Tanz der Verführung
klang wie ein ehrgeiziger Diener, der wusste, dass er die Erwartungen seines Herren weit übertroffen hatte.
»Ach?« Fane trank erneut von seinem Bier, das kühl und erfrischend seine Kehle hinunterrann. Währenddessen schob ihm Kester eine weitere Wachstafel zu.
»Hier habe ich noch ein paar Berichte von den Dorfbewohnern. Die meisten von ihnen kannten Villeaux, weil sie vom Tod seiner Eltern gehört hatten. Viele haben erzählt, dass sie ihn und seine Schwester auf dem Wochenmarkt im Dorf gesehen haben oder ihn alleine im Wirtshaus.« Kester zuckte träge die Achseln. »Vieles, was hier steht, ist uninteressant – persönliche Äußerungen über Villeaux’ Charakter, wann er in der Vergangenheit gesichtet worden ist und so weiter. Einer der Dorfbewohner kennt Villeaux allerdings gut.«
Fane wischte sich die Unterlippe ab. »Wie heißt er?«
»Thomas Newland, ein Bauer. Er lebt mit seiner Frau und seinen fünf Kindern nicht weit vom Fluss entfernt, der zwischen Tangston und Ickleton verläuft. Vor nicht allzu langer Zeit hat Villeaux Newland zu Hause besucht und ihn gefragt, ob er seine Scheune als Versammlungsort benutzen dürfte.«
Fane musste sich beherrschen, um nicht vor Freude aufzuspringen. »Versammlung?«
»Villeaux hat Newland einen Beutel voller Silber als Vorauszahlung gegeben und gesagt, er würde alles andere am folgenden Tage klären. Newland hat Villeaux nicht verdächtigt, schließlich hatte er keinen Grund dazu. Außerdem war er froh über die Münzen. Wegen einer schlimmen Wunde am Bein, die er sich im Winter zugezogen hat, kann er nicht mehr arbeiten und brauchte das Geld, um seine Familie durchzubringen.« Kester schüttelte den Kopf. »Er hatte von Rudds Verhaftung gehört, tat sich aber schwer, schlecht von dem Jungen zu sprechen, er weinte sogar bei seinen Erzählungen, aber schließlich hat ihn dann doch das Gewissen geplagt.«
»Ist Newlands Bericht glaubwürdig?«, fragte Fane streng.
Kester nickte. »Seine Familie genießt hohes Ansehen, sein Bruder ist ein begabter Goldschmied. Vielleicht habt Ihr seine Arbeiten schon einmal gesehen, die er auf dem Markt in Tangston verkauft.«
Goldschmied!
Fane wurde schwindlig, aber nicht wegen des Bieres. Wieder musste er an Rexana und ihre wertvolle Brosche denken, die sie über dem Herzen trug. Der kunstvoll verarbeitete Pfeil war nicht das Werk eines Laien, sondern das eines begabten Kunsthandwerkers. Seine Hände umklammerten den Krug. Waren die Verbindungen in dieser verräterischen Kette derart einfach?
»Fertigt dieser Handwerker auch Broschen an?«
»Natürlich, Mylord, aber auch Schmuckkästchen, Ringe, Kreuze und andere Schmuckstücke.«
Langsam dämmerte es Fane. Vorsichtig setzte er seinen Bierkrug ab. Das Blut pochte gegen seine Schläfen, so dass er kaum denken konnte. »Erzähl mir mehr über Newland und seinen Bruder, den Goldschmied.«
*
Summend band Tansy Rexanas mitternachtsblaues Seidenkleid zu. »Fertig, Mylady. Setzt Euch ans Feuer, dann kann ich Euer Haar trocknen.«
Rexana ging um die Badewanne herum über den orangegelben Fleck aus Sonnenstrahlen, die sich auf den Holzdielen spiegelten, und unterdrückte einen Seufzer. Fane hatte Wort gehalten und Tansy beauftragt, sie zu baden. Die Frau war nur kurz nach Rexanas Ankunft mit einem breiten Lächeln und unter endlosem Geschwätz in das Gemach gekommen, hatte ein heißes Bad aus einer Mischung aus Pfefferminze und Kamille aufgießen lassen und ihr eine Schale mit Zuckerbrot hingestellt, von dem Rexana naschen konnte.
Rexana war gereizt. Obwohl sie das verschwenderische und ausgiebige Bad genossen hatte, bei dem Tansy sie eingeseift, geschrubbt und gewaschen hatte, so fragte sie sich doch, ob ihr boshafter Gatte all das nicht nur deshalb angeordnet hatte, damit sie beschäftigt war und abgehalten wurde, ihm in die Quere zu kommen, während er seinen »Pflichten« nachging.
Seufzend ließ sie sich in der Nähe der Kaminkacheln auf einen Stuhl fallen und legte die Hände in den Schoß, während Tansy mit einem Handtuch über ihr Haar strich. Sie tat ihr Bestes, um stillzusitzen, doch ihre Finger zuckten, und sie fragte sich, was Fane wohl gerade trieb. Was hatte Kester herausgefunden? Gab es Beweise dafür, dass Rudd sich etwas hatte zuschulden kommen lassen?
Sie musste um jeden Preis das Sendschreiben finden.
Unentwegt kreisten ihre Gedanken darum. Sie schloss die Augen und versuchte, ruhig zu bleiben. Schließlich brachte es nichts, wenn sie aufgeregt war,
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