Tanz der Verführung
mit funkelnden Augen: »Sie weiß von nichts. Ich habe gut darauf geachtet, meine Angelegenheiten vor ihr zu verbergen.«
Mit strengem Blick verschränkte Fane die Arme vor der Brust und lehnte sich mit der Schulter gegen die Gitterstäbe. »Ich muss mir völlig sicher sein, dass Rexana unschuldig ist. Sie ist schließlich meine Frau. Und die zukünftige Mutter meiner Kinder.«
Rudd fluchte.
Fane löste sich von den Gitterstäben. »Ihr werdet mir von Eurer Verbindung zu Newland erzählen und mir alles sagen, was ich wissen will. Eure Zukunft hängt von Euren Antworten ab.«
*
Rexana zog das abgenutzte Schafleder aus Fanes Truhe. Ein ahnungsvoller Schauder durchzuckte sie. Wenn dies das Schreiben war, das sie und Henry überall gesucht hatten, musste sie es sofort verbrennen.
Nervös warf sie einen Blick auf die verschlossene Tür, dann löste sie das Lederband, das um das Pergament gebunden war. Ihre Hand zitterte, als sie das Dokument aufrollte.
Sie überflog die ungeschickt gekritzelten Zeilen. Das war nicht die Liste mit den Lords, die sich gegen den König verschworen hatten, sondern ein Brief.
Mein liebster Sohn,
meine steifen Hände gehorchen mir nicht mehr, darum will ich es kurz machen. Dein Vater hat vor zwei Tagen diese Erde verlassen. Eine schmerzhafte Krankheit des Magens hat ihn dahingerafft, und ich danke Gott, dass er nicht allzu lange leiden musste.
Rexana kaute an ihrer Unterlippe. Sie wusste, dass sie nicht fortfahren und in Fanes Vergangenheit herumschnüffeln durfte, doch sie konnte einfach nicht widerstehen.
Auch mir geht es nicht sehr gut. Mein Körper schmerzt mich, und ich habe nur wenig Kraft, dir zu schreiben. Dennoch muss ich es tun. Ich bete, mein Sohn, dass Du gesund bist und, wo immer Du Dich auch befinden mögest, nie vergessen wirst, dass ich Dich immer geliebt habe. Ich bete, Du mögest eines Tages diesen Brief erhalten und wissen, wie sehr ich von ganzem Herzen bedaure, welch Unrecht Dein Vater und ich Dir angetan haben.
Ich hätte stärker sein und es seiner grausamen Zunge niemals gestatten dürfen, Dich so zu verletzen und von der Burg zu verbannen. Das werde ich in alle Ewigkeit bedauern.
Die Unterschrift verschwamm vor Rexanas Augen, und sie versuchte, die Tränen wegzublinzeln. Mit so etwas hatte sie nicht gerechnet.
Sie hatte Gerüchte gehört, dass Fanes Vater ihn aus Zorn enteignet hatte, doch was war zwischen ihnen vorgefallen? Wie konnte ein Vater seinen eigenen Sohn aus dem Haus jagen? Sie wusste, dass Fanes seelische Wunden tief saßen, aber sie hätte nicht gedacht, Beweise dafür zu finden, wie erbarmungslos sein Vater gehandelt haben musste.
Sie fragte sich, ob Fane überhaupt wusste, was Liebe, was echtes Gefühl war, so wie sie und Rudd es von ihren Eltern erfahren hatten.
Seine Mutter hatte ihn geliebt, war ihm das klar? Hatte auch er sie geliebt, oder hatte er sich immer nur nach Anerkennung gesehnt?
War er deshalb dem Charme einer orientalischen Kurtisane erlegen?
Rexana seufzte. Solche Grübeleien brachten nichts und spannen ein gefährliches Netz von Gefühlen. Sie durfte sich nicht gestatten, etwas für Fane zu empfinden, schließlich wollte sie die Annullierung der Ehe.
Natürlich wollte sie ihrer Ehe ein Ende setzen. Sie hatte Fane doch nur geheiratet, damit er Rudd entlastete.
Sie würde sich nicht verlieben.
Nachdem Rexana das Pergament wieder zusammengebunden hatte, legte sie es neben sich auf den Boden. Auch sie würde Fane verstoßen, genau wie seine Familie. War das nicht grausam?
Sie verscheuchte den Gedanken und durchsuchte den Rest der Kiste. Ratlos setzte sie sich auf ihre Fersen. Entweder er trug das Schreiben bei sich, oder er hatte es an einem anderen Ort versteckt.
Rexana starrte auf die durcheinandergeworfenen Kleider am Boden. Wahrscheinlich traute er ihr nicht und hatte geahnt, dass sie das Gemach durchsuchen würde. Deshalb hatte er das Dokument irgendwo versteckt, wo sie es niemals finden würde. Er konnte ihr immer vorhalten, dass es als Vertreter des Königs seine Pflicht war, es vor ihr zu verbergen.
Na schön, aber er konnte sie nicht aufhalten, denn irgendwann würde sie schon noch herausfinden, wo er es versteckt hielt. Sie würde Rudd nicht im Stich lassen.
Nachdem sie alles wieder an seinen Platz gelegt hatte, schloss sie den Deckel der Truhe und stand auf. Fröstelnd schlang sie die Arme um ihren Oberkörper und ging zum Fenster. Die Dämmerung hatte inzwischen eingesetzt und sich wie ein graues Laken
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