Tanz der Verführung
über viele langweilige Jahre eingetrichtert worden war. Sie durfte Fane nicht wie eine lüsterne Kurtisane mit ihren Blicken verschlingen.
Dennoch konnte sie ihre Augen nicht von ihm abwenden.
Brennende Neugier packte sie. Welch männliches Geheimnis verbarg sich unter dem wollenen Stoff? Woher kam die faszinierende Ausbuchtung zwischen seinen Schenkeln?
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Er sah es, und sein Blick wurde heißblütiger. Ein ersticktes Stöhnen entfuhr ihm. Er atmete tief ein und fluchte heftig.
Verlegenheit erstickte ihre köstliche Neugier, und sie schloss die Augen. Ihre Wangen glühten. Ihm missfiel wohl, dass sie ihn angestarrt hatte. Er stieß sich an ihrer Liederlichkeit und fühlte sich verpflichtet, ihr unangemessenes Verhalten zu zügeln. Ihr barbarischer Ehemann hatte mehr Anstand, als sie gedacht hatte.
»Legt Euch hin, Rexana, und schließt die Augen.«
Ein Ruck durchfuhr ihr Herz. »Warum?«
Sein Mund spannte sich. Er musste zweifellos wütend darüber sein, dass sie nicht sofort tat, was er von ihr verlangt hatte. »Gehorcht mir. Es wird für Euch leichter sein.«
»Aber …«
»Tut es, Rexana.«
Sein grimmiger Ton ließ ihren letzten Widerstand dahinschwinden. Sie streckte sich aus und zog die Decke bis unters Kinn, spähte dann aber doch noch einmal in einem letzten trotzigen Aufbegehren unter den Wimpern hervor. Sie drehte den Kopf auf dem Kissen und lugte zum Kamin. Zu ihm.
Er hatte ihr den Rücken zugedreht, und der Glanz des Feuers beleuchtete die Muskeln seiner Schultern, Rippen und seines Rückgrats. Er war wunderschön.
Und brutal zugerichtet worden.
Als ihr Blick über ihn glitt, schwankte sie zwischen Zorn und Bedauern. Hässliche Striemen übersäten seinen Rücken, weitaus grausamer und tiefer als die auf seiner Brust. Diese Wunden waren ihm nicht nur zugefügt worden, um ihm körperliches Leid zu bereiten, sondern um seinen Willen zu brechen. Es waren barbarische Wunden.
Tränen stiegen ihr in die Augen. Am liebsten wäre sie mit ihren Händen über seine Narben gefahren, hätte sie liebkost, ihm mit zärtlichen Berührungen zu verstehen gegeben, dass seine Männlichkeit dadurch in keinster Weise in Frage gestellt wurde. Hätte ihm gestanden, mit Worten so sanft wie ihre Gesten, wie abscheulich sie fand, was man ihm angetan hatte.
Und dass ihr … etwas an ihm lag.
Ein Schauder durchfuhr sie. Welch törichter Gedanke. Er wollte ihr Mitleid nicht. Er wollte ihren Körper. Er wollte ihre Ehe und ihre Übereinkunft vollziehen. Er hatte ihr befohlen, die Augen zu schließen, damit sie seine Narben nicht sah, bevor er in sie eindrang. Glaubte er denn, dass sie ihn leichter akzeptierte, wenn er ihr erst einmal die Jungfräulichkeit genommen und sie unwiderruflich an ihn gebunden hatte? Glaubte er, dass die Narben auf seinem Körper keine Rolle mehr spielten, wenn er sie erst einmal entjungfert hatte?
Ein leises Geräusch warnte sie, dass er die Knöpfe seiner Hose gelöst hatte. Ihr Puls fing zu rasen an. Vorsicht und Neugier kehrten zurück, doch diesmal stärker. Sie bemühte sich, ihre Augen geschlossen zu halten – oh, wie sehr sie sich anstrengte –, doch die Neugier siegte.
Er fuhr mit den Händen zu seinen Hüften, die Hose glitt herab und entblößte eine weiche, mit dunklen Härchen übersäte Haut und eine Narbe auf seinem Schenkel, so groß wie ihre Faust.
O Gott.
Er richtete sich auf. Als spürte er ihren Blick, fragte er: »Habt Ihr noch immer die Augen geschlossen, Liebste?«
»Äh, ja.«
»Gut.«
Als er sich umdrehte, kniff sie die Augen zusammen. Ein letztes Bild seines flachen Bauches, einer Masse schwarzer Haare und seines kraftvollen, harten Fleisches flimmerte vor ihr, bevor sie ihre Lider schloss.
Noch bevor Rexana überlegen konnte, was sie soeben gesehen hatte, wurden die Laken beiseite gezogen, und das Bett neigte sich auf einer Seite nach unten. Sie kullerte auf Fane zu, quiekte und klammerte sich an die Matratze, um nicht auf ihn zu rollen. Auf dem Bauch liegend, öffnete sie ihre Augen, stützte sich auf den Armen ab und kämpfte um ihr Gleichgewicht.
»Ihr habt mir nicht gehorcht. Ihr habt Eure Augen nicht geschlossen.«
Er lag auf der Seite, die Bettlaken bis zur Hüfte hochgezogen, und hielt den Kopf in die Hand gestützt. Unter einer Haarsträhne, die seine Augen leicht verdeckte, funkelte es vielversprechend, bedeutungsvoll und voller Verlangen.
»Ich wollte sehen, wie Ihr gebaut seid, Mylord«, sagte
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