepackt und ihr das Pergament wieder aus der Hand genommen.
Ihre Haut brannte unter seinen Fingern, sie zuckte zurück, dann ließ er sie los. Ein trauriges Lächeln legte sich auf seine Lippen.
»Ich bedaure, Liebste, aber das ist nicht das Dokument, nach dem Ihr sucht.«
Bittere Enttäuschung stieg in ihr auf. »Ich weiß.«
Sie zitterte am ganzen Körper, verschränkte ihre Arme vor der Brust und versuchte, die eiskalte Faust zu ignorieren, die sich zwischen ihre Rippen gebohrt hatte. Sie würde nicht lügen. »Ich habe diese Schrift schon einmal gesehen, als ich das Zimmer nach der Liste mit den Verrätern durchsucht habe. Es ist ein Brief Eurer Mutter.«
Fanes Augen funkelten vor zorniger Missbilligung. »Ihr habt mich wieder einmal hintergangen, Rexana. Wollt Ihr damit sagen, dass Ihr diesen an mich gerichteten Brief gelesen und diese Schandtat für Euch behalten habt?«
Sein Blick war vernichtend, dennoch stand sie aufrecht vor ihm und hielt ihm stand. Sie hatte gute Gründe gehabt, in seinen persönlichen Sachen zu schnüffeln, und wollte sich auch nicht dafür entschuldigen, dass sie Rudd hatte retten wollen.
Fane knüllte das Schreiben zusammen, ging zum Kamin und machte Anstalten, den Brief ins Feuer werfen.
»Nein, tut das nicht«, schrie Rexana und stürzte auf ihn zu.
Er wandte sich halb zu ihr und sah sie an, sein Haar hing ihm wirr ins Gesicht. Mit blitzenden Zähnen fauchte er sie an: »Ich hätte ihn schon vor langer Zeit verbrennen sollen.«
Seine Stimme bebte und linderte ihre Wut. Sie konnte es nicht ertragen, ihn so leiden zu sehen. »Eure Mutter hat Euch geliebt, und sie hat bereut, was geschehen ist. Sie war schon krank, trotzdem war es ihr wichtig, Euch zu schreiben.«
Fane stieß eine Verwünschung aus und sah sie an, dann starrte er wieder auf den zerknüllten Brief. »Dieser Brief erinnert mich daran, dass mich jeder verstoßen hat, den ich jemals geliebt habe. Nur Leila nicht.«
Seine Worte trafen Rexana wie ein Schlag ins Gesicht. Sie presste ihre Hände gegen den Bauch und unterdrückte ein Schluchzen. »Ich habe Euch nicht verstoßen.«
»Nein, Ihr habt mich betrogen.« Er schüttelte den Kopf und warf das zerknitterte Schreiben wieder in die Truhe.
Seine Qualen schmerzten sie, als wäre sie von einer
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