Tanz im Feuer
oft aufzogen. Er musste eine glückliche Kindheit gehabt haben, dachte Leigh.Wie stolz Chads Eltern auf ihren Sohn waren, merkte man, ohne dass es vielerWorte bedurfte.
»Oje«, kommentierte Leigh, als Sarah den R ücken durchstreckte und zu greinen begann. StewartsVersuche, sie zu besänftigen, waren vergeblich. »Sieht ganz so aus, als wäre es mit der guten Laune vorbei.«
»Du könntest sie nach oben bringen, damit sie ein Mittagsschläfchen halten kann«, schlug Amelia vor. Ehe Leigh antworten konnte, war ihre Gastgeberin aufgestanden und zeigte ihr denWeg.
»Warte, ich zeige ihr, wo sie Sarah hinlegen kann«, drängte sich Chad vor.
»Du bleibst, wo du bist«, fuhr Amelia ihn an. »DeinVater will sich mit dir das Footballspiel ansehen.« Gehorsam wie ein Schuljunge sank Chad auf das Sofa zurück. Er warf Leigh einen Blick aus den Augenwinkeln zu und zuckte kaum merklich mit den Achseln.
Leigh nahm Stewart das weinerliche Baby ab und folgte Amelia in den ersten Stock hinauf. »Das hier war früher Chads Zimmer«, erklärte Amelia und öffnete dieTür zu einem großen Schlafzimmer. »Wie du siehst, haben wir kaum etwas verändert, seit er weg ist.«
Das Zimmer war das reinste Museum. Alle R egale waren voll mit gerahmten Fotos von Chad in verschiedenen Sporttrikots, mitTrophäen und Pokalen, Bannern undWimpeln. Ein Paar Skier stand neben zweiTennisschlägern in einer Ecke. An einem Haken in der holzvertäfeltenWand hing ein Footballhelm. Der Raum war mit einem großen, uralten Kleiderschrank, einem Schreibtisch, auf dem immer noch ein paar angestaubte Lehrbücher standen, und einem breiten, mit einerTagesdecke abgedeckten Holzbett, das weit in den Raum hineinragte, möbliert.
»Hilf mir doch mal, dann ziehen wir das Bett an dieWand und polstern die Bettkante mit ein paar Kissen aus, damit unser kleines Goldstück nicht rausfallen kann.« Leigh musste lächeln. Amelia war eine umsichtige Frau.
Sie schoben das Bett zurWand, dann legte Amelia eine weicheWolldecke über das Fußende und holte eine R eihe von Kissen aus dem großen Schrank, die sie an der Außenkante auftürmte. Leigh legte Sarah hin, aber die Kleine wollte nicht einschlafen. Die Füßchen in den neuen Satinschuhen bohrten sich in die weicheTagesdecke, und der kleine Kopf rollte wütend hin und her. Langsam, aber unaufhaltsam steigerte sich LeighsTochter in einenWutanfall hinein. Das kleine runde Gesicht lief puterrot an.
»Das macht die ungewohnte Umgebung«, erklärte Amelia verständnisvoll. »Als Chad so klein war, wollte er nirgendwo anders als in seinem eigenen Bettchen schlafen. Das war vielleicht eine Prozedur, mit ihm wegzugehen, kann ich dir sagen.« Sie schaute Leigh an, schüttelte den Kopf und verdrehte noch im Nachhinein die Augen.
»Vielleicht sollte ich mich zu ihr legen, bis sie eingeschlafen ist«, überlegte Leigh laut. Dann streifte sie sich die Schuhe von den Füßen.
»Tu das. Ich lasse euch beide allein.Wahrscheinlich weint sie sich bald in den Schlaf.«
Leise wie ein Geist verschwand Amelia aus dem Zimmer, während Leigh über die Kissenbarrikade auf dem Bett kletterte und sich neben ihreTochter legte. Sie tätschelte Sarah den R ücken, bis dasWeinen zu einem leisen Schluchzen wurde und nach einerWeile in einen leichten Schluckauf überging. Schließlich war nur noch Sarahs tiefer, regelmäßiger Atem zu hören. Leigh breitete die Decke, die Amelia ans Fußende gelegt hatte, über sie beide aus und studierte ein Foto, das Chad in Angriffsposition beim Football zeigte, bis ihr die Augen zufielen.
Sie erwachte infolge einer angenehmen Berührung ihres Ohrs.Vorsichtig drehte sie mit geschlossenen Augen den Kopf zur Seite, stieß aber sofort an etwas Hartes. Es war Chads Kopf, der sich über sie gebeugt hatte. »Wach auf und küss mich,Weib«, forderte eine tiefe, leise Stimme.Warme, feuchte Lippen schwebten über ihren, atmeten warm auf sie herab, wichen ihrem Mund aber immer wieder aus, bis sie ihn öffnete. Dann senkte sich Chads Mund zu einem feurigen Kuss auf ihren. Sie war viel zu faul, die Augen zu öffnen, aber sie zog ihre Arme unter der warmen, weichen Decke hervor und schlang sie um Chads starken, festen Hals.
»Mein Gott, du schmeckst so gut«, murmelte er ihr ins Ohr, bevor er sich wieder daranmachte, sie zu liebkosen. Sie drehte den Kopf, öffnete die Augen einen Spaltweit und sah, dass Sarah sich zurWand gedreht hatte und tief und fest schlief. Langsam drehte sie den Kopf in die andere Richtung und sah
Weitere Kostenlose Bücher