Tanz der Verführung
während seine Hand …
Er stieß eine Verwünschung aus und ging zur Tür.
»Mylord?«
Als er ihre schwankende Stimme hörte, blieb er stehen. Fane spürte ihre Erleichterung und auch ihre Unsicherheit. Er wagte es nicht, sich umzudrehen. Er wagte es nicht, auf ihren rotgeküssten Mund und ihre zerzausten Haare zurückzublicken. Er wagte es nicht, sich auch nur einen Grund dafür zu geben, zum Bett zurückzukehren, vor allem nicht, um sie zu beruhigen. Wenn er das tat, wären seine ehrenhaften Vorsätze dahin.
»Ich werde Euch jetzt nicht nehmen«, murmelte er, die Worte schmerzten ihn. Ich werde also nur an dich denken, köstliches kleines Feiglein, brodelte es in ihm. Ich werde an meine Hände auf deiner weichen weißen Haut denken. Ich werde mir meinen Körper vorstellen, wie er sich schwitzend über deinem abmüht.
»Verlasst Ihr mich?«
Er nickte kurz. »Geht zu Bett. Wenn Ihr klug seid, schlaft Ihr, wenn ich zurück bin.«
»Wo geht Ihr hin?«
Zur Hölle! Warum fragte sie das? Ihr war es doch egal. Sie hatte diese Heirat nur gewollt, um ihren Bruder zu retten. Sie hatte ihn nicht aus Lust oder Liebe geheiratet.
Nie und nimmer aus Liebe.
Fane legte die letzten Schritte zur Tür zurück, riss sie auf und schlug sie hinter sich zu, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Als die Tür mit einem Knall ins Schloss fiel, glitt Rexana vom Bett und fiel auf dem flauschigen Teppich auf die Knie. Ihr Kleid breitete sich wie ein See um sie herum aus, und sie presste ihre zitternden Hände vor das Gesicht.
Fane hatte ihre Verweigerung akzeptiert. Er hatte sie nicht gezwungen, sich ihm hinzugeben. Erleichterung ergriff sie wie eine Welle, die auf einen Sandstrand trifft.
Tränen stiegen ihr in die Augen. Ein Teil von ihr hatte nicht erwartet, dass er ihrem Wunsch nachkommen würde. War er nicht der umbarmherzige Wilde, für den sie ihn hielt? Galt er nicht als ein Mann, dessen Anstand in den öden Ländern fern von England zerbröckelt war? Ein Krieger, der sich alles nahm, wenn er es begehrte?
Dennoch hatte Fane sich … ritterlich verhalten.
Die Verwirrung, die sie schon zuvor geplagt hatte, erfasste sie erneut. Sie hatte seine starke Erregung, sein Verlangen gespürt. Warum respektierte er sie? War ihm etwa wichtig, was sie über ihn dachte?
Leise stöhnend vergrub sie ihre Fingernägel in dem gemusterten Teppich. Sie täuschte sich. Er hatte aufgehört, weil er nicht wollte, dass gemeines Geschwätz aufkam. Er wollte nicht, dass das Gerücht entstand, dass er seine unberührte Frau, eine entfernte Verwandte des Königs, schlecht behandelte. Das hätte ihr die Sympathie der Edelmänner eingebracht, die ihm misstrauten. Fane wollte ihnen bloß keinen Grund geben, ihre Waffen gegen ihn zu erheben und die sich anbahnende Rebellion anzufachen. Wenn die Edelmänner ihre Beschwerde dem König überbrachten und er sie für gerechtfertigt hielt, konnte er Fane seines Ranges und seiner Länder berauben.
Ihre Hoffnung schwand wie Feuer, das vom Wasser gelöscht wird, kläglich dahin. Fane hatte sie heute Abend nur in Ruhe gelassen, weil er ein Meister der Taktik war und etwas von Macht verstand. Er war nicht gegangen, weil ihm etwas an ihr lag.
Einige Holzscheite im Kamin verrutschten. Die Glut sprühte Funken und fiel als rote Asche auf die Fliesen. Sie wischte sich die Augen, Müdigkeit überkam sie. Fane war weitaus komplizierter und gerissener, als sie gedacht hatte.
Dennoch hatte er heute Nacht getan, worauf sie gehofft hatte. Sie hatte ihm widerstanden und gewonnen.
Vorerst ist er gegangen, warnte sie ihr Gewissen, aber er wird zurückkommen. Schon bald.
Rexana blickte auf die zerwühlte Bettdecke. Zerdrückte Veilchen hatten den Stoff verfärbt. Die Flecken würden vielleicht nie mehr verblassen. Erinnerungen an Fane, der über ihr stand, sie mit seinen Händen liebkoste und seine Lippen mit ihrem Mund spielen ließ, kamen ihr in den Sinn. Sie konnte einen wohligen Schauder nicht unterdrücken.
Die Wärme des Feuers dehnte sich bis zu ihr aus. Spiegelte die unsichtbare und dennoch beängstigend intensive Hitze wider, die durch ihr Blut jagte. Fane war wie Feuer. Er musste sie nur berühren, ihr zuflüstern, und schon erwachten Flammen in ihr zu brausendem Leben.
Er durfte niemals erfahren, wie nah sie daran gewesen war, sich ihm hinzugeben.
Seine Worte beherrschten ihre Gedanken.
Ich werde Euch jetzt nicht nehmen
. Er hatte gesagt, sie solle schlafen, wenn er zurückkam. Was würde passieren, wenn
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