Tanz im Feuer
sich von ihr weg und schob seineTür auf. Eine eisige Bö wehte insWageninnere. Hastig befreite Leigh ihreTochter aus dem Kindersitz und wickelte sie in die warme Decke, während er ihr dieTür aufhielt. »Wo ist dein Schlüssel?«, fragte er sie, während sie durch denWind zur Haustür hasteten.
»Hier drin.«. Sie hob den Arm, so dass er in ihre Handtasche fassen konnte.
Er kramte darin herum, bis er den Schlüsselbund gefunden hatte.Wenige Sekunden später war dieTür auf. Chad ging Leigh und Sarah voran, um das Licht einzuschalten und die Heizung wieder aufzudrehen, die Leigh niedriger gestellt hatte, ehe sie am Morgen losgefahren waren.
»Ich hole dieTasche mit denWindeln«, erklärte er, bevor er wieder nach draußen verschwand.
Leigh lehnte die Haustür an, damit die Kälte nicht hereindrang, und trug dann Sarah in ihr neues Zimmer, wo sie ihreTochter auf dieWickelkommode legte. Zerstreut zog sie ihreTochter aus, säuberte sie, puderte den kleinen Popo ein, wickelte ihn in frischeWindeln und packte das Kind dann in einen Schlafanzug und einen bunt gemusterten Babyschlafsack. Die ganze Zeit über redete sie besänftigend auf das halbwache Kind ein. Sie lobte Sarah dafür, dass sie den ganzenTag über so brav gewesen war und erklärte ihr, wie gern sie sie hatte, aber sie war nicht ganz bei der Sache. Ihre Gedanken kreisten unentwegt um Chads angespannte, verschlossene Miene, als er ihr vomTod seiner Frau erzählt hatte.
Gerade als das Baby bettfertig war, tauchte er neben Leigh auf. Sie machte einen Schritt zur Seite, als er an dieWickelkommode trat und Sarah liebevoll zu streicheln begann. In stillem Einverständnis mit Leigh hob er das Baby auf und legte es ins Bett. »Gute Nacht, Sarah«. Als er sich über das Gitter beugte, um der Kleinen ihren Gutenachtkuss zu geben, stubste sie ihn mit der Faust auf die Nase. Er lachte kurz, drehte sie auf den Bauch, tätschelte ihr kurz den dickenWindelhintern und ging dann aus dem Zimmer, ohne auch nur einWort mit Leigh gewechselt zu haben.
Obwohl Sarah keine Anstalten machte, sich gegen das Einschlafen zu wehren, zog Leigh das Zubettbringen in die Länge. Sie fürchtete sich vor dem, was sie imWohnzimmer erwartete.Während sie ihrerTochter auf den R ücken klopfte und ihr ein Gutenachtlied vorsang, überlegte sie, wie sie sich Chad gegenüber verhalten sollte.
Sie war ärgerlich auf ihn und wollte ihn das spüren lassen. Aber hatte sie andererseits das R echt, ihn zu verurteilen, weil er ihr seine Frau verschwiegen hatte?Vor allem, wo sie sich nicht näher mit ihm einlassen wollte – nein, durfte? Sollte sie die Gelegenheit nutzen, um ihn einfach vor dieTür zu setzen und der Affäre damit ein Ende zu machen? Aber musste sie ihm nicht wenigstens eine Gelegenheit geben, sich ihr zu erklären? Ratlos streichelte sie den R ücken ihrer längst schlafendenTochter.
Schließlich schaltete sie alle Lichter bis auf die kleineWachlampe aus und machte sich schweren Herzens auf denWeg insWohnzimmer.
Chad saß mit gesenktem Kopf auf dem Sofa und starrte denTeppich an. Er hatte die Hände zwischen den gespreizten Knien gefaltet und schien nachzudenken. Als Leigh in den Raum trat, schaute er auf.
»Bitte verzeih mir, dass ich dir nichts von Sharon erzählt habe«, erklärte er ohne Umschweife. »Aber wenn du bedenkst, auf welcheWeise sie gestorben ist, begreifst du vielleicht, dass das keinThema ist, das sich dazu eignet, das Herz einer Frau zu gewinnen.«
Das war eine läppische Ausrede, und Leigh spürte, dass ChadsVerschwiegenheit tiefer liegende Gründe hatte. Diesmal würde sie ihn nicht so leicht davonkommen lassen. Sie war entschlossen, dieWahrheit zu erfahren. »Du hattest oft genug Gelegenheit, mir von ihr zu erzählen, Chad. Ich habe dich gefragt, ob du verheiratet bist, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Du hättest einfach sagen können, dass duWitwer bist. Als ich dir von Greg erzählte, hättest du mir im Gegenzug von Sharon erzählen können. Und auch als du neulich die anderen Geheimnisse gelüftet hast, die du vor mir hattest, hast du sie mit keinemWort erwähnt.« Sie merkte, wie sie sich in Rage redete, und gebot sich selbst Einhalt. Nach einer kurzen Pause schloss sie: »Wenn du nur auf eine passende Gelegenheit gewartet hättest, um mir von ihr zu erzählen – die hattest du oft genug.«
»Also gut«, erwiderte er schroff. Er setzte sich auf und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Ich wollte dir nichts von ihr erzählen.«
»Das kommt der
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