Tanz der Verführung
geleckt, weil dies im Orient eine Geste des Respekts zwischen Mann und Frau war.
Es konnte aber auch sein, dass er sie verführen wollte.
Sie kannte ihn noch nicht gut genug, um das mit Sicherheit sagen zu können.
Rexana biss noch ein Stück von der köstlichen Pastete ab, achtete aber diesmal darauf, dass nichts an ihren Lippen hängen blieb. Er lächelte, strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und sah auf die ausgewickelten Päckchen.
»Wovon sollte ich wohl zuerst kosten?«, sagte er wie zu sich selbst. »Vom Huhn? Von den Datteln? Oder vielleicht eine kleine Feige?«
Seine verführerische Stimme hallte in ihr nach. Ein eisiges Prickeln machte sich in ihrem Bauch breit, als sie versuchte, einen wunderbaren Schauder zu unterdrücken. Wollte er sie etwa auch mit klugen Worten verführen? Wollte er mehr als nur ihre Finger kosten, oder bildete sie sich das nur ein?
»Da die Feigen süß sind«, sagte sie und war stolz auf ihre feste Stimme, »solltet Ihr sie vielleicht erst später verzehren?«
»Das habe ich mir auch schon gedacht.« Mit einem schamlosen Grinsen griff er nach einer Hähnchenkeule und riss mit den Zähnen ein Stück Fleisch davon ab.
Schweiß trat auf ihre Oberlippe. Der Schalk in seinen Augen hatte sich verstärkt, er neckte sie absichtlich. Warum bloß sah er sie so an, als fände er sie weitaus verlockender als all die köstlichen Speisen, die vor ihm ausgebreitet lagen? Stimmte das überhaupt?
Seine Lippen bewegten sich, während er kaute. Sinnliche, pralle Lippen, auf denen der Saft des Huhnes glänzte. Geschickt und mit maßvoller Eleganz biss er erneut von dem Fleisch ab. Ganz anders, als sie sich einen unzivilisierten Barbaren beim Essen vorgestellt hatte.
Verunsichert zwang sie sich, nicht mehr auf seinen verlockenden Mund zu blicken, der sie unaufhörlich dazu aufforderte, sich zu ihm zu beugen und ihn zu küssen, und knabberte stattdessen an ihrer Pastete.
Sie hatte schon mit vielen Edelmännern, Garmonn inbegriffen, bei den Festen ihrer Eltern zu Tisch gesessen, doch nur wenige hatten mit so viel Vornehmheit gegessen, wie Fane sie bei diesem einfachen Picknick an den Tag legte. Und Garmonn … Sie schloss ihre Augen und versuchte die Erinnerung an ihn zu verdrängen. Er liebte es, mit dem Essen zu spielen und vor Rudd damit zu prahlen, wie viel auf einmal er in den Mund stopfen konnte.
Einmal wäre Garmonn fast erstickt, weil er sich ein großes Stück gekochten Kohls in den Mund gesteckt hatte. Er war dunkellila angelaufen, bevor er alles auf den Tisch spuckte. Rudd hatte sich kaputtgelacht. Ihre Eltern – Gott sei ihren Seelen gnädig – hatten frische Tischtücher herbeiholen lassen und den Unfall auf den schlecht zubereiteten Kohl geschoben.
Sie hob die Augen und warf Fane einen Blick zu. Wie wenig sie doch von ihm wusste. Trotzdem konnte sie sich nicht vorstellen, dass er sich vollstopfen oder sich in aller Öffentlichkeit übergeben würde.
Als hätte er ihren Blick gespürt, warf er den abgenagten Hühnerknochen beiseite und sah auf. Dann deutete er auf die Decke. »Schmeckt es Euch?«
»Ja, Mylord.«
»Warum esst Ihr dann nicht?« Er schob ihr das Brot hin. »Wir können doch nicht zulassen, dass die Arbeit des Kochs nicht gewürdigt wird.«
Sie lachte. »Ich bezweifle, dass Ihr das erlauben würdet.«
»Stimmt.« Sein Blick wurde sanfter und verriet Bewunderung. »Wie schön, dass Euch das Essen ebenso erfreut wie mich.«
»Und ich bin begierig zu lernen, was meinen Mann erfreut.« Doch sobald ihr diese Worte über die Lippen gekommen waren, musste sie schlucken. Sie wollte ihn nicht provozieren und so klingen, als beabsichtigte sie, ihn zu verführen.
Er hob seine Augenbrauen in unmissverständlichem Interesse.
»Ich meine«, fügte sie, ohne eine gewisse Röte verbergen zu können, hinzu, »welche
Speisen
Ihr bevorzugt, ob würzig, weniger würzig oder lieber süß. Als Herrin von Tangston gehört es auch zu meinen Pflichten, Speisen, Wein und Gewürze zu bestellen, nehme ich an.« Hastig steckte sie sich eine riesige Portion Pastete in den Mund, um sich nicht noch mehr zu blamieren.
Fane brach ein Stück Brot ab. »Das könnte zweifellos auch zu Euren Pflichten gehören. Doch Ihr habt eine interessante Frage aufgeworfen. Auch ich würde allzu gerne wissen, was meine Frau erfreut.«
Sie schluckte. »Oh.« Verräterische Wärme loderte wie gierige Flammen in ihr auf und brachte den See aus Eis in ihrem Bauch zum Schmelzen. Eure Küsse erfreuen
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