Tanz im Feuer
Sachen überprüfen. Ich rufe dich jeden Abend um zehn an. Das verspreche ich dir.« Er lächelte aufmunternd, aber Leigh sah sofort, dass auch ihm dieTrennung nicht leichtfiel. »Dann kannst du ja sehen, wie es wäre, wenn ich weg bin.«
Sie nickte.Vielleicht war ein »Probelauf«, wie er es genannt hatte, gar keine so schlechte Idee.Vielleicht war es ganz gut, wenn sie beide etwas Zeit fanden, sich über ihre Gefühle klarzuwerden. Es war nicht zu leugnen, dass sie sich zueinander hingezogen fühlten, dass die Luft vor erotischer Spannung knisterte, wann immer sie sich sahen.Vielleicht beeinträchtigte das ja ihre Urteilskraft.Wenn jeder etwas Zeit für sich hätte, würden sie vielleicht beide klarer sehen. »Wann musst du weg?«
Er schnitt eine Grimasse. »Morgen.«
Ihr erster Impuls war es, wütend auf ihn zu sein, weil er ihr nicht früher von dieser R eise erzählt hatte; jetzt konnten sie sich nicht einmal mehr sehen, bevor er fortmusste. Doch sie beherrschte sich.Wenn sie sich mit ihm einließ, würde sie sich an diese plötzlichen, unvermutetenTrennungen gewöhnen müssen. Sie lächelte tapfer, wenn auch ein bisschen unsicher. »Ich werde dich vermissen«, gestand sie flüsternd. »Versprichst du mir, dass du anrufst?«
Statt einer Antwort gab er ihr einen Kuss, der wesentlich mehr als nur einen Anruf versprach.
Wenn es nicht ausgerechnetWochenende gewesen wäre, wären dieTage vielleicht schneller vergangen. So aber zogen sich der Samstag und Sonntag in die Länge. Am Samstag fuhr Leigh unter einem fadenscheinigenVorwand ins Einkaufszentrum, nur um aus ihrem schrecklich leeren Haus zu kommen. Es war eine regelrechte Expedition. Ihr wurde deutlich bewusst, wie kompliziert es war, ohne seine Hilfe Sarah zum Ausgehen anzuziehen und sich mit ihr im Kinderwagen in das Einkaufszentrum zu wagen, wo sich die vielen Kunden, die ihreWeihnachtseinkäufe machten, auf die Füße traten. Aber trotzdem fand es Leigh angenehm, ein paar Stunden nicht ständig an Chad denken zu müssen, auch wenn er ihr nie ganz aus dem Kopf ging. Als sie zwei Stunden später vollkommen erschöpft Sarah und ihre Einkäufe ins Haus zurückschleppte, musste sich Leigh endgültig eingestehen, dass es doch sehr praktisch war, einen Mann bei der Hand zu haben.
Wie versprochen rief er um Punkt zehn Uhr abends an. Leigh hatte Sarah schon zu Bett gebracht und ein entspannendes Bad genommen, um sich müde zu machen. Sie lag auf dem Bett und las zerstreut in einem Buch, als dasTelefon klingelte. Den Bruchteil einer Sekunde später hielt sie den Hörer in der Hand. »Hallo?« Sie tat gar nicht erst so, als hätte sie nicht auf seinen Anruf gewartet. Sie war viel zu froh, seine Stimme zu hören, um ihm falschen Stolz vorzuspielen.
Sein »Hallo, Liebling« war Balsam für ihre gespannten Nerven.
Nachdem er ihr ausführlich erzählt hatte, wie der Flug nach Louisiana gewesen war und was er dort getan hatte und sie ihm im Gegenzug ihrenTag geschildert hatte, sagte er: »Ich wünschte, ich könnte jetzt bei dir liegen, Leigh. In deinem Bett. Und dich lieben. Oder dich einfach in meinen Armen halten. O Gott, Leigh, ich kann dir gar nicht sagen, wie ich dich liebe. Und wie ich dich brauche.«
»Ich brauche dich auch.«
»Dann heirate mich.Wir wären ein vollkommenes Paar«, kam postwendend die Antwort.
»Nichts im Leben ist vollkommen, Chad.«
»Wir wären so vollkommen, wie es zwei unvollkommenen Menschen überhaupt nur möglich ist«, verbesserte er sich. Sie hörte ihn seufzen. »Ich liebe dich«, wiederholte er. »Ich würde alles tun, um dich und Sarah glücklich zu machen.«
»Ich weiß«, antwortete sie leise. Aber insgeheim fügte sie hinzu, dass er bestimmt alles tun würde, außer seine Arbeit aufzugeben. Müde fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar.Vielleicht konnte sie ja lernen, damit zu leben.Wenn sie dieses Opfer bringen musste, falls sie mit Chad zusammenbleiben wollte, dann würde sie vielleicht lernen, sich damit abzufinden.
Mit jedemTag hatte sie das Gefühl, sich eher mit dieserVorstellung abfinden zu können. Sie war froh, als sie am Montag endlich wieder zur Arbeit gehen konnte. Den Sonntag hatte sie damit verbracht, ihr sowieso sauberes Haus auf Hochglanz zu bringen, nur damit sie irgendwie beschäftigt war. Im Einkaufszentrum wurde sie eigentlich auch nicht gebraucht, aber sie suchte sich einfach Arbeit.Wenn sie allein mit Sarah zu Hause blieb, würde sie bloß spüren, wie leer ihr Haus und ihr Leben ohne Chad war.
Er
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