Tanz im Feuer
Christbaumschmücken seine Finger bei sich zu behalten. Einmal, als Leigh im Dunkel hinter dem Baum stand – die Lampen im Zimmer waren ausgeschaltet worden, damit die golden leuchtenden Lichterketten am Baum besser zur Geltung kamen –, tauchte er unvermittelt hinter ihr auf, schlang einen Arm um ihreTaille, presste die andere Hand auf ihre Brust und gab ihr einen feuchten Zungenkuss auf den Hals.
»Chad, lass das!«, fauchte sie halb entrüstet, halb hingerissen und versuchte dabei, die Gänsehaut zu ignorieren, die sie von Kopf bis Fuß überlief.
Er lachte nur und tätschelte ihr kurz den Hintern, bevor er wieder verschwand.
Sie waren fast fertig mit dem Schmücken, als Leigh innehielt und Chads Eltern zuschaute, die in der Zwischenzeit mit Sarah gespielt hatten. Ab und zu machte einer von beiden einenVorschlag, was noch wo an den Baum gehängt werden sollte; ansonsten waren beide ganz und gar mit dem Baby beschäftigt. Sarah schien die ungeteilte Aufmerksamkeit zweier Erwachsener sehr zu genießen und strahlte jedes Mal über das ganze Gesicht, wenn einer von beiden ihr etwas vorsang oder sie auf dem Knie reiten ließ.
»Chad«, sagte Leigh leise und kam zu ihm. Er war gerade dabei, einen Strohstern aufzuhängen, hielt aber augenblicklich inne. IhrTonfall verriet ihm, dass ihr etwas auf dem Herzen lag. »Wie hat deinVater eigentlich sein Bein verloren?«
Die Lichter amWeihnachtsbaum glänzten in seinen Augen. Sie merkte, dass er zögerte, und sah ihn bittend an. Er drehte sich wieder um und hängte den Strohstern über einen vorstehenden Zweig. »Es wurde ihm von einem herumfliegenden Metallteil zerschmettert«, antwortete er. Er sah ihr wieder in die Augen. »Bei einem Einsatz.«
Ihre ängstliche Miene verriet nur zu deutlich, was sie empfand. Um die Situation zu entspannen, wandte er sich ab, trat vor den Baum, klatschte in die Hände und fragte seine Mutter, wann es Kuchen gäbe.
Amelia und Stewart überhäuften sie mit Lob für den wunderschön geschmückten Baum. Amelia stand auf und rückte eine Kerze zurecht, während Chad seinemVater Sarah abnahm und ihr dieTanne aus der Nähe zeigte; die Kleine ließ sich die günstige Gelegenheit nicht entgehen und rupfte blitzschnell einen kleinen Holzengel aus seiner Halterung. Lachend befreite Chad den Engel aus demWürgegriff und setzte ihn zurück auf seinen Zweig. Dann eilte Amelia in die Küche, um neuen Kaffee und Kuchen zu holen.
Wenig später saß jeder vor einem dicken Stück karamellisierten Pekannusskuchen mit Schlagsahne darauf. Sie unterhielten sich gutgelaunt, bis Chad schließlich verkündete, dass es langsam Zeit zum Aufbruch sei, damit Sarah nicht zu spät ins Bett käme.
Leigh fütterte Sarah mit einem letzten Löffel ungezuckertem Apfelmus, das Amelia eigens für sie gekocht hatte, und erklärte dann: »Wenn du ihreTasche packst, kann ich deiner Mutter noch schnell beim Abwasch helfen.«
Grummelnd machte sich Chad an die Arbeit und beschwerte sich darüber, dass Sarahs Sachen in alle Himmelrichtungen zerstreut seien, aber Leigh schenkte ihm keine Beachtung. Stewart wurde damit beauftragt, Sarah weiterhin bei Laune zu halten, eine Aufgabe, die er gerne übernahm. Noch während sie dasTablett mit dem schmutzigen Geschirr aus dem Zimmer trug, hörte Leigh ihreTochter fröhlich glucksen.
Der Abwasch war schnell erledigt. Amelia erzählte Leigh Anekdoten aus Chads Babyzeit, während Leigh dieTeller abtrocknete und in die Hängeschränke räumte. Schließlich ließ Amelia das Abwaschwasser ablaufen und wischte sich die Hände an der Küchenschürze ab. Leigh war gerade dabei, die letzteTasse abzutrocknen, als Amelia sie ihr wegnahm und ihre Hände um die jüngere Frau schloss.
»Leigh, wir haben uns so gefreut, dass du uns heute mit Chad besucht hast«, beteuerte Amelia. Es gab keinen Zweifel daran, dass sie es aufrichtig meinte.
»Ich mich auch.« Leigh hatte sich lange nicht mehr so wohl und so entspannt gefühlt. Chads Eltern waren ihr vom ersten Moment an sympathisch gewesen. Und sie spürte, wie sehr sie es genoss, mit Sarah zusammen zu sein, ohne dass sie sich ständig um ihreTochter zu kümmern brauchte.
Langsam verschwand das Lächeln aus Amelias Gesicht. »Wir haben uns solche Sorgen um Chad gemacht«, gestand sie Leigh ernst.
»Wegen seiner Arbeit?«, fragte Leigh unwillkürlich.
»Deswegen natürlich auch, aber mehr noch wegen seinem Privatleben.« Amelia ließ Leighs Hände los und seufzte.
Leigh spürte, wie sich ein Kloß
Weitere Kostenlose Bücher