Tanz der Verführung
Dieb davongeschlichen hatte, bevor sie ihn noch fragen konnte, was die Männer über Rudd herausgefunden hatten. Vielleicht hatte er auch niemals vorgehabt, es ihr zu erzählen.
Sie hatte trotzdem ein Recht, es zu erfahren.
Wieder klopfte es, und Rexana schaute zur Tür. Ob das Fane war, der besonders höflich sein wollte? Nein. Er würde sich nicht die Mühe machen anzuklopfen, sondern einfach hereinkommen.
Sie schob das Bettzeug beiseite und setzte ihre Füße auf den Boden. Nun gut, egal wer vor der Tür stand, er würde sie nicht davon abhalten, das zu tun, was sie tun musste, um Rudd zu befreien.
Und damit würde sie schon heute Morgen beginnen, indem sie ihn im Kerker besuchte.
Sie öffnete die Tür und sah Tansy, Nelda und Celeste davor stehen. Sie hatten Tücher, Waschwasser, ein Brett mit Brot und Käse sowie einen Essdolch dabei.
Mit einem höflichen Lächeln ließ Rexana sie herein. Je schneller sie aß und sich anzog, desto schneller konnte sie Rudd sehen.
Celeste und Nelda liefen zum Bett und zogen die Laken glatt, während Tansy ein Liebeslied summte und das Brett und das Wasser auf den Nachttisch stellte. Die Tücher legte sie daneben. Dann zog sie ein zusammengerolltes Pergament aus ihrem Mieder. »Für Euch, Mylady.«
Nun war auch die letzte Spur von Müdigkeit aus Rexanas Körper verflogen. War das eine Nachricht? Aber von wem? Vom teuren Henry, oder von Rudd? Hatte ihr Bruder es irgendwie geschafft, sich Pergament und Tinte zu besorgen? Lächelnd erinnerte sie sich daran, dass Rudd schon immer einfallsreich gewesen war.
Sie nahm Tansy das Pergament aus der Hand. »Von wem hast du das?«
»Von Winton«, antwortete Tansy, wandte sich wieder den Tüchern zu und tunkte eines davon singend ins Wasser.
Rexana achtete nicht auf Celestes und Neldas neugieriges Geflüster und runzelte die Stirn. Rudd hätte Fanes treuem Diener niemals eine Nachricht überreicht. Dennoch gelangte der quirlige kleine Mann während der Verrichtung seiner täglichen Pflichten in fast jeden Teil der Burg. Vielleicht hatte ein anderer Diener das Schriftstück Winton gegeben und ihn gebeten, es ihr zukommen zu lassen.
Das Schreiben war mit einem Wachssiegel verschlossen, trug aber nicht den Abdruck eines Wappenrings oder sonst eines Zeichens, an dem sie seine Herkunft bestimmen konnte. Natürlich nicht, Rudd würde doch nicht so töricht sein, allen zu verkünden, dass er ihr eine Nachricht zukommen ließ. Umso beachtlicher also, dass es ihm gelungen war, sich Wachs zu besorgen.
Sie öffnete das Siegel und rollte das Pergament auf.
Ich bin eine hungrige Biene und kann es kaum erwarten, von Eurem Nektar zu kosten.
Keuchend rollte Rexana das Dokument wieder zusammen.
Tansy sah auf. »Mylady?«
Hitze stieg Rexana ins Gesicht, und sie spürte ein seltsam erregendes Prickeln im Unterleib. Fane hatte diese schlüpfrigen Zeilen geschrieben. Sie erkannte seine schwungvolle, elegante Schrift wieder, die sie schon auf dem Ehevertrag gesehen hatte.
Nelda und Celeste liefen zu ihr. »Mylady? Geht es Euch gut?«
Tansy stieß die Mädchen mit dem Ellbogen aus dem Weg, griff nach Rexanas Arm und führte sie zu dem frisch gemachten Bett.
»Hier, setzt Euch, Ihr seid ganz rot im Gesicht. Ist Euch nicht wohl?«
Rexana setzte sich und umklammerte mit feuchten Fingern das Pergament. Jeder Nerv in ihr summte vor Erregung, und ihr Herz hämmerte in schwindelerregendem Tempo. Wie war es nur möglich, dass er sie mit ein paar wenigen Worten so in Aufruhr versetzte?
»Die Nachricht«, flüsterte Celeste Nelda hinter vorgehaltener Hand zu. »Das waren schlechte Neuigkeiten.«
Tansy blickte Rexana voller Mitgefühl an und ließ sich mit einem mütterlichen Glucksen neben ihr auf das Bett fallen, das unter ihrem Gewicht gewaltig ächzte.
»Ich hoffe, die Neuigkeiten sind nicht allzu schlecht.«
»Es ist keine schlechte Nachricht. Es …« Doch als das Feuer auf ihren Wangen noch stärker zu glühen begann, biss Rexana sich auf die Lippen. Was sollte sie jetzt sagen?
Tansy und die Mädchen beugten sich näher zu ihr. »Ja?«
Rexana sah in ihre fröhlichen, neugierigen Gesichter und musste lachen. »Es ist ein Liebesgedicht.«
»Ohhhhh. Von Seiner Lordschaft? Wie romantisch.«
Tansy schnalzte mit den Fingern. »Und, was steht drin?«
»Bitte, sagt es uns, Mylady!«, quietschte Celeste, während Nelda sie mit dem Ellbogen in die Seite stieß und leise hinzufügte: »Aber natürlich nur, wenn Ihr wollt.«
Als Rexana das Schreiben
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