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Tanz im Feuer

Tanz im Feuer

Titel: Tanz im Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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rief jeden Abend pünktlich um zehn Uhr an und vertelefonierte im Laufe derWoche eine astronomische Summe mit diesen Ferngesprächen. »Ist es zu fassen?«, fragte er am Dienstag. »Hier gibt es sogar im Dezember Moskitos. Ich schwöre, dass ich einen in meinem Zimmer habe. Ich kann ihn nicht sehen, aber er schwirrt jede Nacht an meinem Ohr herum.«
    Sie lachte. Ihr Herz floss über vor Liebe. Seine Anrufe waren wie eine Droge, nach der sie mit jedemTag süchtiger wurde. Zwischen neun und zehn Uhr abends bewegten sich die Zeiger der Uhr plötzlich nervenzerreißend langsam. Ab dreiviertel zehn rührte Leigh sich nicht mehr vomTelefon weg. Stolz erzählte sie ihm allabendlich, was sie den ganzenTag über geschafft hatte. Aber ihr Stolz und ihreVorfreude fielen in sich zusammen wie ein Kartenhaus, als er ihr am Freitag erklärte, dass er nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, am Samstag zurückkommen würde.
    »Es tut mir leid, Leigh.« Er schwieg kurz, als würde er auf eine Antwort warten, aber ihr war die Kehle wie zugeschnürt. Sie befürchtete, inTränen auszubrechen, wenn sie auch nur einenTon sagte. »Ich dachte, wir könnten morgen heimfliegen«, fuhr er schließlich fort, »aber wir warten immer noch auf einTeil, das extra aus Houston eingeflogen werden muss. Ich sitze den ganzenTag bloß rum und drehe Däumchen, aber ich kann einfach nicht weg, ehe es eingebaut ist. Das verstehst du doch, nicht wahr?«
    Nein, gellte es durch ihren Kopf. »Natürlich«, hörte sie sich stattdessen sagen. Sie schluckte und versuchte, tapfer zu klingen. »Ich komme schon zurecht.«
    »Ich liebe dich«, versicherte er ihr. »Ich rufe dich morgen Abend wieder an.«
    Am nächsten Tag schien sie wie vom Pech verfolgt. Ausgerechnet während der umsatzstärksten Stun den brachte eine Gruppe unbeaufsichtigter Kinder einen kunstvoll dekorierten Christbaum zu Fall, der genau vor den Eingang des größten Geschäfts im ganzen Einkaufszentrum kippte. Leigh und ihre Männer kamen sofort herbeigeeilt, um das angerichtete Chaos zu beseitigen und den versperrten Eingang wieder frei zu bekommen, aber es dauerte mehrere Stunden, bis alles wiederhergerichtet war. Da bei dem Unfall viel von dem Christbaumschmuck zu Bruch gegangen war, musste sich Leigh mit den Überresten behelfen und den ganzen Baum umdekorieren.Wütend schimpfte sie auf alle unverantwortlichen Eltern, die ihre Kinder unbeaufsichtigt im Einkaufszentrum spielen ließen, als sie schließlich den halbnackten, notdürftig mit Lametta behangenen Baum begutachtete.
    Weil der Zwischenfall so viel Zeit gekostet hatte, kam sie abends erst spät aus dem Einkaufszentrum. Zu allem Unglück geriet sie auf demWeg zu ihrer Babysitterin, wo sie Sarah abholen wollte, in eine Radarkontrolle.
    »Wissen Sie, dass Sie Ihren Inspektionstermin einen Monat überzogen haben?«,fragte die Polizistin höflich, nachdem sie ihr den Strafzettel wegen überhöhter Geschwindigkeit ausgestellt hatte. Sie klang so mitfühlend, als würde sie sich nach Leighs Gesundheit erkundigen.
    »Nein«, antwortete Leigh gequält.
    »Ich werde Sie auch dafür verwarnen müssen«, erklärte die Polizistin und füllte den nächsten Zettel aus.
    Als Leigh bei der Babysitterin ankam, hörte sie Sarah schon brüllen, noch ehe sie geklingelt hatte. Die Babysitterin erklärte ihr, dass die Kleine schon den ganzenTag so weinerlich gewesen sei. Der mütterlich wirkenden Frau war anzusehen, dass sie ausnahmsweise froh war, das Kind endlich abgeben zu können. Sarah weinte die ganze Heimfahrt über, lenkte damit Leigh vom Straßengeschehen ab, so dass sie nur um wenige Zentimeter einem Auffahrunfall entging, und verstärkte mit ihrem Brüllen die pochenden Kopfschmerzen, die eingesetzt hatten, als Leigh zu dem umgestürztenWeihnachtsbaum im Einkaufszentrum gerufen worden war.
    Auch zu Hause wurde es nicht besser. Sarah wollte nicht essen und ließ sich einfach nicht beruhigen. Sie wollte nicht in ihreWippe, wollte nicht auf Leighs Schoß sitzen und auch nicht in ihrem Bettchen liegen oder schmusen.
    Leigh kam nicht einmal zum Essen, so beunruhigt war sie über Sarahs eigenartigesVerhalten. Das Kind hatte lediglich ein bisschen erhöhteTemperatur, die unter Umständen nur von ihrem Gebrüll herrühren konnte. Andere Krankheitssymptome waren nicht zu erkennen. Nachdem Leigh sich stundenlang vergeblich bemüht hatte, ihreTochter aufzuheitern, brachte sie, am Rande eines Nervenzusammenbruchs, Sarah in ihr Bettchen und legte sie auf den

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